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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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noc h ei n paa r davon . Di e linder n de n Schmerz.»
    «Danke , Mami» , sagt e Pozzi . «Ic h hoffe , d u has t nic h ts dagegen , wen n ic h da s Abendgebe t heut e auslasse . Sa g Gott einfach , ic h wär e z u müd e gewesen , okay?»
    Nash e gin g durc h da s Ba d rüber , verschlo ß beid e Türe n und setzt e sic h au f sei n Bett . Plötzlic h wußt e e r nich t meh r weiter, hatt e kein e Ahnung , wa s e r mi t de m Res t de s Abend s anfangen sollte . E r überlegte , o b e r ausgehe n un d irgendw o etwa s essen sollte , abe r a m End e entschie d e r sic h dagegen . E r wollt e sich nich t allz u wei t vo n Pozz i entfernen . E s würd e zwa r nichts passiere n (d a wa r e r ziemlic h sicher) , ab e r zugleic h hatt e e r das Gefühl , e s wär e falsch , alle s al s selbstverständlic h z u betrachten.
    Um sieben bestellte er beim Zimmerservice ein Sandwich und ein Bier und stellte den Fernseher an. Die Mets spielten an diese m Aben d i n Cincinnati , un d e r verfolgt e da s Spie l bi s zum neunten Inning, wobei er auf dem Bett saß und immer wieder di e neue n Karte n mischte , u m ein e Patienc e nac h de r andere n zu legen . U m hal b el f macht e e r de n Fernsehe r au s un d legt e sich mi t eine r Taschenbuchausgab e vo n Rousseau s Bekenntniss e n ins Bett , mi t dere n Lektür e e r währen d seine s Aufenthalt s in Saratoga angefangen hatte. Kurz vor dem Einschlafen kam er an di e Stelle , w o de r Verfasse r i n eine m Wal d steh t un d mi t Steinen nac h Bäume n wirft . Wen n ic h diese n Bau m mi t diese m Stein treffe , sag t Roussea u z u sic h selbst , dan n wir d vo n jetz t a n alles i n meine m Lebe n gutgehen . E r wirf t de n Stein , triff t abe r nicht. De r zähl t nicht , sag t er , heb t eine n andere n Stei n au f un d geht ei n paa r Mete r nähe r a n de n Bau m heran . Wiede r triff t er daneben . Au c h de r zähl t nicht , sag t er , un d dan n trit t e r noch
    nähe r a n de n Bau m hera n un d nimm t eine n neue n Stein . Wieder daneben . Da s wa r nu r de r letzt e Wur f zu m Aufwärmen , sag t er, der nächste gilt dann aber wirklich. Zur Sicherheit stellt er sich nu n direk t vo r d e n Baum , geh t unmittelba r vo r de m Zie l in Stellung . E r is t jetz t keine n halbe n Mete r meh r davo n entfernt, s o nahe , da ß e r ih n mi t de r Han d erreiche n kann . Dan n wirf t er de n Stei n gena u gege n de n Stamm . Erfolg , sag t er , ic h hab’s geschafft . Vo n diese m Auge n blick an wird das Leben mir nicht meh r s o übe l mitspiele n wi e bisher.
    Nash e fan d dies e Stell e amüsant , zugleic h abe r s o peinlich, da ß e r nich t darübe r lache n konnte . Ein e solch e Ehrlichkei t war letzte n Ende s furchtbar , un d e r fragt e sich , w o Roussea u den M ut hergenommen hatte, so etwas über sich selbst zu offenbaren, einen derart nackten Selbstbetrug einzugestehen. Nash e knipst e di e Lamp e aus , schlo ß di e Auge n un d lauschte de m Summe n de r Klimaanlage , bi s e r e s nich t meh r hören konnte . Irgendwan n i m Lau f de r Nacht träumte er von einem Wald, wo der Wind mit dem Geräusch von Karten, die gemischt werden , durc h di e Bäum e fuhr.
    A m nächste n Morge n zögert e Nash e de n Tes t weite r hinaus. Inzwische n wa r da s fas t z u eine r Ehrensach e geworden , als stünd e i n Wahrhei t e r s elbst und nicht Pozzis Können beim Kartenspie l au f de m Prüfstand . E s gin g daru m festzustellen , wie lang e e r e s i m Zustan d de r Ungewißhei t aushalte n konnte : s o zu tun , al s hätt e e r di e Sach e vergessen , un d Pozz i mi t de r Macht de s Schweigen s daz u z u bringen , den ersten Schritt zu machen. Wenn Pozzi nichts sagte, würde das bedeuten, daß der Junge nur ein Schwätzer war. Nashe gefiel die Symmetrie dieses Orakelspruchs. Kein e Wort e würde nu r Wort e bedeuten , un d nur Worte würd e bedeuten , da ß da s Ganz e blo ß leere s Gerede, Bluff und Betrug wäre. Wenn Pozzi es ernst meinte, würde er das Thema früher oder später zur Sprache bringen müssen, und je mehr Zeit verging, desto geneigter war Nashe zu warten. Es war ei n weni g so , al s wen n ma n versuchte , gleichzeiti g z u atme n u nd
    di e Luf t anzuhalten , stellt e e r fest , abe r d a e r da s Experiment nun einmal angefangen hatte, würde er es auf jeden Fall auch zu End e führen.
    Pozz i macht e nac h de m lange n Schla f eine n seh r erholten Eindruck . Kur z vo r neu n hört e Nash e ih n di e Dusch e andr e hen, un d zwanzi g Minute n

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