Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)
leise. Er trat ein paar Schritte zurück. » Slip– «
Er hörte ein metallisches Scheppern und fuhr herum, gerade als die Zellentür zugeworfen wurde.
16 ÄRGER IM TULPENBEET
U m fünf Uhr früh fanden sich Alice und Alex mit verquollenen Augen bei Griesbär Jones ein.
» Gut geschlafen? Waren euch die Strohsäcke genehm? Hä-hä-hä. « Das freudlose Gackern des Gärtners deutete an, wie sehr es ihm behagte, dass sie es nicht bequem gehabt hatten. » Ich habe eine Arbeit für euch, bei der ihr schnell wach werdet, keine Sorge. «
Er führte sie hinter den Schuppen, wo ihnen der ekligste Gestank entgegenschlug, den Alice je gerochen hatte. Was immer das sein mochte, was dort lag, es war ein Haufen, der fast so groß war wie der Schuppen selbst.
»Was – was ist das? « , fragte sie mit erstickter Stimme, nachdem sie wieder Luft holen konnte.
» Dünger « , sagte Griesbär Jones.
» Dünger? «
» Dung. Mist. Und den müsst ihr schippen. « Er deutete auf zwei Schaufeln. »Wegbringen. « Er zeigte auf eine Schubkarre. » Und dann verteilen. « Er wies mit dem Daumen über die Schulter.
»Verteilen? Wo? « Alex hielt sich die Nase zu.
» Auf den zweihundertachtunddreißig Gartenbeeten, die wir neu bepflanzen. «
» Zweihundertachtunddreißig Gartenbeete? « , keuchte Alex ungläubig.
» Bei den Tulpen könnt ihr anfangen. «
Eine Woche verging. Die Tage verschwammen ineinander. Jeden Morgen standen Alex und Alice kurz vor Morgengrauen auf und verbrachten einen langen Tag mit Schaufeln. Sie fuhren den Dünger fort und verteilten ihn, wuschen sich unter der Kaltwasserpumpe im Hof und fanden sich dann in der Küche zu einem kärglichen Essen ein. Dann stiegen sie die Treppe zu ihrer drückend heißen Dachkammer hinauf und fielen auf die harten Strohlager. Alice döste meistens nur leicht ein, bis sie das Stroh rascheln hörte, was bedeutete, dass ihr Bruder losging auf seine Beutezüge in die Küche – oft durch andere Teile des Palastes, auf der Suche nach Hinweisen, die der FUG nützlich sein könnten. Alice hatte zu große Angst, um selbst auf die Suche zu gehen, auch wenn sie sich fragte, ob das vielleicht weniger schrecklich war, als allein zu bleiben und sich vorzustellen, wie Alex beim Herumstreifen von Lester erwischt, eingekerkert oder womöglich gefoltert wurde ... oder Schlimmeres. Wenn er dann zurückkehrte, war sie zu aufgeregt, um viel zu essen, zu angespannt, um schlafen zu können.
An ihrem achten Abend als Hilfskräfte im Palast kam Alex mit zwei hart gekochten Eiern zurück – er hatte gehört, wie sich jemand der Küche näherte und hatte gehen müssen, ehe er weitere Lebensmittel sammeln konnte. Er brachte außerdem eine beunruhigende Nachricht mit.
Zuerst hatte Alice Schwierigkeiten, sie zu verstehen, da sich ihr Bruder das Ei ganz in den Mund gestopft hatte.
» Es ist jemand im Kerker? « , wiederholte sie, unsicher, ob sie recht gehört hatte.
Ihr Bruder nickte eifrig. » Er sieht sogar ziemlich jung aus « , erwiderte er und spuckte Eigelbteilchen auf Alices Fell.
» Alex, igitt « , beklagte sie sich und fegte die gelben Stückchen fort. »Wer ist es? Warum ist er hier? Woher kommt er? «
»Weiß ich nicht, weiß ich nicht und weiß ich nicht « , sagte Alex. » Hab ihn nicht fragen können. Es war ein Wächter bei ihm – ich musste abhauen, sonst hätte er mich noch entdeckt. Aber ich würde sagen, er ist ein Gerandiner. Er hat nämlich rotbraunes Fell, und er kann noch nicht lange dort sein, weil ich den Kerker letzte Nacht gesehen habe, und da ist er noch nicht drin gewesen. «
Nachdenklich knabberte Alice an ihrem Ei. » Das könnte wichtig sein « , sagte sie. » Du solltest morgen noch mal hingehen und sehen, ob du mehr rausfindest. «
Sie aß ihr Ei auf und legte sich zurück auf ihr Lager, erschöpft und immer noch hungrig. Sie war sicher, dass sie nicht würde einschlafen können, so sehr nagte der Hungeran ihrem Inneren. Aber die Erschöpfung gewann die Oberhand und sie fiel in leichten Schlaf. Sie träumte, dass sie die Grenze in einem Haufen Dünger überquerte. Der Dünger war ihr bis über den Kopf gehäuft, und so schnell sie sich herauszugraben versuchte, so schnell wurde weiterer Mist auf sie geworfen und drang ihr in Nase und Mund, sodass sie keine Luft mehr bekam. Nach Atem ringend wachte sie auf und sah, dass der Mond kaum ein Stück weitergezogen war. Wahrscheinlich hatte sie nur ein paar Minuten geschlafen. Sie starrte aus dem kleinen
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