Die Mutanten kommen
Stokes. »Sie war Präsidentin des Wissenschaftlichen Instituts.«
»Ach ja, richtig.«
»Ich halte jede Wette«, fuhr Valerie fort, »daß das Tiefen-Injekt funktioniert.«
»Also brauchen wir es nur anzuschließen«, sagte ich. »Wie gut, daß wir einen Fachmann unter uns haben.«
»Wen meinst du?« fragte Stokes.
»Rate mal.«
»Herr im Himmel. Es ist ein Weilchen her, seit ich das letztemal selbst etwas in die Hand nahm. Fachmann bin ich bloß im Organisieren. Wenn es hier irgendwo ein Sichtfon gibt, zeige ich dir, wie ich das meine.«
Chester Wheems war ein kleiner, hagerer Typ mit Kahlkopf und dünnem Oberlippenbart. Er war Vizepräsident der Freizeitgilde und ihr oberster Techniker. Er brachte fünf Helfer und dreißig Sicherheitskräfte mit – sowie etwas zu essen.
Während Valerie, Harley und ich uns über die Snacks hermachten, begann er Sußmanns Notizen zu entziffern. Bald darauf schloß Valerie sich ihm an. Ich nutzte die Zeit zu einem Nickerchen.
Valerie schüttelte meine Schulter. Von einem Moment zum anderen war ich hellwach.
»Wir haben's geschafft«, sagte sie.
»Kann ja nicht wahr sein.«
»Wir wissen jetzt, wieviel wir nicht wissen.«
»Dachte ich's mir doch.«
»Es wird nicht einfach sein, Mr. Morgan, o nein«, fügte Wheems gequält hinzu. »Aber es liegt mit einiger Sicherheit im Bereich des Machbaren.«
»Wie schön«, brummte ich und streckte mich. »Und wovon reden wir, wenn's beliebt?«
»Von der Installation des Sußmannschen TiefenInjekts im Hauptquartier natürlich, was sonst?«
»Natürlich.«
»Wie lange wird es dauern?« fragte Stokes.
»Wenn alles klappt?« gab Wheems zurück.
»Gehen wir von dieser etwas unwahrscheinlichen Annahme aus«, meinte Stokes.
»Fünf bis acht Stunden.«
»Und wie lange dauert's, wenn nicht alles klappt?« erkundigte ich mich.
»Vielleicht Monate.«
Mit abgeblendeten Scheinwerfern näherten wir uns auf Nebenstraßen der Stadt. Wheems hatte das Tiefen-Injekt ausgebaut und seine Einzelteile in vier Fahrzeuge verstaut. Stokes steuerte unseres. Valerie saß zwischen uns.
»Ich sehe es folgendermaßen«, sagte ich. »Lane hat Sußmanns Erfindung in die Finger bekommen und sie dazu benutzt, das Volk um sich zu scharen. Wir brauchen nur dasselbe zu tun, um alles wieder ungeschehen zu machen. Ganz einfach, nicht wahr? Deshalb erklärt mir jetzt bitte, wo der Haken liegt. Was habe ich übersehen?«
»Nun«, meinte Stokes. »Zum einen wird Wheems es vielleicht nicht rechtzeitig schaffen.«
»Daran möchte ich gar nicht erst denken. Er ist ein As, habe ich recht? Also weiter.«
»Jim«, warf Valerie ein.
Ihr Unterton ließ mich aufhorchen.
»Siewissen etwas, was ich nicht weiß?« fragte ich sie.
»Zumindest ein paar Dinge.«
»Etwas Bestimmtes, vielleicht über das TiefenInjekt?«
»Ich bin vorhin noch einmal Melissas Notizen durchgegangen, und soweit ich feststellen konnte, ist es noch niemals getestet worden.«
»Geschenkt. Lane mußte das tun, um seine Sache durchzuziehen. Er hat es getestet.«
»Mag sein. Aber was ist, wenn er eine andere Art der Überzeugung gewählt hat?«
»Dann testen wir uns selbst. Wäre doch gelacht, wenn das nicht klappen würde.«
»Es könnte gefährlich sein.«
Ich winkte ab.
»Klar, so lautet der Name des Spiels. Aber wenn die Leute – zumindest ein Großteil von ihnen – gegen ihren Willen mitmischen, ohne zu wissen, was sie tun, nehme ich eben an, daß das Tiefen-Injekt sie im Griff hat. Was soll ich mehr sagen, Mädchen? Risiken bestehen immer.«
Eine Zeitlang fuhren wir schweigend dahin.
»Jim«, sagte Valerie.
»Was ist?«
»Nennen Sie mich nicht Mädchen.«
»Gut, Valerie.«
»Ich wollte es eigentlich gar nicht erwähnen.«
»Wollten Sie nicht, eh?«
»Nein.«
»Ich bin froh, daß Sie das taten. Es sollten klare Verhältnisse herrschen.«
»Tja ...«
»Hm?«
»Es ist gefährlich für Sie, Jim.«
»Für mich? «
»Vielleicht sehr gefährlich.«
»Machen Sie Witze? Warum? Meinen Sie, jemand versucht mich davon abzuhalten, den komischen Apparat zu benutzen? Soll er! Wir jagen eine Meldung hinaus, und die Mondbasis wird mir Verstärkung schicken.«
»Das meine ich nicht, Jim.«
»Ach. Was meinen Sie dann? «
»Melissas Tiefen-Injekt ist in zweierlei Hinsicht nicht getestet worden, Jim. Wir wissen nicht, ob es funktionieren wird, schön und gut. Ebensowenig wissen wir jedoch, was mit seinem Benutzer geschieht.«
Ich seufzte.
»Hör dir das an«, wandte ich mich an Stokes. »Ich verstehe immer nur Bahnhof.«
»Ich bin noch
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