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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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Aufmerksamkeit erregte. Es zeigte einen deutlich jüngeren René Kardos, der die kleine Marie auf dem Arm hielt. Der Hintergrund verriet, dass das Bild auf dem Stephansplatz aufgenommen worden war. Das Mädchen, es mochte vielleicht zwei gewesen sein, hielt ein Eis in der Hand und lachte in die Kamera. Der Goldschmied blickte seine Tochter an. Um die Hand des Armes, mit dem er sie hielt, war ein dünner weißer Verband gewickelt. Neben den beiden stand eine Frau, die Madeleine zuerst nicht einordnen konnte, dann fielen ihr die großen blauen Augen auf und sie verstand. Die schlanke, hübsche, aber unauffällige Blondine musste Maries Mutter sein. Wie das Mädchen sah auch sie in die Kamera, aber ihr Lächeln war verhaltener. Madeleine betrachtete das Bild eine Zeit lang, doch es verriet ihr keine Geheimnisse. Einem Gefühl folgend, steckte sie es ein. Die anderen Dokumente räumte sie wieder in den Karton, dann überlegte sie es sich anders und nahm auch Maries Geburtsurkunde mit. 
     
     
     

80.
    Im Keller gab es nur eine einzige verschlossene Tür. Madeleine sah sich das große Vorhängeschloss an, doch sie machte sich keine Illusionen. Sie hatte noch nie in ihrem Leben ein Schloss geknackt und ihr fehlten die nötigen Kenntnisse, um heute damit anzufangen. Sie warf einen Blick durch die Ritzen der verzogenen Holztür, doch dahinter war alles stockfinster. Irgendetwas musste aber hier drinnen sein, sonst hätte sich Kardos kaum die Mühe gemacht, den kleinen Raum zu verriegeln. Madeleine überlegte kurz, dann zog sie ihr Handy aus der Handtasche und suchte Lucys Nummer heraus. Wenn jemand aus ihrem Umfeld wusste, wie Schlösser zu knacken waren, dann ihr Hausmädchen. 
     
    Gleich von Beginn an wirkte Lucy, als ob sie sich in dem Haus unwohl fühlte. Seit gut fünf Minuten machte sie sich schimpfend an dem Schloss zu schaffen. 
    »Verdammt noch einmal …« Mit spitzen Fingern drehte sie es zu sich und blickte in das winzige Schlüsselloch. 
    »Du musst nicht nervös sein, Lucy. Er wird wohl kaum auftauchen.«
    »Trotzdem, hier ist alles so …« Sie schüttelte den Kopf. 
    Madeleine wechselte lieber das Thema und fragte nach Neuigkeiten von Marie. 
    »Sie wurde noch nicht untersucht, aber sie hatte auch keine neuen Blutungen.«
    Madeleine nickte und sah angespannt zu. Jetzt, da sie Lucy in die Sache hineingezogen hatte, wollte sie noch viel weniger von der Polizei oder sonst jemandem erwischt werden. 
    »Ha«, sagte Lucy voll grimmigem Triumph und Madeleine sah, dass das Schloss aufgesprungen war. »Da haben wir’s.«
    Lucy stand auf und ließ die schwere Kette zu Boden fallen. Madeleine öffnete die Tür, deren Scharniere so gut geölt waren, dass sie lautlos aufschwang. Kurz darauf erstrahlte der Raum in hellem Licht und Madeleine sah sich einem breiten Regal gegenüber, in dem vier verzierte Holzkisten standen. Auch Lucy blickte die Kästchen an. 
    »Ein Abstellraum mit Kisten drin, das hat sich ja gelohnt.« Ernüchtert stemmte sie die Hände in die Hüften. 
    Madeleine schüttelte nur den Kopf und trat näher an das Regal heran. 
    »Denk doch nach, Lucy. Der Dolchstoßmörder hat fünf Mal zugeschlagen und einmal hat er seine Beute mir zukommen lassen.«
    Lucy sah sie aus aufgerissenen Augen an. 
    »Du meinst …«
    Madeleine erwiderte ihren Blick, dann wandte sie sich wieder den hölzernen Kästchen zu. Das hier musste es sein. René Kardos’ Allerheiligstes. Sie konnte den toten Goldschmied förmlich an ihrer Seite spüren. Sie sah ihn, wie er mit den Fingern über die Kisten strich und mit glänzenden Augen eine nach der anderen öffnete. Madeleines Finger fanden den Mechanismus, der das erste Kästchen öffnen würde. Sie stellte sich vor, wie er für eine Sekunde die Augen geschlossen haben mochte, für einen kurzen Moment erschüttert über die archaischen Gelüste, denen er sich hingegeben hatte und Nacht für Nacht aufs Neue hingab. 
    Klick. Das Schmuckkästchen sprang auf. Es war mit schwarzem Samt ausgeschlagen und eine Halskette funkelte neben zwei Ohrringen darin. Gleißendes Gold und blutrote Rubine, deren Schliff ihnen eine fast unheimliche Lebendigkeit gab. Dieses Geschmeide war nahezu so atemberaubend wie die Stücke, die er ihr geschenkt hatte. Sie sah, wie sich der Glanz der Juwelen in seinen wirren Augen spiegelte und wie sie für ihn trotz ihrer Schönheit von Nacht zu Nacht an Faszination verloren. Sie öffnete das zweite kleinere Kästchen. Es enthielt einen Ring, der

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