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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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immer aufhält, wird
das Memo es herausfinden und ihn informieren.
    Jedem stehen einige Telefongespräche zu, um Verwandte
anzurufen, aber Jesse hat bisher noch keinen Gebrauch davon gemacht.
Vielleicht sollte er seinen Vater anrufen, aber ein Gespräch mit
Di wäre genauso gut – Di wird Vater dann Bescheid sagen
–, zumal er sich mit Di viel zwangloser unterhalten kann.
    Zu seiner Überraschung erscheint Di fast sofort auf dem
Monitor. »Junge! Ich versuche schon seit zwei Tagen
herauszufinden, wo du in Mexiko steckst! Was ist los? Bist du in
Ordnung?«
    »Mir geht es gut, Di, wirklich. Ich habe eine reiche
Freundin, die in einem festungsartigen Haus wohnt. Wir haben den
Sturm hier draußen überstanden, ohne daß uns etwas
passiert wäre. Vor ein paar Stunden sind hier die
Telefonleitungen wieder repariert worden. Meine alte Wohnung hat es
ganz schön zerlegt, aber mir ist nichts passiert, und der
größte Teil meiner Sachen war eh schon bei meiner
Freundin. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, daß es mir gut
geht.«
    »Mein Gott, bin ich froh, das zu hören!«
    Jesse betrachtet sich die Abbildung seines Bruders näher und
sagt: »Du siehst wirklich müde aus, Di. Dürft ihr denn
keine Pausen mehr machen?«
    »Wir dürfen schon, aber ich mache trotzdem keine. Hast
du schon die Nachrichten gehört?«
    »Ich weiß nur, daß Salina Cruz nicht mehr
existiert und daß die meisten Küstenstädte von der
Sturmflut plattgemacht wurden. Und daß das Land am Istmo praktisch geteilt ist.«
    »So sieht es aus«, bestätigt Di. »Es ist zwar
noch nicht offiziell, aber die mexikanische Regierung hat eine
Entscheidung getroffen, die ich mir von unserer Präsidentin auch
wünschen würde. Man hat den permanenten Notstand ausgerufen
– aufgrund der vielen Hurrikane, die über dem Meer
entstehen, und unserer Prognosen, daß zumindest die
nächsten sechs Sommer genauso aussehen werden, organisiert die
Regierung Massenevakuierungen in sichere Regionen und nutzt die
schweren Regenfälle, um in der Wüste Getreide anzubauen. Du
solltest also so schnell wie möglich von hier verschwinden
– sonst könnte es dir nämlich passieren, daß du
die nächsten vier Wochen oder so mit einer
Flüchtlingskolonne in die Berge unterwegs bist.«
    »Im Regenwald von Chiapas wird man von den Stürmen
wahrscheinlich nicht einmal etwas merken, sofern sie nicht direkt
über ihn hinwegziehen«, erwidert Jesse. Es ist schon
komisch – im letzten Monat hätte die Vorstellung, nicht
rechtzeitig wieder am Az zu sein, ihm immer noch Panik verursacht,
aber jetzt sieht er das viel gelassener. »Hier regnet es viel.
Aber – viele ›Clems‹.«
    »Ja, viele. ›Clem‹ hat zwei neue Hurrikane erzeugt
und wandert noch immer auf Westkurs über den Pazifik, wobei ein
Ableger ihm direkt folgt und der andere nördlich von ihm einen
parallelen Kurs verfolgt; ›Clem Zwei‹, oder
›Clementine‹, wie Berlina ihn bezeichnet, verursacht ein
solches Chaos im Golf, daß wir nicht einmal genau wissen, wie
viele Stürme es dort wirklich gibt – ›Clem Zwei‹
hat vier Fallströme ausgeprägt, die überall
herumwirbeln und neue Augen erzeugen. Außerdem haben wir eine
neue Nomenklatur erstellt: ›Clem‹ ist jetzt ›Clem
100‹, ›Clem Zwei‹ ist ›Clem 200‹, und die
beiden unabhängigen Ableger im Pazifik sind ›300‹ und
›400‹; die Klassifizierung der einzelnen Stürme
orientiert sich jeweils an ihren direkten Vorgängern. Wir
vermuten, daß mindestens ein ›Clem 210‹, ›Clem
220‹ und ein ›Clem 230‹ vom Golf hereinkommen
werden.«
    »Mein Gott.«
    »Ähem. Und dann haben wir da noch die tropische Zyklone
›Donna‹, die sich in Äquatornähe im Atlantik
aufbaut. Darauf kannst du wetten, Jesse, wenn du in Mexiko bleibst,
wirst du bis zum Herbst mindestens fünf weitere Hurrikane
erleben. Und was die USA betrifft, so prognostizieren wir drei
große Hurrikane über der Chesapeake Bay.«
    Jesse schüttelt den Kopf und versucht, die sich jagenden
Gedanken zu ordnen. »Gibt es denn überhaupt noch einen
sicheren Ort?«
    »Sibirien müßte wohl sicher sein. In den Staaten
vielleicht Kansas, obwohl ich bei dem Regen über den Rockies
mein Lager nicht unbedingt an einem Fluß aufschlagen
würde. Utah dürfte auch sicher sein, solange man nicht
gerade von einer Flutwelle überrascht wird; einige unserer
Modelle zeigen, daß die ausgetrockneten Seen alle wieder
vollaufen werden – im Oktober wird es dort eine Kette von
Salzseen geben.«
    Nachdem Jesse

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