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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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stieße n wi r au f ei n Schlo ß au s de m fünfzehnten Jahrhundert . Eigentlic h nu r ei n Haufe n Steine , gan z allei n in einem klein e n , enge n Tal ; e s wa r s o trauri g un d vernachlässigt, da ß ic h e s in s Her z schloß . U m e s kur z z u machen , ic h beschloß, e s z u kaufe n un d nac h Amerik a transportiere n z u lassen . Das braucht e natürlic h ein e Weile . De r Besitze r wa r ei n alter Geizhal s mi t Name n Mul doon . Patric k Lor d Muldoon , und selbstverständlic h zögert e e r mi t de m Verkauf . Ic h mußte einige s a n Überredungskuns t aufwenden , abe r mi t Gel d geht alles , wi e ma n s o sagt , un d a m End e beka m ich , wa s ic h wollte. Di e Stein e de s Schlosse s wurde n au f Lastwage n verlade n un d zu eine m Schif f i n Cor k transportiert . Dan n wurde n si e übe r den Ozea n geschickt , wiede r au f Laste r verlade n un d z u unserem schöne n Fleckche n i n de n Wälder n vo n Pennsylvani a gebracht. Erstaunlich , wie ? Da s Ganz e ha t einige s gekostet , kan n ich I hne n versichern , abe r habe n Si e wa s andere s erwartet ? Es ware n übe r zehntausen d Steine , un d Si e könne n sic h vorstellen, wa s ein e solch e Frach t gewoge n habe n muß . Abe r woz u sich den Kopf zerbrechen, wenn Geld keine Rolle spielt? Das Schloß is t vo r eine m kn a ppe n Mona t eingetroffen , un d währen d wi r hier sprechen , lieg t e s au f unsere m Grun d un d Bode n – dor t drüben au f eine r Wies e a m Nordran d unsere s Grundstücks . Bedenken Si e nur , Gentlemen . Ei n irische s Schlo ß au s de m fünfzehnten Jahrhundert , zerstör t vo n Olive r Cromwell. Eine bedeutende historisch e Ruine , un d Willi e un d ic h sin d di e Besitzer.»
    «Si e habe n doc h nich t etw a vor , da s Ding wiederaufzubauen? » fragt e Nashe . Au s irgendeine m Grun d kam ihm die Idee grotesk vor. An Stelle des Schlosses sah er nur den gebe u gten alten Lord Muldoon vor sich, wie er sich erschöpft de r nackte n Gewal t vo n Flower s Vermöge n unterwarf.
    «Willi e un d ic h habe n darübe r nachgedacht» , sagt e Flower,
    «de n Gedanke n dan n abe r verworfen . E s fehle n einfac h z u viele Teile.»
    «Ein e Klitterung» , s a gt e Stone . «U m e s wiederaufzubauen, müßte n wi r da s alt e Materia l mi t neue m vermischen . Un d damit verlöre das Ganze seinen Sinn.»
    «D a habe n Si e als o zehntausen d Stein e au f eine r Wiese liegen» , sagt e Nashe , «un d wisse n nicht , wa s Si e damit anfange n sollen.»
    «Das ist vorbei», sagte Flower. «Jetzt wissen wir genau, was wi r dami t anfange n werden . Stimmt’s , Willie?»
    «Allerdings» , sagt e Ston e un d strahlt e plötzlic h vor Vergnügen . «Wi r werde n ein e Maue r bauen.»
    «Genauer gesagt, ein Monument», sagte Flower. «Ein De n kma l i n For m eine r Mauer.»
    «Wi e faszinierend» , sagt e Pozzi , un d sein e Stimm e trof f nur s o vo n salbungsvolle r Verachtung . «Ic h kan n e s kau m erwarten, da s z u sehen.»
    «Ja», sagte Flower, dem der höhnische Tonfall des Jungen entgange n war , «di e Lösun g is t wir k lic h genial , wen n ic h das ma l s o sage n darf . Anstat t z u versuchen , da s Schlo ß zu rekonstruieren, werden wir ein Kunstwerk daraus machen. Für mic h gib t e s nicht s Geheimnisvollere s ode r Schönere s al s eine Mauer . Ic h seh e si e scho n vo r mir : wi e si e hoc h dor t drauße n auf de r Wies e aufragt , ein e riesig e Barrier e gege n di e Zeit . Die Maue r wir d ei n Denkma l ihre r selbs t sein , Gentlemen , eine Symphoni e au s wiederbelebte n Steinen , un d täglic h wir d si e ein Klagelie d au f di e Vergangenhei t singen , di e wi r i n un s tragen . »
    «Ein e Klagemauer» , sagt e Nashe.
    «Ja», sagte Flower, «eine Klagemauer. Eine Mauer aus zehntausen d Steinen.»
    «We r wir d Ihne n da s den n aufbauen , Bill? » fragt e Pozzi.
    «Wen n Si e eine n gute n Bauunternehme r brauchen , könnt e ich Ihnen vielleicht weiterhelfen. Oder haben Sie und Willie etwa vor , da s allei n z u machen?»
    «Ic h denke , dafü r sin d wi r inzwische n ei n bißche n z u alt», sagte Flower. «Unser Faktotum wird die Arbeiter anheuern und die tägliche Durchführung überwachen. Sie haben ihn ja wohl scho n kennengelernt . Sei n Nam e is t Calvi n Murks . E r ha t Sie durch s To r gelassen.»
    «Un d wan n soll’ s losgehen? » fragt e Pozzi.
    «Morgen» , sagt e Flower . «Vorhe r müsse n wi r abe r noc h ein kleines Pokerspielchen hinter uns bringen. Danach ist die Mauer

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