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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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vorkam, und als sie ein zweites Mal hinschaute, erkannte sie den alten Überzieher ihres Vaters, der bei ihrem Auszug aus der Oakley Street auf geheimnisvolle Weise verschwunden war. Sie wandte sich wieder Noel zu. »Ihr wart also in Wiltshire. Bei wem?«
    »Bei einem Ehepaar namens Early, sie sind Freunde von Amabel. Aber wir sind nach dem Lunch abgefahren, und ich habe gedacht, wo ich dich seit dem Krankenhaus nicht mehr gesehen habe, sollte ich kurz reinschauen und sehen, wie du zurechtkommst.« Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Ich muß sagen, du siehst großartig aus. Ich hatte befürchtet, du seist blaß und leidend und hättest die Beine auf einen Schemel gelegt.«
    Penelope war jedesmal irritiert, wenn jemand das Krankenhaus erwähnte.
    »Es war blinder Alarm. Mir fehlt überhaupt nichts. Nur Nancy macht wie üblich aus einer Mücke einen Elefanten, und ich kann es nicht ausstehen, bemuttert zu werden.« Dann bekam sie Gewissensbisse, denn es war wirklich sehr freundlich von ihm, daß er den ganzen Weg gekommen war, um zu sehen, wie es ihr ging. »Es ist sehr nett von dir, daß du an mich gedacht hast, aber wie du siehst, geht es mir ausgezeichnet. Ich freue mich, euch beide zu sehen. Wie spät ist es eigentlich? Du lieber Himmel, fast halb fünf. Möchtet ihr einen Tee? Gehen wir ins Haus, ich setze sofort Wasser auf. Würdest du Amabel bitte den Weg zeigen, Noel? Ihr geht am besten ins Wohnzimmer. Der Kamin ist an. Ich muß mir nur schnell die Stiefel ausziehen und komme dann nach.«
    Er wandte sich ab und ging mit Amabel zum Wintergarten. Sie sah, wie sie eintraten, und nahm dann die Tür zum Gartenzimmer, wo sie saubere Schuhe anzog und die Jacke an den Haken hängte, um dann nach oben zu gehen, durch die unbenutzten Zimmer in ihr Schlafzimmer und dem Bad daneben, wo sie sich die Hände wusch und ihr Haar in Ordnung brachte. Dann eilte sie die andere Treppe hinunter in die Küche, stellte Wasser auf und deckte ein Tablett. Sie fand eine Büchse mit englischem Kuchen. Noel liebte englischen Kuchen, und das Mädchen, diese Amabel, sah aus, als ob sie etwas zu essen gebrauchen könnte. Penelope fragte sich, ob sie an Magersucht litt. Es hätte sie nicht überrascht. Noel hatte immer die ungewöhnlichsten Freundinnen.
    Sie machte Tee und ging mit dem Tablett durchs Eßzimmer in das Wohnzimmer, wo Amabel, die den alten Mantel ausgezogen hatte, wie eine magere Katze in einer Sofaecke hockte, während Noel Scheite auf die Glut im Kamin schichtete. Penelope setzte das Tablett ab, und Amabel sagte: »Was für ein irres Haus.« Penelope versuchte, sich für sie zu erwärmen. »Ja. Es ist sehr anheimelnd, nicht wahr?«
    Die Stachelbeeraugen blickten auf Die Muschelsucher. »Tolles Bild.«
    »Ja, es fällt jedem auf.«
    »Ist es Cornwall?«
    »Ja. Porthkerris.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich war mal in den Ferien da, aber es hat die ganze Zeit geregnet.«
    »Oh. Wie schade.« Ihr fiel nichts anderes ein, und sie benutzte die nun entstehende Pause, um den Tee einzuschenken. Als sie es getan und die Tassen verteilt und den Kuchen geschnitten hatte, fing sie das Gespräch wieder an.
    »Nun. Erzählt von eurem Wochenende. War es unterhaltsam?« Ja, antwortete sie, es sei ganz lustig gewesen. Eine Party mit zehn Leuten und am Sonnabend eine Schnitzeljagd und dann Dinner in einem Landhaus in der Nähe, und dann ein Ball, und sie seien erst um vier Uhr morgens ins Bett gekommen.
    Für Penelope klang es alles ganz furchtbar, aber sie sagte: »Wie schön.« Da sie offenbar nichts mehr zu berichten wußten, erzählte sie von sich und sagte, daß Olivia mit einem Freund aus Amerika dagewesen sei. Amabel unterdrückte ein Gähnen, und Noel, der mit einer Tasse neben sich am Boden auf einem niedrigen Schemel am Kamin saß und seine langen Beine wie Taschenmesser unter sich zusammengeklappt hatte, hörte höflich, aber - wie Penelope spürte - nicht allzu aufmerksam zu. Sie überlegte, ob sie von Cosmos Tod erzählen sollte, beschloß jedoch, es nicht zu tun. Sie dachte daran, ihm zu sagen, daß Antonia kommen und voraussichtlich einige Wochen in Podmore’s Thatch bleiben würde, aber das würde ihn auch nicht interessieren. Er hatte Cosmo nicht kennengelernt, und was hatte er mit Antonia zu schaffen? Er interessierte sich in Wahrheit für nichts und niemanden außer sich selbst, denn er ähnelte seinem Vater nicht nur äußerlich, sondern hatte auch seinen Charakter.
    Sie wollte ihn gerade nach seiner Arbeit

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