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Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Titel: Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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und merkte, dass es keinen anderen Weg gab als vorwärts. Wenn es überhaupt einen Weg hinaus gab. Das Salzwasser brannte ihm in den Augen, der Druck schmerzte in der Brust, sein Herz hämmerte, sein Puls raste, ihm wurde schwindelig, seine Augen füllten sich mit Licht ...
    Endlich durchbrach Alistair die Wasseroberfläche. Er holte tief Luft und wurde fast überwältigt von Schwindel, als der Sauerstoff in seine berstenden Lungen drang. Ein paar Sekunden dachte er an nichts anderes als an den nächsten Atemzug. Dankbar sog er die Luft ein, als könne jeder Atemzug sein letzter sein. Seine Gliedmaßen zitterten, wobei er nicht wusste, ob aus Anstrengung oder vor Erleichterung. Die Panik, die ihn in dem Tunnel ergriffen hatte, war noch stark zu spüren – aber er lebte!
    Alistair schwamm auf der Stelle, sein Atmen wurde gleichmäßiger, und er sah sich um. Er befand sich in einem kleinen Becken, in einem von mehreren, die wie Perlen auf einer Schnur in einer weiten Ansammlung von dunklem, glitschigem Felsgestein aufgereiht lagen. Der Blick auf die Küste wurde ihm verwehrt von zerklüfteten Felsen und bröckelnden Klippen, die sich vom Himmel wie eine Reihe krummer Zähne abhoben. Er hatte es geschafft! Er war auf der anderen Seite von Atticus! Er sah sich nach Slipper um. Zuerst konnte er sie nirgends sehen und sein Herz fing wieder rascher zu schlagen an. Was, wenn sie den falschen Tunnel genommen hatte? Doch dann entdeckte er sie in einiger Entfernung. Mit eingestemmten Händen stand sie in seichtem Wasser im Schatten eines überhängenden Felsen. Ihr mandelfarbenes Fell war tropfnass, und ängstlich hatte sie die Stirn in Falten gelegt, während sie angespannt in das Felsenbecken hinunterstarrte.
    » Slipper « , rief er.
    Sie sah auf und ein erleichtertes Lächeln lief über ihr Gesicht. Alistair konnte nicht anders, er lächelte ebenfalls.
    » Bist du den linken Tunnel geschwommen? « , fragte sie und eilte herbei, und als Alistair nickte, sagte sie: » Ich habe den rechten genommen. Das erklärt, warum du an einer anderen Stelle herausgekommen bist als ich. «
    » Ich habe nicht gesehen, wohin du geschwommen bist « , sagte er, verschwieg aber die Panik, die ihn ergriffen hatte.
    Doch sie musste wohl ahnen, was er durchgemacht hatte, denn ihr Gesicht verdüsterte sich. » Ich habe mich in den letzten Augenblicken tausend Mal verflucht « , gestand sie. » Als ich zu der Gabelung kam, konnte ich im rechten Tunnel einen leichten Schimmer entdecken und hielt ihn für den richtigen. Erst als ich drin war, ist mir klar geworden, dass du vielleicht nicht bemerkt hast, wohin ich geschwommen bin, weil ich das Licht abgeschirmt habe. Aber es war nicht genug Platz, um umzukehren, ich musste weiter, ohne zu wissen, ob du noch hinter mir warst oder ob ... « Sie brach ab, und Alistair begriff, dass auch sie nicht weniger in Schrecken gewesen war als er. Man stelle sich vor, sie hätte seine Eltern gefunden, nur um ihnen zu sagen, dass ihr Sohn ... Alistair schüttelte den Kopf, um die Vorstellung zu vertreiben, er hätte in dem Tunnel ertrinken können.
    » Aber wir haben es ja geschafft « , sagte er. » Sag mir bitte nicht, dass das der einfachste Abschnitt war! «
    Slipper Pink biss sich auf die Lippe und warf einen Blick zu den felsigen Gipfeln hinauf. » Das werden wir schon noch herausfinden « , sagte sie.
    Alistair starrte an der Felsenkette entlang und erkannte auf einer der Klippen den Umriss eines Turmes.
    » Dort « , sagte er.
    Slipper folgte der Richtung, in die er deutete. » Ah ja. «
    »Was für ein schrecklicher Ort für Gefangene « , entfuhr es Alistair. » Nichts zu essen, keine Süßwasserquelle. Für ein Schiff fast unmöglich, hier irgendwo anzulegen, außer bei besten Wetterbedingungen. Was, wenn ihnen die Vorräte ausgehen? «
    » Die Gefangenen bekommen so gut wie nichts zu essen « , vermutete Slipper ergrimmt.
    Alistair fragte sich bange, wie sich seine Eltern nach all den Jahren an diesem schrecklichen Ort verändert haben mussten.
    Vorsichtig stiegen sie über die Felsen, die von glitschigem Seetang bedeckt waren. Sie versuchten, geduckt zu gehen, doch Alistair wusste, dass es unmöglich war, sich dem Turm unentdeckt zu nähern; nirgends konnte man sich verstecken, und sein rotbraunes Fell musste auffallen. Doch obwohl er sich nervös nach dem verräterischen Aufblitzen von Rot umschaute, das auf die Anwesenheit der Königlichen Wachen hindeutete, sah er nichts, nur spärlich bewachsene

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