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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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den Ruck im Hals, und die
Tränen der Scham versiegen für immer…
    Sofort springt Diem wieder zu DeLana zurück, wirft sie aus
dem oberen Stockwerk, und er spürt den eisigen Wind, der an
ihrem nackten Körper vorbeistreicht, die heftigen, durch die
Schläge verursachten Kopfschmerzen und die Kälte, die sich
in ihren Schädel frißt – sie sieht die auf sie
zurasende Straße, ohne zu wissen, wie ihr geschieht…
    Eine Explosion fürchterlicher Schmerzen, und er ist allein in
der Dunkelheit.
    Nun ejakuliert Diem wieder oder versucht es zumindest, aber er hat
keine Samenflüssigkeit mehr; er zerrt schreiend an den Gurten,
und die Krämpfe sind so stark, daß er glaubt, sein
Unterleib würde in zwei Hälften auseinandergerissen. Wie
immer gleitet er dann in einen traumlosen, bleiernen Schlaf ab und
wacht ungefähr eine Stunde später wieder auf.
    Er löst die Gurte und setzt sich auf; wie üblich
sprüht er den Penis mit einem schmerzstillenden Mittel ein und
reibt ihn dann mit warmem Öl ab, bevor er sich anderen
Verrichtungen widmet. Irgendwann im Verlauf der Sitzung hat er die
Kontrolle über die Blase verloren, so daß er nun in Urin
schwimmt; er weiß nicht, wie oder wann das geschehen ist, aber
es erhöht für ihn den Reiz der Sache noch.
    Im Kellerraum stinkt es so barbarisch, daß er es kaum noch
aushält; am liebsten würde er jemanden engagieren, der hier
für ihn saubermacht, aber das ist natürlich unmöglich;
er ist erschöpft, das Schmerzmittel hat seine Wirkung noch nicht
entfaltet, und er ist schier hysterisch vor Schuldgefühlen und
Erleichterung, aber die nächste halbe Stunde wird er hier
saubermachen müssen.
    Er stopft die Laken in die Waschmaschine und stellt sie an. Das
Waschmittel wird das Blut, den Kot, Samen, Schweiß und Urin
zwar entfernen, aber trotzdem verschleißen die Laken auf
Dauer.
    Die Arme schmerzen, und er hat sich nach einer Sitzung noch nie so
schlapp gefühlt wie jetzt. Dennoch sammelt er die Clips ein und
schließt den Schrank ab; dann greift er zum Desinfektionsmittel
und wischt das Bett, die Gurte und Beschlagteile ab. Vor lauter
Müdigkeit läßt er den Eimer fallen, so daß er
umkippt und eine Überschwemmung verursacht. Er verzagt schier
bei der Vorstellung, das aufzuwischen, aber dann erkennt er,
daß er es auch gar nicht tun muß; die Brühe wird
nämlich auf dem Spezialboden trocknen, so daß er ihn immer
noch aufwischen kann, wenn er mal Zeit hat.
    Endlich kommt er unter die Dusche. Er hat reichlich warmes Wasser
und genießt den Duft des desinfizierenden Duschbads; er weint
vor Erleichterung, weil es vorbei ist…
    Aber im Unterschied zu den früheren Nächten, vielleicht
wegen der Intensität des Vorgangs, geht ihm etwas im Kopf herum.
Während Diem sich das warme Wasser auf den Kopf prasseln
läßt, geht er in Gedanken zu den Anfängen
zurück, als der erste Porno im ›Parallel-Modus‹ auf
den Markt kam, zu der Zeit, als Brittany Lynn Hardshaw ihre Arbeit
als Staatsanwältin aufnahm und dann Generalstaatsanwältin
von Idaho wurde.
    Meine Güte, wie sind sie nur darauf gekommen? Im nachhinein
ist es offensichtlich… aber wer hatte überhaupt diese
Geschäftsidee? Leute, die andere Menschen belästigten und
vergewaltigten, genossen ihre Taten, weil sie wußten, was sie dem Opfer antaten – das war ein wesentlicher Grund
dafür, weshalb mißbrauchte Kinder in der Regel später
selbst zu Tätern wurden -; folglich mußte der Genuß
für Vergewaltigungsporno-Liebhaber noch viel größer
sein, wenn sie den Vorgang auf der Doppelspur aus der Täter- und
der Opfer-Perspektive mitverfolgen konnten.
    Eine wahrhaft geniale Geschäftsidee.
    Aber in diesem Zusammenhang drängt sich auch die Frage
hinsichtlich der mentalen Disposition von Männern wie Diem auf.
Er schrubbt sich den Rücken mit der langstieligen Bürste,
bis er rosig wird und schmerzt. Aber er fühlt sich immer noch
nicht sauber, und außerdem ist er so müde…
    Am Anfang war die Neugierde. Es war einfach, Kopien von
konfiszierten Clips anzufertigen. Zuvor hatte Diem sich immer als
asexuell eingeschätzt – College-Experimente mit mehreren
jungen Frauen und einem jungen Mann hatten ihn nur gelangweilt. Es
war einfacher, zu Hause zu bleiben und zu masturbieren, und vor dem
Einstieg in den ›Parallel-Modus‹ hatte ihn überhaupt
nichts fasziniert… zumindest war er sich dessen nicht
bewußt, wenn ihn etwas reizte…
    Alles klar. Er weiß selbst, daß er ein Kandidat
für den Psychiater wäre. Solche

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