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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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s dor t drüben . Allei n fü r dieses Gebäud e ha t e r vie r Monat e gebraucht.»
    «Ic h arbeit e ger n daran» , sagt e Ston e mi t eine m zaghaften Lächeln . «S o wär e mi r di e Wel t a m liebsten . Alle s i n ihr geschieh t zu r gleiche n Zeit.»
    «Willie s Stad t is t meh r al s blo ß ei n Sp i elzeug» , sagt e Flower,
    «e s is t ein e künstlerisch e Visio n de r Menschheit . Au f ein e Art is t da s Ganz e autobiographisch , abe r genausogu t könnt e ma n es auc h al s Utopi e bezeichne n – e s is t ei n Ort , a n dem Vergangenhei t un d Zukunf t zusammentreffen , w o da s Gute e ndlic h übe r da s Bös e triumphiert . Wen n Si e gena u hinsehen, werde n Si e bemerken , da ß viel e de r Figure n unsere n Willi e hier darstellen . Dor t au f de m Spielplat z sehe n Si e ih n al s Kind . Da hinte n sehe n Si e ih n al s Erwachsene n i n seine r Werkstat t Linsen schleif en . Un d da , a n diese r Straßenecke , sehe n Si e un s beide das Los kaufen. Seine Frau und seine Eltern liegen dort auf dem Friedho f begraben , abe r d a sin d si e noc h einmal , si e schweben als Engel über diesem Haus. Wenn Sie sich etwas vorbeugen, sehe n Si e Willi e un d sein e Tochte r Han d i n Han d au f der Vordertreppe. Das alles könnte man den persönlichen Hintergrund nennen, das private Material, die innere Komponente . Abe r all e dies e Ding e sin d i n eine n größeren Zusammenhang gesetzt. Sie sind bloß ein Beispiel, die Illustratio n de r Reis e eine s einzige n Manne s durc h di e Stad t der Welt . Betrachte n Si e da s Gerichtsgebäude , di e Bibliothek , die Ban k un d da s Gefängnis . Willi e nenn t die s di e vie r Reich e der Zusammengehörigkeit, und jedes einzelne spielt eine entscheidend e R olle bei der Aufrechterhaltung der Harmonie in dieser Stadt. Wenn Sie sich das Gefängnis ansehen, werden Sie bemerken , da ß sämtlich e Insasse n zufriede n a n ihren verschiedene n Aufgabe n arbeiten , da ß si e all e lächeln . Si e sind nämlic h froh , da ß si e fü r ihr e Verbrechen bestraft worden sind, un d jetz t lerne n sie , wi e si e durc h hart e Arbei t da s Gut e i n sich wiedergewinne n können . Da s find e ic h s o inspirieren d an Willie s Stadt . Si e is t imaginä r un d gleichzeiti g realistisch . Das Bös e existier t noch , abe r di e Regi erung der Stadt hat herausgefunden , wi e diese s Bös e i n Gute s verwandel t werden kann . Hie r regier t Weisheit , obwoh l de r Kamp f immer weitergeht , un d vo n alle n Bürger n wir d groß e Wachsamkeit verlang t – denn jeder einzelne trägt die ganze Stadt in sich selbst . Willia m Ston e is t ei n große r Künstler , Gentlemen , und ic h betracht e e s al s ein e enorm e Ehre , mic h z u seine n Freunden zähle n z u dürfen.»
    Al s Ston e erröten d z u Bode n blickte , zeigt e Nash e au f eine frei e Fläch e au f de r Plattfor m un d fragt e ihn , wa s e r mi t di e sem Abschnitt vorhabe. Stone blickte auf, starrte die leere Stelle kurz a n un d lächelt e dan n i n Gedanke n a n di e noc h vo r ih m liegende Arbeit.
    «Da s Haus , i n de m wi r jetz t sind» , sagt e er . «Da s Haus , und dan n da s Grundstück , di e Felder , di e Wälder . Dor t rec h ts » – er zeigt e i n Richtun g de r hintere n Eck e – «soll ein Modell dieses Raum s hinkommen . Ic h selbs t müßt e natürlic h dari n sein , und da s bedeutet , da ß ic h ein e zweit e Stad t de r Wel t baue n müßte. Eine zweite, kleinere Stadt, die in den Raum in diesem Raum pa ßt.»
    «Si e meine n ei n Model l de s Modells? » fragt e Nashe.
    «Ja , ei n Model l de s Modells . Abe r vorhe r mu ß ic h alles ander e ferti g haben . E s wär e de r letzt e Baustein , etwas , da s erst gan z zu m Schlu ß eingefüg t werde n kann.»
    «S o wa s Kleine s kan n doc h kei n Mensc h b asteln» , sagte Pozzi mit einem Blick auf Stone, als ob er übergeschnappt wäre.
    «Dabe i würde n Si e j a blin d werden.»
    «Ic h hab e mein e Lupen» , sagt e Stone . «Di e ganzen Feinarbeite n werde n unte r de m Vergrößerungsgla s hergestellt.»
    «Abe r wen n Si e ei n Model l de s Modell s bauen» , sagt e Nashe,
    «dan n müßte n Si e theoretisc h auc h ei n noc h kleinere s Modell dieses Modells bauen. Ein Modell des Modells des Modells. Das könnt e ewi g s o weitergehen.»
    «Ja , scho n möglich» , sagt e Ston e un d lächelt e übe r Nashes Bemerkung . «Abe r e s dürfte sehr schwierig werden, über das zweit e Stadiu m hinauszukommen , meine n Si e nich t

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