Die Muse des Mörders (German Edition)
einen Kuss auf die Stirn und musterte sie besorgt. »Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
»Ja, ich …« Marie suchte nach den richtigen Worten und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie haben dich freigelassen?«
Er nickte und küsste sie kurz.
»Dank eurer Hilfe. Hättet ihr nicht so sehr an mich geglaubt …«
»Ich bin so froh. Ich bin so froh, dass du hier bist.«
»Ich lasse dich nie wieder allein, das schwöre ich dir.« Oliver küsste sie erneut und nahm ihr Gesicht in die Hände. »Deine Wangen glühen. Hast du Fieber?«
»Es geht mir wieder besser.« Marie lächelte. »Uns geht es wieder besser.«
»Was?« Olivers Blick folgte Maries hinunter zu ihrem Bauch. »Was meinst du?«
Ihr stiegen erneut Tränen in die Augen. Sie ergriff Olivers Hand und legte sie auf ihren Bauch.
»Ich bin schwanger«, flüsterte sie.
Jetzt wurde auch Oliver blass, doch dann lachte er auf.
»Das ist nicht dein Ernst! Bist du dir sicher?«
»Ja.« Marie strahlte. Seine Freude war ansteckend und sie spürte zum ersten Mal wieder so etwas wie Hoffnung in sich aufsteigen.
»Das ist ja …« Oliver schüttelte den Kopf und küsste sie wieder. »Das ist einfach nur … Ich kann das gar nicht in Worte fassen, ich …«
»Das musst du auch nicht.« Marie lehnte den Kopf wieder an die Brust ihres Freundes und lächelte versonnen. Oliver hatte recht. Jetzt würde alles gut werden.
90.
Dominik war so nervös wie noch nie zuvor in seinem Leben. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wusste, was auf dem Spiel stand, und versuchte, es zu verdrängen, aber es gelang ihm nicht. Die Visionen in seinem Kopf wurden zu wahren Horrorszenarien, die er einfach nicht aus seinen Gedanken bekam.
Er malte sich seine Zukunft aus, ohne Hannah und die Kinder, in einer düsteren Gefängniszelle, umgeben von Vergewaltigern, Mördern und Kannibalen. Er als Polizist würde mit Sicherheit keine Freunde unter den Häftlingen finden.
Dominik stand auf und trat ans Fenster, um sich abzulenken. Draußen rollte der Verkehr vorbei, alles ging seinen gewohnten Gang und er fragte sich, ob auch sein Leben irgendwann wieder normal werden würde.
Nachdem die Analyse der Waffen fehlerhaft gelaufen war, wurden jetzt die Alibis der Polizeibeamten überprüft. Dominiks einziges Problem an der Sache war, dass er keines hatte. Bei der Befragung hatte er improvisieren müssen. Auf die Hilfe von Hannah konnte er nicht zählen und so hatte er Rebecca kurzerhand als Alibi missbraucht. Nur leider wusste die Gerichtsmedizinerin nichts von ihrem Glück. Er musste jetzt hoffen, dass sie für ihn einsprang. Eigentlich hatte sie keinen Grund dazu. Wenn sie für ihn log, setzte sie ihre Karriere aufs Spiel und er wusste, dass ihre Beziehung nicht eng genug war, um so viel für ihn zu riskieren. Er konnte also nur abwarten, bis sein Kollege zurückkam und ihn entweder gehen ließ oder ihm Handschellen anlegte.
Als sich die Tür des Büros endlich öffnete, drohte Dominik beinahe einen Herzschlag zu erleiden. Ruckartig fuhr er zu dem Beamten herum, doch er konnte an dessen Blick nichts erkennen.
»Setzen wir uns.« Der Polizist deutete auf den Platz, auf dem Dominik vorhin schon gesessen und seine Aussage gemacht hatte. Er selbst positionierte sich hinter dem Schreibtisch an seinem Computer.
Dominik setzte sich und verzichtete darauf, seine zitternden Hände zu verbergen. Wenn der Beamte Bescheid wusste, dann war es zu spät für Schauspielerei.
»Chefinspektor Greve.« Der Polizist sah nicht auf, sondern verfolgte mit den Augen einen Text auf seinem Computerbildschirm. »Wir haben Ihr Alibi von der Nacht des 25. September auf den 26. September überprüft.« Er drückte auf einen Knopf und der am Computer angeschlossene Drucker sprang mit einem lauten Geräusch an. »Sie haben angegeben, die Nacht mit der Gerichtsmedizinerin Rebecca Hanker verbracht zu haben.«
Dominiks Herz schlug ihm bis zum Hals. Hatte der Beamte nur eine besonders makabere Art von Humor oder hatte Rebecca sein Alibi tatsächlich bestätigt? Vielleicht war sie auch nicht zu erreichen gewesen und er lief nun Gefahr, eine Nacht in U-Haft zu verbringen.
»Richtig.« Dominiks Stimme bebte. Am liebsten wollte er über den Schreibtisch springen und seinen Kollegen so lange würgen, bis dieser endlich weiterredete.
»Frau Hanker hat Ihr Alibi bestätigt.« Der Polizist lehnte sich zurück und sah Dominik an. »Sie hat angegeben, dass Sie in der Tatnacht mit ihr im Labor
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