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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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einfach wieder verschwunde n wäre . Ic h ha b dauern d mein e Mutte r nac h ihm gefragt, aber sie war da immer ziemlich kurz angebunden, wollt e nich t mi t de r Sprach e raus . Späte r erfuh r ic h dann , da ß er e i n paa r Jahr e i m Ba u gesesse n hatte . Dahe r auc h di e Scheidung, erzählt e si e mir . E r hatt e Drec k a m Stecken.»
    «Wa s ha t e r den n angestellt?»
    «Hatt e mi t irgendeine m Aktienschwinde l z u tun . Si e wissen schon, so Aktien einer Phantomfirma verhökern. Betrügereien de r gehobene n Klasse.»
    «Nachde m e r rausgekomme n ist , mu ß e s ih m abe r doch gutgegange n sein . Jedenfall s gu t genug , u m eine n Cadilla c zu fahren.»
    «Tja , anzunehmen . Ic h glaub , e r ha t i n Florid a Immobilien verkauft . Ha t i m Lan d de r Eigentumswohnunge n da s groß e Geld gemacht.»
    «Abe r Si e sin d sic h nich t sicher.»
    «Ich weiß überhaupt nichts sicher. Hab schon lange nichts meh r vo n ih m gehört . Könnt e genausogu t längs t to t sein.»
    «Abe r dre i ode r vie r Jahr e späte r is t e r noc h ma l aufgetaucht.»
    «Au s heitere m Himmel , ge n au wie beim ersten mal. Inzwische n hatt e ic h ih n längs t aufgegeben . Vie r Jahr e Warten sin d ein e lang e Zeit , wen n ma n ei n Kin d ist . Komm t eine m vor wi e ein e verdammt e Ewigkeit.»
    «Un d wa s habe n Si e mi t de n hunder t Dolla r gemacht?»
    «Komisch , da ß Si e danac h fr a gen . Zuers t wollt e ic h sie ausgeben . Eine n schicke n neue n Baseballhandschu h kaufe n oder s o was , abe r nicht s wollt e mi r s o richti g zusagen , ic h konnte mic h einfac h nich t davo n trennen . Als o ha b ic h si e di e ganzen Jahr e aufbewahrt , i n eine r kleine n Schachte l i n de r Schublade mi t meine r Unterwäsche . Un d jede n Aben d ha b ic h sie rausgehol t un d mi r angesehe n – blo ß u m siche r z u sein , da ß sie auc h wirklic h d a waren.»
    «Und wenn sie da waren, bedeutete das, daß Sie wirklich
    Ihre n Vate r getroffe n hatten.»
    «S o ha b ic h das nie gesehen. Aber, ja, könnte schon sein. Wenn ich das Geld behielt, dann sollte das wohl bedeuten, daß mei n Vate r zurückkomme n würde.»
    «Kinderlogik.»
    «Zu m Heulen , wi e blö d ma n al s Kin d ist . Nich t z u glauben, da ß ic h damal s s o gedach t habe.»
    «Haben w i r alle . Da s gehör t zu m Erwachsenwerden.»
    «Tja , da s wa r alle s ziemlic h kompliziert . Meine r Mutte r hab ic h da s Gel d ni e gezeigt , nu r a b un d z u ha b ic h e s au s der Schachte l genomme n un d meine m Freun d Wal t zu m Halten gegeben . Da s fan d ic h gut , wei ß auc h nich t warum . Al s o b ich gewuß t hätte , wen n e r e s anfaßt , is t e s kein e Erfindun g vo n mir. Abe r da s Komisch e dabe i war , nac h ungefäh r sech s Monaten ka m mi r di e fix e Idee , da s Gel d se i falsch , de r Schei n se i eine Blüte . Vielleich t hatt e Wal t wa s i n de r Richtun g ges agt, ich wei ß nich t mehr , erinner e mic h abe r noc h genau , da ß ic h dachte, wen n da s Gel d falsc h ist , dan n kan n de r Typ , de r e s mi r gegeben hat , auc h nich t mei n Vate r gewese n sein.»
    «Imme r i m Kreis.»
    «Ja. Immer weiter im Kreis herum. Eines Tages kamen Walt u n d ic h darau f z u sprechen , un d e r sagte , wi r könnte n da s nur rausfinden , wen n wi r mi t de m Gel d zu r Ban k gingen . Ic h wollte e s ers t nich t au s de m Zimme r lassen , abe r d a ic h e s sowies o für Falschgeld hielt, spielte das eigentlich keine Rolle mehr. Also gehe n wi r zu r Bank , un d wi r habe n solche n Bamme l vo r einem Raubüberfall , da ß wi r übe r di e Straß e schleichen , al s o b wir irgendeinen gefährlichen Auftrag zu erledigen hätten. Der Kassiere r i n de r Ban k wa r dan n seh r nett . Wal t sag t z u ihm:
    ‹Mei n Freun d hie r wil l w issen, ob dieser Hunder t - Dollar - Schein ech t ist› , un d de r Kassiere r nimm t ih n un d sieh t ih n sic h sehr sorgfälti g an . Ha t soga r ein e Lup e benutzt , u m ganz sicherzugehen.»
    «Un d wa s ha t e r gesagt?»
    «‹De r is t echt , Jungs› , sagt e er . ‹Ein e echt e U . S. - Banknote. »›
    «Als o wa r de r Mann , de r Ihne n de n Schei n gegebe n hat, wirklic h Ih r Vater.»
    «Korrekt . Abe r wa s ha b ic h jetz t davon ? Wen n de r Typ wirklic h mei n Vate r ist , waru m komm t e r dan n nich t zurüc k und besuch t mic h mal ? Wenigsten s eine n Brie f ode r s o wa s könnte e r doc h schreiben . Abe r anstat t deswege n di e Wu t zu bekommen, erfinde ich Geschichten, die

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