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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Er hat zwar
keine Hand frei, um sich zu wichsen, aber es kommt ihm auch so, als
Candy ihren ersten explosiven Orgasmus hat.
    Und es ist nicht einfach nur reine Wollust, sondern beide reichern
diese wundervolle Montage mit allerlei Emotionen und Gedanken an, als
ob sie irgendwie…
    … ihr Leben vor dem geistigen Auge Revue passieren
ließen, erkennt Porter, als er wieder imstande ist, einen
klaren Gedanken zu fassen. Sie sind noch immer voll zugange, wobei
Candy mit dem Kopf gegen die Wand schlägt (Porter mutmaßt,
daß sie sich später wohl fragen wird, woher denn die
Kopfschmerzen kommen), und Bill dringt mit aller Kraft in sie ein,
wobei er sie schier in die Höhe hebt.
    Aber diese morbiden Überlegungen sind indes gegenstandslos.
Ihr Leben passiert nicht Revue vor ihrem geistigen Auge, und
außerdem hat Porter schon Dutzende von Clips redigiert, in
denen die Akteure scheinbar an der Schwelle des Todes standen und wo
dann doch nichts passierte.
    Deshalb konzentriert er sich jetzt darauf, all diese Reminiszenzen
in einen geordneten Kontext zu stellen. Wer hätte es für
möglich gehalten, daß diese beiden Landpomeranzen so
explodieren würden? Der Bible Belt, der ländliche Mittlere
Westen, schwül und calvinistisch verklemmt, aber angereichert
mit gutem, solidem Porno, explosiv wie ein Minenfeld…
    Candy, die in einer Studentenpinte herumhängt und Bill zum
erstenmal ins Auge fällt, als sie über die Schulter schaut
und er sie aus dieser perfekten Haar-Titten-Hintern-Perspektive
wahrnimmt, die hundert Jahre Kino, Fernsehen und XV den meisten
Frauen auf der Erde antrainiert haben – und der arme, alte Narr
von Bill hat reagiert, als ob weder er noch ein anderer Mann jemals
eine solche Frau zu Gesicht bekommen hätte…
    Dann der lange obligatorische Spaziergang im Oak Openings Park, an
einem dieser seltenen Oktobertage, an denen in Ohio die Sonne scheint
und das Laub golden leuchtet; sie gehen Hand in Hand, wobei die
beiden sich am liebsten in die Büsche geschlagen und es auf der
Stelle und im Stehen getan hätten, aber sie verkneifen sich das,
weil sie sich diesen glücklichen Augenblick bewahren wollen, und
dann die Überraschung, als… das bernsteinfarbene
Sonnenlicht Candys flachsblondes Haar anstrahlt und es vergoldet.
    Bills Schrecksekunde an Heiligabend, als er in die Hosentasche
griff, den Verlobungsring nicht fand und sich fragte, wie er ihr die
dürftigen Geschenke plausibel machen sollte – und dann der
Augenblick der Erleichterung, als er den Ring doch noch fand. Die
angenehme Überraschung, daß dieser Moment der schwerste
war; sie um das Ja-Wort zu bitten, war nicht halb so schlimm…
und dann der gemeinsame Gang zur Methodistenkirche, die Choräle
im Kerzenschimmer und hinterher die heiße Schokolade (Porter
empfindet den ganzen Vorgang als so typisch amerikanisch, daß
er sich am liebsten übergeben möchte, aber er weiß,
daß er wegen der Zuschauer an sich halten muß) – und
dann (spitzenmäßig!) die Erinnerung an einen
schüchternen Kuß, wobei Bill seinen eigenen Samen riecht,
als ihr Atem ihn anweht…
    Candy hat einen explosiven Orgasmus, wobei sie laut schreit, und
bevor es noch zu Ende ist, ergießt Bill sich in sie –
pumpt, pumpt, pumpt, bis er erschlafft. Perfekt. Zufrieden beendet
Porter die Aufzeichnung. Passionet wird noch in hundert Jahren
daran verdienen.
    Noch immer umschlungen, sinken sie jetzt sehr zärtlich auf
den Teppich und spüren erst jetzt ihre Erschöpfung. Bill
nimmt Candys Kopf in beide Hände und küßt sie; ihr
Mund steht weit offen, und als Porter in sie hineinschlüpft,
diagnostiziert er eine selige Bewußtlosigkeit, die nur durch
schwache, lustvolle Nachbeben der überhitzten Vulva durchbrochen
wird.
    Inzwischen hat der Sturm seine maximale Stärke erreicht. In
diesem Fall kann die Windgeschwindigkeit sich verdoppeln oder gar
verdreifachen. Die von See kommende Bö zerbricht simultan alle
Fensterscheiben des Gebäudes. Die Jungvermählten bekommen
gerade noch mit, wie das Fensterglas gegen die rosa Wand wirbelt und
zerbröselt; Candy holt Luft zu einem Schrei.
    Ed Porter, der noch zugeschaltet ist, erschrickt zunächst
selbst, bis ihm bewußt wird, welches großartige und
phantastische Material soeben hereinkommt.
    Candys Schrei und Bills schreckerfülltes Stöhnen gehen
im Lärm der in den Korridor gedrückten Tür unter
– es ertönt ein schrecklicher Knall, als sämtliche
Innentüren zerbersten oder aus den Rahmen gedrückt
werden.
    Die Kraft, die

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