Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
Vom Netzwerk:
Hamburger , ga b ih n Pozz i un d ba t diesen , ih n a n Flower weiterzugeben. Pozzi zog ein solches Gesicht, daß Nashe dachte, jetzt wir f t e r ih n gleic h de m Dicke n z u un d schreit, während das Essen durch die Luft segelt, so was wie Schnapp! ode r Aufgepaßt! Zum Nachtisch servierte Louise vier Schüsseln mi t Himbeer - Wackelpudding , verzier t mi t eine m Berg Schlagsahne und einer Maraschinokirsc h e.
    Das Seltsamste an dem Essen war, daß keiner ein Wort darübe r verlor . Flowe r un d Ston e benahme n sich , al s se i diese Ar t vo n Esse n fü r Erwachsen e vollkomme n normal , un d keiner vo n ihne n lie ß sic h z u irgendwelche n Entschuldigunge n oder Erklärunge n herbei . Einmal erwähnte Flower, Montag abends hätte n si e imme r Hamburge r gegessen , abe r da s wa r auc h schon alles . I m Übrige n flo ß da s Gespräc h dahi n wi e scho n zuvo r (das heißt, Flower hielt langwierige Vorträge, und die anderen hörten zu) , un d al s si e a n de n letz t e n Kartoffelchip s knabberten , war man beim Thema Poker angelangt. Flower zählte sämtliche Gründ e auf , waru m da s Spie l eine n solche n Rei z au f ih n ausübe – da s Risiko , de r geistig e Wettstrei t un d desse n absolute Reinhei t –, un d diesma l schie n Pozz i ih m ausn a hmsweis e etwas mehr als halbherzige Aufmerksamkeit zu widmen. Nashe selbst hiel t sic h bedeckt , d a e r kau m etwa s z u de m Them a beizutragen hatte . Dan n wa r di e Mahlzei t vorbei , un d di e vie r standen endlich vom Tisch auf. Flower erkundigte sich, ob einer von i hne n eine n Drin k habe n wolle , un d al s Nash e un d Pozzi danken d ablehnten , rie b Ston e sic h di e Händ e un d sagte : «Dann sollten wir vielleicht rübergehen und die Karten rausholen.» Und damit, einfach so, begann das Spiel.
     
     

5
     
    Si e spielte n i n demselbe n Zimmer , w o ma n ihne n de n Tee servier t hatte . I n de m freie n Bereic h zwische n Sof a un d Fenstern wa r ei n große r Klapptisc h aufgestell t worden , un d al s Nash e die blank e Holzfläch e un d di e leere n Stühl e daru m erblickte , wurde ihm mit einem Schlag bewußt, wieviel für i hn auf dem Spiel stand . E s wa r da s erst e Mal , da ß e r dem , wa s e r tat , ernsthaf t ins Aug e blickte , un d di e Erkenntni s tra f ih n mi t volle r Wuch t – sei n Her z pocht e schnelle r un d hämmert e rasen d i n seinem Kopf . E r wußte , a n diese m Tisc h würd e e r u m sei n Leben spielen, und der Irrsinn dieses Risikos erfüllte ihn mit so etwas wi e Ehrfurcht.
    Flowe r un d Ston e trafe n ihr e Vorbereitunge n mi t verbissener, fas t ingrimmige r Zielstrebigkeit , un d al s Nash e ihne n zusah , wie si e di e Chip s abzählte n un d di e versiegelte n Kar tenpäckchen untersuchten , begrif f er , da ß e s gan z un d ga r nich t einfach werde n würde , da ß Pozzi s Triump h keinesweg s schon ausgemacht war. Der Junge war nach draußen gegangen, um sein e Zigarette n au s de m Wage n z u holen , un d al s e r wiede r ins Zimme r trat , q u almte er bereits mit kurzen, nervösen Zügen eine Marlboro . Di e ebe n noc h feierlich e Stimmun g schie n sic h in diese m Rauc h aufzulösen , un d plötzlic h wa r de r ganz e Raum mit gespannter Erwartung erfüllt. Nashe wünschte sich, er könnte bei den Geschehnissen ei n e aktivere Rolle einnehmen, abe r s o wa r e s mi t Pozz i abgemacht : sobal d di e erst e Karte ausgeteil t war , mußt e e r sic h zurücknehmen ; un d vo n d a an würd e e r nu r noc h zusehe n un d warte n können.
    Flower ging ans andere Ende des Zimmers, öffnete einen Safe in der Wan d nebe n de m Billardtisc h un d ba t Nash e un d Pozzi, nähe r z u trete n un d eine n Blic k hineinzuwerfen . «Wi e Sie sehen» , sagt e er , «is t e r vollkomme n leer . Ic h dachte , wir könnten ihn als Bank benutzen. Bargeld für Chips, und das Geld komm t hie r rein . Nac h d e m End e de s Spiel s öffne n wi r de n Safe wiede r un d verteile n da s Gel d de m Ergebni s entsprechend. Irgendwelch e Einwände? » Si e hatte n keine , un d Flowe r fuhr fort : «Mi r scheint» , sagt e er , «i m Interess e de r Fairnes s sollten wi r un s all e mi t de m gleiche n Betra g beteiligen. Auf diese Weis e fäll t da s Ergebni s eindeutige r aus , un d d a Willi e un d ich nich t nu r de s Gelde s wege n spielen , werde n wi r jede m von Ihnen bestimmten Betrag gern zustimmen. Was meinen Sie, Mr. Nashe ? Mi t wievie l wolle n Si e Ihre m Brude r unte r di e Arme

Weitere Kostenlose Bücher