Die Musik des Zufalls
auch ? Es geh t nich t nu r u m di e Konstruktion , sonder n auc h u m di e Zeit. Bi s jetz t hab e ic h fün f Jahr e gebraucht . U m da s erst e Modell fertigzustellen , werd e ic h wahrsch e inlic h noc h einma l fün f Jahre brauchen . Wen n da s Model l de s Modell s s o schwieri g wird , wie ic h vermute , würd e ic h dafü r noc h einma l zeh n Jahr e brauchen, vielleich t soga r zwanzig . Ic h bi n jetz t sechsundfünfzig . Wenn ma n da s zusammenrechnet , werd e ic h gan z s chön alt sein, falls ic h e s j e fertigbekomme . Un d nieman d leb t ewig . Ic h jedenfalls glaube das. Bill mag das anders sehen, aber darauf würde ich nich t allzuvie l setzen . Frühe r ode r späte r werd e ic h wi e jeder ander e dies e Wel t verlassen.»
«Sol l da s heißen» , sagte Pozzi und hob ungläubig die Stimme,
«soll das heißen, Sie wollen Ihr ganzes Leben lang an dem Ding arbeiten?»
«O ja», sagte Stone, geradezu schockiert, daß jemand etwas andere s vermute t habe n konnte . «Abe r selbstverständlich.»
Währen d dies e Bemerkun g sic h setzte , entstan d ein e kurze Pause, und dann legte Flower ihm den Arm um die Schulter und sagte : «Ic h behaupt e nicht , auc h nu r ein e Spu r vo n Willies künstlerische m Talen t z u besitzen . Abe r vielleich t is t da s auch besse r so . Zwe i Künstle r i m Hau s wäre n woh l ei n bißchen übertrieben . Jeman d ha t sic h schließlic h u m di e praktischen Ding e z u kümmern , stimmt’s , Willie ? Au f s o eine r Wel t mu ß es all e mögliche n Arte n vo n Leute n geben.»
Währen d si e Stone s Werkstat t verließen , wiede r i n den Durchgang traten und s ic h de r andere n Tü r näherten , predigte Flower unablässig weiter. «Wie Sie sehen werden, Gentlemen», sagte er, «liegen meine Interessen in einer ganz anderen Richtung . Si e könnte n mic h eine n geborenen Antiquitätensammle r nennen . Ic h spür e historisch e Gegen s tände auf , di e vo n gewisse m Wer t ode r Interess e sind , u m mic h mit greifbaren Zeugnissen der Vergangenheit zu umgeben. Willie stell t Ding e her ; ic h samml e liebe r welche.»
Flower s Hälft e de s Ostflügel s wa r vollkomme n anders eingerichte t al s Stones . Si e wa r kein großer, offener Raum, sonder n aufgeteil t i n ei n Syste m kleine r Zimmer , un d ohn e die Glaskuppel oben hätte darin eine bedrückende Atmosphäre geherrscht . Jede s de r fün f Zimme r wa r vollgestopf t mi t Möbeln, überquellende n Bücherregalen , Teppichen , Topfpfl a nze n und eine r Meng e Trödelkram , al s ging e e s hie r darum , die überladene , schwülstig e Atmosphär e eine s viktorianischen Salon s z u reproduzieren . Wi e Flowe r jedoc h erklärte , hab e die scheinbar e Unordnun g ein e gewiss e Methode . Zwe i Zimmer ware n seine r Biblio t he k gewidme t (Erstausgabe n englische r und amerikanische r Autore n i m einen ; sein e Sammlun g von Geschichtsbücher n i m anderen) ; ei n dritte s Zimme r wa r nu r für sein e Zigarre n d a (ein e klimareguliert e Kamme r mit heruntergezogener Decke, die seinen Vorrat an ha n dgefertigten Meisterwerken beherbergte: Zigarren aus Kuba und Jamaika, vo n de n Kanare n un d de n Philippinen , au s Sumatr a un d der Dominikanische n Republik) ; un d ei n vierte s Zimme r dient e ihm al s Bür o zu r Abwicklun g seine r Finanzgeschäft e (ein altmodische r R a u m wi e di e anderen , abe r zusätzlic h mi t einigem an moderner Bürotechnik bestückt: Telefon, Schreibmaschine, Computer , Faxgerät , Börsenticker , Aktenschränk e un d so weiter). Das letzte Zimmer war doppelt so groß wie die anderen, und da es auch bedeutend weni ge r vollgepfropf t war , fand Nashe es im Gegensatz dazu beinahe anheimelnd. Hier bewahrte Flowe r sein e historische n Denkwürdigkeite n auf.
Lange Reihen verglaster Schauvitrinen beanspruchten die gesamt e Mitt e de s Raums , un d a n de n Wände n standen Mahagonireg a l e un d Schränk e mi t Glastüren . Nash e ka m sich vo r wi e i n eine m Museum . Al s e r Pozz i eine n Blic k zuwarf, verdreht e de r Jung e mi t eine m schräge n Grinse n di e Auge n und macht e dami t eindeuti g klar , da ß e r sic h längs t z u Tode langweilte.
Langweili g fan d Nash e d ie Sammlung nicht, eher kurios. Ordentlic h arrangier t un d etikettier t lage n di e Gegenstände wichtigtuerisch unter dem Glas, aber in Wahrheit waren sie nich t sonderlic h aufregend . De r Rau m wa r ei n Monumen t der Belanglosigkeiten , vollgepack t mi t Dinge n vo n s o
Weitere Kostenlose Bücher