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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Wirbelsturm ›am
Leben‹ zu erhalten.
    Dennoch entwickelte sich ein beachtliches Tiefdruck-Phänomen,
das sich anscheinend zu einem Zyklon ausgewachsen hat – ein
ausgedehnter Sturm, der, obgleich er hinsichtlich Windstärke und
Regen nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu ›Clem‹
ist, jetzt Kurs auf British Columbia nimmt und ganz Pazifikanada mit
Regen überschütten wird.
    Sie ortet einen japanischen Militärsatelliten im polaren
Orbit, der die entscheidenden acht Minuten, als der Fallstrom den
Kurs änderte und unmittelbar danach im Neunzig-Grad-Winkel ein
neuer Fallstrom entstand, wahrscheinlich festgehalten hat.
    Heimlich durchstöbert sie etliche tausend Datenbanken auf der
Suche nach alten Aufklärungs-Programmen; ihr
leistungsfähiger, schneller Rechner wird dann alle Fragmente
zusammenfügen und sie in einer ›konzertierten Aktion‹
auf die gesperrten Knotenpunkte um Tokio ansetzen. Es ist nur eine
Sache von Sekunden, aber sie zappelt nervös in der
›realen‹ Realität, als sie spürt, daß ihr
Bewußtsein sich anscheinend erweitert und sich von dem kleinen
U-Boot gelöst hat.
    So perfekt sind die Daten indes gar nicht geschützt; die
Japaner vermuten wohl schon, daß dieser Satellit angezapft
wird. Es dauert nicht lange, bis sie fündig wird, und dann setzt
sie sich wieder ab.
    Sie verfügen über eine Art Radar, mit dem sie die
Atmosphäre schichtweise abtasten, und das System war
während des Überfluges aktiviert. Die Daten sind besser,
als sie gehofft hatte – das erkennt sie auf den ersten
Blick…
    Und dann stößt sie auf die schlechte Nachricht. Keine
Frage. Wenn der Vorgang sich über wärmerem Wasser ereignet
hätte, wäre inmitten des aufgewühlten Meeres, der
Strömungen, Winde und Gewitterwolken eine schnell aufsteigende
Warmluft-Säule entstanden: die Art von Säule, die
›Clem‹ hervorgebracht hat und die auch sonst für die
Entstehung von Wirbelstürmen verantwortlich zeichnet.
     
    Louie gewöhnt sich allmählich daran,
Mondspaziergänge in dem blöden Roboter zu unternehmen; mit
zunehmender Routine stellt er den Roboter immer öfter auf
Autopilot, bis er schließlich richtig damit arbeitet. Der erste
Tag war der schlimmste; die Arbeiten bestanden teilweise darin,
einige Maschinen zu reaktivieren, die Kabel und Steckverbindungen
für alle möglichen Komponenten produzierten, die wohl doch
nie miteinander verbunden würden, und es war eine echte
Schinderei.
    Die anderthalbsekündige Verzögerung, mit welcher der
Roboter seine Anweisungen ausführt, macht ihn für
Feinarbeiten untauglich, es sei denn, er würde autonom arbeiten
– was bedeutet, daß er dem Roboter das zu montierende
Objekt vorlegen, ihm über die direkte Schnittstelle das maximale
Drehmoment mitteilen und dann abwarten müßte, bis er den
Auftrag ausgeführt hat… die Entfernung einer mit sechs
versenkten Schrauben befestigten lausigen Platte, um an zwei
blöde Schalter zu gelangen, hat über eine Stunde in
Anspruch genommen.
    Er hat den Franzosen schon alle möglichen Dinge geklaut. Wenn
sie Einwände haben, sollen sie doch kommen und ihn festnehmen;
weil sie ihre Aktivitäten aber auch schon reduziert haben,
bezweifelt er, daß es ihnen überhaupt auffällt.
    Nachdem die Systeme aber erst integriert und die Roboter aktiviert
wurden, ging es gut voran. Das Pentagon schickte ihm die ganze
verfügbare COD-Software hoch, und seit einigen Tagen betreibt er
das Hauptsystem damit. Später am Tag, wenn alles gut läuft,
wird er dann ein paar kleine Transportraketen starten, die er und die
Maschine hier oben auf dem Mond entwickelt und produziert haben, um
einen Teil der französischen Lebensmittelvorräte zur Constitution zu verfrachten. Es besteht zwar noch nicht die
Gefahr des Verhungerns, aber etwas Abwechslung kann sicher nicht
schaden, und außerdem ist diese Fracht für einen Test gut
geeignet.
    In den letzten Tagen hat er an den Mondspaziergängen direkt
Gefallen gefunden. Die kleinen Replikatoren sind jetzt alle
›versklavt‹ – sie operieren nicht mehr
selbständig, sondern unter strikter Kontrolle – und wuseln
geschäftig umher; die klar konturierten Schatten und der
schwarze Himmel sind noch immer ein schöner Anblick für
ihn.
    Er wünschte sich, er könnte seine eigenen
Fußabdrücke auf der Mondoberfläche hinterlassen, die
seit Milliarden Jahren unberührt daliegt, und er hat auch schon
einen entsprechenden Plan ausgearbeitet. Von der Erweiterung der
Kapazitäten der Mondbasis einmal abgesehen,

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