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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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. Ei n echte s Komikergespann . S o ähnlic h wi e diese lustige n kleine n Kerlche n i m Fernsehen . Erni e un d Bert . Nur daß diese beiden Willie und Bill heißen. Klingt doch nett, wie? Willi e un d Bill.»
    «Un d wi e habe n Si e di e kennengelernt?»
    «Letzte n Mona t i n Atlanti c City , rei n zufällig . Manchma l fahr ich da zu einem Spielchen hin, und die beiden sind mal kurz mit eingestiegen . Nac h zwanzi g Minute n hatte n si e jeder fünftausen d Dolla r verloren . S o wa s Dämliches , wi e di e gesetzt haben , is t mi r noc h ni e untergekommen . Di e dachten , mit Bluffe n könnte n si e alle s mache n – al s o b si e di e einzigen wären , di e spiele n könnten , un d wi r andere n hätte n nichts andere s i m Kopf , al s au f ihr e plumpe n Trick s reinzufallen . Ein paa r Stunde n späte r bi n ic h au f ei n Spie l i n ein s de r Kasinos rüber , un d d a ware n si e wieder , d i esmal am Roulettetisch. Der Dick e komm t au f mic h z u - »
    «Flower.»
    «- genau, Flower. Der kommt also auf mich zu und sagt: Sie haben Format, gefällt mir, mein Sohn, Sie sind ein beachtlicher Pokerspieler . Un d dan n mein t e r weiter , fall s ic h ma l Lus t hätte, i n alle r Freundschaf t ei n Spielche n mi t ihne n z u machen , se i ich jederzeit in ihrem Haus willkommen. So war das. Ich sagte, aber ja , ic h würd e ger n ma l mi t ihne n spielen , un d letzt e Woch e hab ich sie angerufen und mich für kommenden Montag angemeldet. Desha l b bi n ic h j a s o saue r wege n heut e nacht . Wär e ein herrliche s Erlebni s geworden , ei n echte r Spaziergan g au f der Siegerstraße.»
    «Si e sagte n ebe n ‹ih r Haus› . Sol l da s heißen , da ß di e beiden zusammenleben?»
    «Si e sin d j a ei n gan z Schlauer . Tja , da s ha b ic h ges a g t – ‹ihr Haus›. Hört sich ein bißchen seltsam an, aber ich glaub nicht, da ß da s Tunte n sin d ode r s o was . Sin d beid e übe r fünfzig , und ware n beid e verheiratet . Stone s Fra u is t tot , Flowe r un d seine Fra u sin d geschieden . Beid e habe n ei n paa r Kinder , un d St o ne
    is t soga r scho n Großvater . Wa r vo r seine m Lottogewinn Optometriker , un d Flowe r Wirtschaftsprüfer . Gan z normale Mittelklassetypen . Lebe n blo ß zufälli g i n eine r Zwanzi g - Zimme r - Villa und kriegen jedes Jahr steuerfreie eins Komma dre i fün f Millione n Dollar. »
    «Ic h schätze , Si e habe n Ihr e Hausaufgabe n gemacht.»
    «Sa g ic h doch , ic h ha b si e überprüft . Ic h spiel e nich t gern, wen n ic h nich t weiß , mi t wem.»
    «Mache n Si e noc h irgen d etwa s andere s auße r Pokerspielen?»
    «Nein , nichts . Nu r Poker.»
    «Kein Job? Nichts, was I hne n durchhilft , wen n Si e ma l eine
    Pechsträhn e haben?»
    «Ic h ha b ma l i n eine m Kaufhau s gearbeitet . Da s wa r i n dem Sommer , al s ic h vo n de r Hig h - Schoo l we g bin . Di e habe n mich i n di e Abteilun g fü r Herrenschuh e gesteckt . Di e reinst e Hölle, kan n ic h Ihne n flüst ern, der totale Scheiß. Auf Händen und Knien rumrutschen wie ein Hund, und dauernd den Gestank von dreckigen Socken einatmen. War immer kurz vorm Kotzen. Hab nac h dre i Woche n gekündigt , un d seithe r hatt e ic h keine n festen Jo b mehr.»
    «Und Sie kommen allein gu t zurecht?»
    «Ja , allerdings . Natürlic h ha b ic h gut e un d schlecht e Zeiten, abe r e s gib t nichts , womi t ic h nich t ferti g werde . Hauptsache, ic h kan n tun , wa s ic h will . Wen n ic h verliere , geht’ s mi r a n den eigene n Arsch . Wen n ic h gewinne , kan n ic h da s Gel d b ehalten. Ic h mu ß mi r vo n keine m wa s sage n lassen.»
    «Si e sin d Ih r eigene r Boss.»
    «Genau . Ic h bi n mei n eigene r Boss . Ic h zahl e mein e Zeche selbst.»
    «D a müsse n Si e j a ei n ziemlic h gute r Spiele r sein.»
    «Da s bi n ich , abe r ic h mu ß noc h besse r werden . Denke n Sie ma l a n di e Große n – Leut e wi e Johnn y Moses , Amarill o Slim,
    Doyl e Brunson . Mi t diese n Type n wil l ic h i n ein e Liga . Schon ma l vo m Binion’ s Horsesho e Clu b i n La s Vega s gehört ? Da wird die Weltmeisterschaft im Poker ausgetragen. In ein paar Jahre n werd e ic h s o wei t sein , d a mitzumachen , denk e ich . Das is t mei n Ziel . Genu g Bargel d zusammenkriegen , u m mic h da reinzukaufe n un d mi t de n Beste n au f eine r Stuf e z u stehen.»
    «Da s hör t sic h j a alle s gan z net t an , Mann . E s is t gut , Träume z u haben , di e helfe n eine m weiter z ukommen. Aber das kommt ers

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