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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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›Parallel-Modus‹-Pornos, die von Händlern, die dieses
Zeug vertrieben hatten, beschlagnahmt wurden. Einige dieser
Händler hat er selbst angeklagt.
    Drei Clips – die drei, die er heute abend abgespielt hat
– weichen in einer Hinsicht von den anderen ab: Er hat sie
selbst in Auftrag gegeben.
    Jeder dieser drei Clips hat ihn viermal soviel gekostet wie sein
Auto.
    Und kurz vor dem Einschlafen sagt der unsichtbare Begleiter mit
seiner eigenen Stimme, als ob er sich selbst in den Zeugenstand
gerufen hätte:
    Mr. Diem, Ihnen ist sicher bekannt, daß diese Clips nach
der Vergewaltigung durch eine gewaltsame Anzapfung des
Kurzzeit-Gedächtnisses angefertigt wurden und daß die
Täter dann auch für die Morde selbst verantwortlich
waren.
    Und Sie haben diese Clips in Auftrag gegeben, Mr. Diem. In
diesem Fall ist der Auftraggeber genauso schuldig wie der
Auftragnehmer. Und bei den Preisen, die Sie bezahlt haben, Mr. Diem,
wußten Sie, worum es ging. Diese Clips sind speziell für
Sie produziert worden. Und was mit diesen drei jungen Mädchen
geschehen ist, hat einzig auf Ihr Betreiben hin
stattgefunden.
    Und wenn Sie das nicht glauben, Mr. Diem, erinnern Sie sich,
daß der finale, große Orgasmus, den Sie gehabt haben,
nicht auf die grausame Folter von Kimbie Dee, Michelline und DeLana
zurückzuführen ist… nicht einmal auf ihre brutale
Ermordung durch diese Ungeheuer… nein, Mr. Dient. Deswegen
hatten Sie keinen Orgasmus.
    Sie hatten ihn, weil Sie wußten, daß das alles tatsächlich stattgefunden hat, nicht wahr?
    Dunkelheit überkommt ihn. Er schläft bis in den
Vormittag. Als er aufsteht, ist es schon nach zehn. Es ist ein
trüber, grauer Tag, und es ist eine Nachricht von
Präsidentin Hardshaw eingegangen, wonach er den Tag freinehmen
und sich von den Überstunden erholen soll.
     
    Oft wünscht Berlina Jameson sich, daß sie eine
Reporterin der alten Schule wäre. Als solche hätte ihre
Arbeit überwiegend darin bestanden, über
Schulveranstaltungen zu berichten und sich vor Autowracks ablichten
zu lassen, bevor ihr der große Durchbruch gelang; auf diese Art
hätte sie auch viel Erfahrung im Umgang mit Prominenten
gesammelt. Aber sie wird es auch so schaffen müssen.
    Glinda Gray, die Dame von GateTech mit einem dieser
Operettentitel, der sie sowohl als Frühstücksdirektrice als
auch als hohes Tier ausweisen könnte, was man aber wohl selbst
herausfinden soll, sagt nicht die ganze Wahrheit. Dessen ist Berlina
sich sicher. Sie ist sich auch sicher, daß sie mit weiteren
zehn Jahren Berufserfahrung genau wüßte, was ihr
vorenthalten wird. Leider gebricht es ihr nicht nur an der Erfahrung,
das herauszufinden – es mangelt ihr zudem auch an der Erfahrung,
die von Ms. Gray stammenden Andeutungen richtig zu
interpretieren.
    Teufel, was hätten Edward R. Murrow oder Morley Safer jetzt getan? fragt Berlina sich. Zur Zeit fährt sie an
der Golfküste entlang nach Süden, um vor Ort zu sein, wenn
der Sturm losbricht. Im Moment denkt sie jedoch nicht an die
Dokumentation über verwüstete Landstriche, sondern hat sich
im Fond des Autos ausgestreckt, schaut in einen Stereovisor und
schneidet die Bilder von Glinda und sich virtuell zusammen, so
daß sie sich scheinbar in einem Fernsehstudio befinden; sie
muß indes aufpassen, nicht in die Topfpflanze zu greifen.
Berlina stellt fest, daß Glinda Gray in dieser Umgebung
mindestens genauso heimisch ist wie sie selbst.
    Im Zweifelsfall sollte man es mit der Wahrheit versuchen.
»Also«, sagt Berlina Jameson, »die Dokumentation ist
wirklich überzeugend. Die USSF und die NASA plündern
ungeniert den japanischen und europäischen Sektor der Mondbasis,
und außerdem haben sie mit Hilfe der NSA Sicherheitscodes
geknackt, so daß sie jetzt auch unentgeltlich private
Ausrüstung benutzen. Dieses Material wäre auch schon
brisant genug, aber dennoch gibt es mindestens noch zwei Fragen, die
Sie nicht beantwortet haben. Zum einen, warum haben Sie sich an Sniffings gewandt und nicht an Scuttlebytes, und zum
zweiten, was springt für GateTech dabei raus?«
    Glinda schiebt sich das ergrauende Blondhaar aus der Stirn, wobei
Jameson neidisch feststellt, wie gestylt diese Frau aussieht, als ob
Gray schon jahrelang sich selbst spielen würde. »Nun, wir
sind der Ansicht, daß Sniffings sich möglicherweise
aus zwei Gründen dafür interessiert, und Sie dürfen
beide zitieren. Zunächst vertritt Scuttlebytes eine,
sagen wir, recht pubertäre Einstellung gegenüber
Unternehmertum und

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