Die Musik des Zufalls
, un d di e beide n setzte n sic h zu m Lunch . Pozzi arbeitet e mi t Genu ß a n seine m Steak , abe r nac h mehreren Minute n stetige n Kauen s un d Schlucken s legt e e r Messe r und Gabe l weg , al s hätt e e r plötzlic h di e Lus t v erloren . E r lehnt e sich au f seine n Stuh l zurüc k un d sa h sic h i m Zimme r um . «Komisch, wie einem plötzlich die Erinnerungen kommen», sagte er mit gedämpfte r Stimme . «Ic h wa r scho n ma l i n diese m Hotel , hab abe r lang e nich t meh r dra n gedacht . Jahrelang.»
«D a m üsse n Si e j a noc h seh r jun g gewese n sein , wen n e s so lang e he r ist» , sagt e Nashe.
«Tja , d a wa r ic h noc h ei n kleine s Kind . Mei n Vate r wa r mal mi t mi r hier , a n eine m Wochenend e i m Herbst . D a mu ß ic h elf ode r zwöl f gewese n sein.»
«Nu r Si e beide ? Ohn e Ihr e Mu t ter?»
«Si e ware n geschieden . Habe n sic h getrennt , al s ic h noc h ein
Bab y war.»
«Un d Si e habe n be i ih r gelebt?»
«Ja , i n Irvington , Ne w Jersey . Da bin ich aufgewachsen. Traurige, schäbige Kleinstadt.»
«Habe n Si e Ihre n Vate r öfte r gesehen?»
«Ich kannte ihn ka u m.»
«Un d dan n is t e r eine s Tage s aufgetauch t un d ha t Si e ins
Plaz a mitgenommen.»
«Ja, so ungefähr. Vorher hatte ich ihn aber auch schon mal gesehen . Da s erst e Ma l wa r seltsam , ic h glaub , da s wa r das gruseligste Erlebnis meines Lebens. Ich war damals acht, e s war Hochsommer , un d ic h sitz e au f de r Vordertrepp e unseres Hauses . Mein e Mutte r wa r zu r Arbeit , un d ic h sit z d a ganz allein , lutsch e a n s o eine m Orangenei s un d se h übe r di e Straße. Frage n Si e mic h nicht , wies o ic h weiß , da ß e s Orangenei s war, ich weiß e s eben. Kommt mir vor, als hätte ich das verdammte Din g noc h imme r i n de r Hand . E s wa r ei n heiße r Tag , un d ich sit z d a mi t meine m Orangenei s un d überlege , o b ich , wen n ich dami t ferti g bin , auf s Fahrra d steige n un d z u meine m Freund Wal t fahre n soll ; de r k ö nnt e de n Gartenschlauc h hinter m Haus andrehen . Da s Ei s fäng t scho n an , mi r auf s Bei n z u tropfen , und plötzlic h komm t d a s o ei n große r weiße r Cadilla c gan z langsam die Straße runter. Ein irrer Schlitten. Nagelneu und blitzsauber, mi t Spinnweb - Radkappe n un d Weißwandreifen. Der Typ hinter m Steue r sieh t aus , al s o b e r sic h verfahre n hätte . Bremst vor jedem Haus ab, reckt den Hals aus dem Fenster und sieht nac h de n Hausnummern . Währen d ic h mic h als o überal l mit de m dämliche n Ei s bekleckere , beobacht e ic h da s alles , und plötzlic h bleib t de r Wage n stehen , un d de r Ty p stell t de n Motor ab . Gena u vo r unsere m Haus . E r steig t au s un d komm t au f mich z u – ha t eine n grellweiße n Anzu g a n un d lächel t brei t und freundlich . Ers t dacht e ich , da s is t Bill y Martin , e r sa h ihm zi e mlic h ähnlich . Si e wisse n schon , de r Baseballmanager . Und ich denke: warum kommt Billy Martin mich besuchen? Will er mic h al s seine n neue n Schlägerträge r engagiere n ode r was? Mann , wa s fü r ei n Schei ß eine m al s Kin d s o durc h di e Birne geht . N a ja , al s e r n o c h nähe r kommt , seh e ich , da ß e s doc h nicht Bill y Marti n ist . Jetz t bi n ic h richti g verwirrt , un d ehrlic h gesagt,
ic h krieg e e s mi t de r Angs t z u tun . Ic h wer f da s Ei s i n die Büsche, aber bevor ich mir überlegen kann, was ich sonst noch mache n könnte , steh t der Typ auch schon vor mir. ‹Hallo, Jack›, sag t er . ‹Lang e nich t gesehen. › Ic h wei ß ga r nicht , wovo n er redet , abe r d a e r meine n Name n kennt , denk e ich , e r is t ein Freun d vo n meine r Mutte r ode r s o was . Als o sa g ic h ihm , meine Mutte r is t au f de r Arbeit , v e rsuch e gan z höflic h z u sein , abe r er sagt , ja , da s wüßt e er , e r hätt e gra d mi t ih r drübe n i m Restaurant gesprochen . D a ha t mein e Mutte r damal s gearbeitet , als Kellnerin . Un d darau f ich : ‹Si e wolle n als o z u mir? › Un d er:
‹Erraten, Junge. Ich dachte, es wär ma l wiede r Zeit , da ß wir voneinande r hören . Al s ic h dic h da s letzt e Ma l gesehe n hab, hattes t d u noc h Windel n an. › Da s ganz e Gespräc h komm t mir imme r spanische r vor , un d ic h kan n mi r nu r noc h vorstellen , daß de r Ty p mei n Onke l Vinc e sei n muß , de r nac h Kalif ornien abgehaue n ist , al s mein e Mutte r noc h ei n Kin d war . ‹D u bist Onkel
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