Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Titel: Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts

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verängstigen zu lassen, richtete Alice ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die Umgebung. Nachdem sie die Weizenfelder hinter sich gelassen hatten, stellte sie fest, dass die graugrünen Flecken, die sie von dem Feldlager aus gesehen hatte, Olivenhaine waren, während sich die gelben Sprenkel als Sonnenblumen herausstellten, die ihre Köpfe zur Sonne gewendet hatten. Als sie der hohen burgartigen Steinmauer, die Geranders Hauptstadt umgab, näher kamen, liefen sie durch eine Reihe von Bauerngärten. Zu beiden Seiten der Straße lagen säuberliche, rechteckige Beete mit Salat, an Drähten hochgezogenen Bohnen und Stauden mit dicken roten Tomaten.
    Rasch erreichten sie das Stadttor.
    Langnase salutierte vor den rotberockten Wachen, einem Mäuserich und einer Maus, und sagte: » Hauptmann Skorpio lässt grüßen und bittet, dass ihr diese zwei jungen Mäuse zum Palast begleitet. «
    » Und zwar zu Lester « , setzte Grumbert hinzu.
    Die beiden Wachen salutierten zurück, und die Wachfrau erwiderte: »Wer will denn da freiwillig zu Lester dem Pester? «
    Grumbert schnaubte vergnügt. » Lester der Pester – das gefällt mir. «
    »Viel Glück « , sagte Langnase zu Alex und Alice.
    » Das könnt ihr brauchen! « , setzte Grumbert hinzu.
    Sie machten kehrt und entfernten sich rasch.
    » So, dann kommt mit « , sagte die Wachfrau. » Lester den Pester sollte man lieber nicht warten lassen. « Sie ging raschen Schrittes los und rief über die Schulter: » Bin bald zurück, Pearce. Versuch so lange, die wilden Horden vom Tor fernzuhalten. « Sie seufzte. » Torwache ist der langweiligste Job der Welt « , sagte sie, während sie Alex und Alice eine enge Gasse entlangführte, » und das auch noch in der langweiligsten Stadt der Welt. «
    » Sie ist so alt! « , rief Alice aus, als sie an ländlichen sand- und ockerfarbenen Steinhäusern mit roten Ziegeldächern vorbeikamen.
    » Beweist mal wieder, wie rückständig die Gerandiner sind « , sagte die Wachfrau verächtlich. »Wenn in Souris ein Gebäude alt ist, reißen wir es ab und bauen ein neues. «
    Doch Alice hatte ihren Ausruf nicht als Tadel gemeint. Sie war entzückt von den hohen, etwas baufälligen Häusern, die sich wie zum Schutz aneinanderlehnten. Sogar das Kopfsteinpflaster war so abgewetzt, dass es glatt war, als ob die Mäuse dieser Stadt seit Jahrhunderten darüber hinweggegangen waren. Womöglich waren auch ihre Vorfahren über diese Pflastersteine gegangen, dachte Alice.
    Sie schlängelten sich durch ein Labyrinth enger Gassen. In den Erdgeschossen befanden sich meistens kleine Läden:Vor einem waren Weidenkörbe an der Hauswand angebracht oder standen auf den Fenstersimsen; eine Auswahl von Tontöpfen in allen Formen und Größen waren vor einem anderen zu beiden Seiten der Tür aufgestapelt; im Fenster eines dritten hingen Ledergürtel und Taschen. Ein Blick in eine düstere Werkstatt zeigte eine Maus, die durch ein langes Rohr Glas blies. Und an den schäbigen Kissenhüllen und zerlumpten Handtüchern, die hoch über der Gasse an Leinen hingen, konnte man sehen, dass in den oberen Stockwerken Wohnungen waren.
    Sie kamen auf eine breitere Straße, und Alice ahnte allmählich, wie groß diese Stadt war. Die Gebäude hier waren größer und stabiler, hatten Laubengänge auf Straßenebene und Eingänge mit Säulenvorbauten. Über vielen der hohen Bogenfenster waren in Stein gemeißelte Ornamente. Dann bogen sie um eine Ecke, kamen auf einen weiten Platz und standen vor dem schönsten Gebäude, das Alice je gesehen hatte.
    » Ist das der Palast? « , stieß Alice staunend hervor. Eine zweiflügelige Bronzetür, unterteilt in Felder mit szenischen Darstellungen, war fast so hoch wie ihr altes Wohnhaus in Smiggins. Daneben befanden sich zwei kleinere Holztüren. Über jeder Tür erhob sich ein Fenster aus buntem Glas. Das Gebäude war reich verziert mit Streifen von rosafarbenem, weißem und grünem Marmor, die eine Reihe von hohen Bogenfenstern hervorhoben – ebenfalls aus buntem Glas – und rechteckige Felder mit ausgeklügelten Terracotta-Mustern. Ganz oben befanden sich mehr als einDutzend Nischen, in denen man Marmorstatuen erkennen konnte. Über allem konnte Alice ein riesiges Dach aus roten Ziegeln ausmachen.
    » Der Palast? Aber nein, das ist nur die Kathedrale. « Die Wachfrau warf einen kritischen Blick darauf. » Sie ist ja ganz in Ordnung. Aber die Kathedrale in Grantel ist viel größer. « Mit einem verächtlichen Schnauben tat sie das