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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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hypnotisiert von diesem Schmuckstück und vor allem von dem grünen funkelnden Stein gewesen sei. Mitten im Akt griff sie danach, wollte den Anhänger nur einmal berühren. Da hörte der alte Kerl auf, sich zu bewegen. Er machte ein seltsames Geräusch und brach dann über ihr zusammen. Sie versuchte, ihn von sich hinunterzuwälzen, aber der tote Körper war zu schwer. Sie wurde hysterisch, weinte und schrie und schließlich kamen andere Gäste und befreiten sie. Wie demütigend das für sie gewesen sein muss, erwähnte René mit keinem Wort. Er erzählte mir nur, dass sie von da an überzeugt gewesen war, mit einem Fluch belegt zu sein. Seit er ein Kleinkind war und einen halbwegs wachen Geist besaß, erzählte sie ihm die Geschichte immer und immer wieder. Sie schilderte ihm in allen Details, wie schön, wie perfekt dieses Schmuckstück gewesen war, das sie überhaupt erst bewogen hatte, mit dem alten Kerl mitzugehen. Ihre eigene Schönheit verging und ihr Verstand löste sich in Drogen und Alkohol auf, aber diese Geschichte konnte sie immer noch mit einer Leidenschaft erzählen, die sie an ihren einzigen Sohn weitergab. Von klein auf hatte er eine Faszination für Gold und für Edelsteine, die für Kinder untypisch war. Schon als kleiner Junge griff er nach den Schmuckstücken alter Frauen, die sich zu ihm herunterbeugten, um ihn zu hätscheln. Treffsicher wusste er von Anfang an echten von unechtem Schmuck zu unterscheiden. 
    Als Halbwüchsiger stahl er Gold und Juwelen und bekam von seinem Vater dafür eine Tracht Prügel nach der anderen. Also tat er irgendwann das einzig Richtige. Er ging von zu Hause weg und wurde Goldschmied. 
    »Das ist daraus geworden«, sagte René und blickte auf. 
    Ein kleiner Teil des Ausmaßes seiner Tragödie wurde mir bewusst. Seine Mutter hatte ihm eingeredet, dass ein Fluch ihn beherrschte, und an diesen Fluch glaubte er. Er erzählte mir von dem dunklen Stern, der seit seiner Kindheit sein einziger Gefährte sei. Eine unsichtbare Stimme, die von ihm verlangte, Dinge zu tun, und ihm damit drohte, dass sie ihn sonst töten würde. Dieser dunkle Stern sei es, der ihn dazu zwang, sich seinen Schmuck zurückzuholen. 
    »Er spricht sogar jetzt zu mir. Sogar jetzt gerade.« Seine Stimme war zu einem Flüstern gesenkt und er starrte mich durchdringend an. 
    Es war unheimlich. Ich brachte all meinen Mut auf und schüttelte den Kopf. Ich weiß nicht, was ich mir erhoffte. Dass ich ihm helfen konnte? Ihm klar machen konnte, dass er Hilfe brauchte? 
    »Ich kann nichts hören, René.« 
    Wieder lachte er und sah mich an, als sei ich der Verrückte. 
    »Wenn er wollte, dass du ihn hörst, Oliver, dann würdest du ihn hören.« 
    Er erzählte mir von seinem ersten Mord. Wie er selbst fassungslos gewesen war, als der Dolch im Herzen des Mannes gesteckt hatte, und wie sein dunkler Stern ihn beruhigt hatte. Was soll der Tote denn mit dem Schmuck? Los, nimm ihn dir, er gehört dir doch! Es ist doch nur gerecht! 
    »Ich hatte ihn doch getötet, ich verstand nicht, was daran gerecht sein sollte. Ich zog die Kette aus seiner Tasche, sah, wie perfekt sie war, und da verstand ich, dass er sie nie verdient hatte. Dass mein dunkler Stern ihn nur aus diesem einen Grund zu mir geschickt hatte.« 
    Es war unfassbar, wie tief René in diesem Wahn steckte, aber ich konnte nichts für ihn tun. Egal, wie ich versuchte, ihm verständlich zu machen, dass er Probleme hatte, er integrierte all meine Argumente in sein System aus Wahnvorstellungen. Ich fühlte mich schuldig, denn mir wurde bewusst, dass er mit dem Töten angefangen hatte, nachdem Marie meine Freundin geworden war. Nach meinem ersten verstörenden Erlebnis in Renés Atelier. Zwar verstand ich die Zusammenhänge nicht ganz, aber das war mir in dem Moment egal. Ich glaubte felsenfest, dass ich Maries Vater dazu getrieben hatte, diese Dinge zu tun, und dass es meine Pflicht war, ihr Leben nicht vollends zu zerstören. Das glaube ich immer noch.
     
     

73.
    Madeleine fühlte sich, als schwirre ein Stück von René Kardos’ Wahnsinn im Raum umher und warte nur auf den passenden Moment, um sie zu infizieren. Es fiel ihr schwer, Oliver zu glauben. Zu lebhaft war die Erinnerung an die große Sympathie, die sie für den charmanten Goldschmied empfunden hatte. Sie war aber alt genug, um zu wissen, dass sie in Menschen nicht hineinschauen konnte. 
    Oliver trank einen Schluck Wasser und wirkte, als stecke er mit den Gedanken noch in den

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