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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Höh e wachsen.»
    «Nac h un d nach , Stei n au f Stein.»
    «Ja , genau . Stei n au f Stein.»
    «Ic h denke , Si e werde n sic h allmählic h nac h neue n Arbeitern umsehe n müssen . S o wi e Jac k un d ic h da s sehen , könne n wi r am sechzehnte n aufhören.»
    «Ic h weiß . Abe r irgendwi e ist es schade. Ich meine, wo ihr jetz t gra d de n Boge n heraushab t un d so.»
    «S o is t da s nu n mal , Calvin.»
    «Tja , mu ß wohl . Abe r wen n ih r nicht s Bessere s findet, überleg t euc h doc h mal , o b ih r vielleich t zurückkomme n wollt. Ic h weiß , da s kling t jetz t reichli c h bescheuert , abe r denk t mal ei n bißche n darübe r nach.»
    «Nachdenken? » sagt e Nash e un d wußt e nicht , o b e r lachen ode r weine n sollte.
    «Di e Arbei t is t doc h ga r nich t s o übel» , fuh r Murk s fort.
    «Jedenfalls habt ihr sie immer vor euch. Ihr setzt einen Stein ab, un d e s geschieh t etwas . Ih r setz t de n nächste n Stei n ab , un d es geschieh t wiede r etwas . Dara n is t kei n große s Geheimnis . Ihr könn t di e Maue r wachse n sehen , un d nac h eine r Weil e bekommt ih r ei n gute s Gefüh l dabei . Da s is t wa s andere s al s Rasenmähen ode r H o lzhacken . Auc h da s is t Arbeit , abe r e s komm t kau m was dabe i heraus . Abe r wen n ma n a n eine r solche n Maue r arbeitet, ha t ma n imme r wa s vorzuweisen.»
    «E s ha t gewi ß sein e Vorteile» , sagt e Nashe , ei n wenig verblüfft von Murks’ Ausflug in die Philosophie, «aber ic h kann mi r Ding e vorstellen , di e ic h liebe r täte.»
    «Wi e d u willst . Abe r den k dran , e s sin d noc h neu n Reihen übrig . Wen n d u weitermachst , kanns t d u di r ’n e gut e Stange Gel d verdienen.»
    «Ich werde es mir überlegen. Aber an Ihrer Stelle, Calvin, würd e ic h m ic h nich t darau f verlassen.»
     
     
     

7
     
    E s ga b d a jedoc h ei n Problem . E s wa r di e ganz e Zeit dagewesen , hatt e kau m merklic h i n ihre n Hinterköpfe n gespukt, abe r jetzt , d a ihne n bi s zu m sechzehnte n nu r noc h ein e Woche blieb , wuch s un d wuch s e s plötzlic h un d nah m s c hließlich solch e Ausmaß e an , da ß e s alle s ander e i n de n Schatte n stellte. Di e Schul d würd e a m sechzehnte n begliche n sein , abe r damit wären sie nur erst wieder bei Null angelangt. Gut, sie wären dan n frei , abe r auc h vollkomme n mittellos , un d wi e wei t würden si e mi t ihre r Freihei t kommen , wen n si e kei n Gel d hätten ? Sie würde n sic h nich t einma l ein e Busfahrkart e leiste n können. Sobald sie fortgingen, wären sie Landstreicher, zwei bettelarme Herumtreiber , di e i m dunkel n umhertappten.
    Einig e Minute n sa h e s s o a u s, als könnte Nashes Kreditkarte ihr e Rettun g sein , doc h al s e r si e au s seine r Brieftasch e zo g und dem Jungen zeigte, entdeckte Pozzi, daß sie Ende September abgelaufen war. Sie besprachen, ob sie jemandem schreiben und u m ei n Darlehe n bitte n sollten , abe r die einzigen, die ihnen einfielen , ware n Pozzi s Mutte r un d Nashe s Schwester , un d das war beiden nicht sonderlich recht. Die Peinlichkeit könne man sich ersparen, meinten sie, und außerdem sei es wahrscheinlich ohnehi n z u spät . Bi s si e ihre n Brie f abgesch i ckt und eine Antwor t bekomme n hätten , wär e de r sechzehnt e längs t vorbei.
    Dan n erzählt e Nash e de m Junge n vo n de m Gespräch , da s er a m Nachmitta g mi t Murk s geführ t hatte . Di e Aussieh t war schrecklich (einmal hatte es sogar den Anschein, als wolle Pozzi i n Tr ä ne n ausbrechen) , abe r nac h un d nac h fügte n si e sic h i n die Vorstellung , da ß si e noc h ei n Weilche n länge r be i de r Mauer ausharren mußten. Sie hatten einfach keine andere Wahl. Wenn si e nich t ei n bißche n Gel d fü r sic h selbs t verdienten , hätte n sie nac h ihre m Fortgan g nu r u m s o meh r Schwierigkeiten , un d dem fühlt e sic h keine r de r beide n gewachsen . Si e ware n z u erschöpft, z u mitgenommen , u m diese s Risik o jetz t au f sic h z u nehmen. Ei n ode r zwe i Tag e zusätzlich , da s müßt e reichen , sagte n sie, nu r ei n paa r hunder t Dolla r pr o Mann , dami t si e etwa s i n der Han d hätten . Au f lang e Sich t wär e da s vielleich t ga r nich t so schlecht . Zumindes t würde n si e fü r sic h selbs t arbeiten , un d das wäre schon einmal etwas ganz anderes. Jedenfalls meinten sie da s – abe r wa s hätte n si e z u diese m Zeitpunk t auc h sons t sagen sollen ? Si e hatte n inzwische n fas t eine n

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