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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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wie du lächelst, deinen schönen Körper
und daß du eine gute Zuhörerin bist. Und wenn wir schon
dabei sind, beim Umgang mit Männern entwickelst einen ziemlich
derben, skurrilen Humor; und, ob du es glaubst oder nicht, ich
strenge mich so an, dir zu gefallen, daß ich fast verrückt
werde. Aber ich weiß auch, daß es keinen Zweck
hätte, dir nach dem Mund zu reden, denn du würdest das
schnell merken. Also nehme ich an, daß du nur meine
Großzügigkeit und Höflichkeit magst.«
    »Man könnte noch ergänzen, dein gutes Aussehen und
die vielen Erfahrungen, von denen ich gern hören
würde«, sagt sie, »solange du dabei nur nicht auf
dumme Gedanken kommst.«
    »Keine, die ich sowieso schon länger nicht mehr gehabt
hätte. Gehen wir nach hinten; dort haben wir mehr Platz, und ich
hole was Eßbares aus dem Kühlschrank. Wenn du aus einer Deeper- Familie stammst, bist du sicher
Vegetarierin…«
    »Äh, ich fürchte schon. Und – hmm. Ich
weiß, daß die meisten Leute uns Deepers nennen,
aber wir selbst bezeichnen uns als ›Klare Werte‹ oder
KW.«
    Eric nickt verständnisvoll. »Gut, ich habe frisches
Obst, Salat und Naturjoghurt. Alles amerikanische Ware; es wird dir
nicht schaden, auch wenn du die letzten Monate nur einheimische
Nahrungsmittel gegessen hast. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn
ich ein paar Schinkensandwiches verdrücke.«
    »Einer der Werte, die ich etwas relativieren möchte, ist
die Frage, ob das Recht auf Eigentum einen geringeren Stellenwert hat
als das Recht auf Bildung«, sagt Naomi mit einem breiten
Grinsen. »Gerade ist mir nämlich wieder eingefallen,
daß es schließlich dein Auto und deine Sandwiches sind
und daß ich hier nur Gast bin.«
    Während des gemütlichen Abendessens sprechen sie
über Themen wie Kindheit, Unternehmens-Simulationen oder die
Planung von Demonstrationen. Schließlich bricht die Nacht
herein. Die Klimaanlage des Autos funktioniert perfekt, und Naomi
wird sich bewußt, daß sie auch keine Schlaglöcher
gespürt hat. Den größeren Löchern weicht das
Fahrzeug aus, und die kleineren werden von den
Stoßdämpfern absorbiert. So bequem wie jetzt ist sie wohl
noch nie gereist.
    Es sind noch immer drei Stunden bis Mexico City; an einer
automatisierten Tankstelle machen sie eine kurze Rast, wobei sie sich
nur der kühlen Bergluft aussetzen, um die Toilette aufzusuchen.
Als Naomi fertig ist, wartet er draußen in der Kälte auf
sie.
    »Warum hast du dich nicht wieder ins Auto gesetzt?«
fragt sie ihn. »Meine Güte, heute nacht friert
es.«
    »Ich bin halt ein Gentleman«, erwidert er. »Kann
vorkommen, wenn man als Junge bei den Pfadfindern war.«
    »Meine Eltern hatten meinem Bruder verboten, Pfadfinder zu
werden. Uniformen sind nämlich militaristisch, und das Zelten
schadet der Natur.«
    »Außerdem, wenn man einer alten Frau über die
Straße hilft, werden wegen der alten Dame auch noch wertvolle
Energien vergeudet«, ergänzt er und öffnet ihr den
Schlag.
    »Dieses Argument hätten sie auch noch angeführt,
wenn es ihnen eingefallen wäre. Du hättest doch eben fast
den Arm um mich gelegt, oder?«
    »Aber nur fast.« Er schließt die Tür und geht
um das Auto herum, steigt ein und sagt: »Night Rider,
Spracherkennung an. Alle Passagiere an Bord. Verriegeln und
weiterfahren. Night Rider, Spracherkennung aus.«
    Das Auto bestätigt mit einer Frauenstimme: »Alles klar,
Boss. Schöne Dutteln hat die Biene.« Dann fährt das
Fahrzeug wieder auf die Bundesstraße auf.
    Das kam so unerwartet, daß Naomi in schallendes
Gelächter ausbricht. Eric scheint sich auf dem Sitz verstecken
zu wollen. »Es tut mir leid«, sagt er. »Ich hatte ganz
vergessen, die Ansage umzuschalten und…«
    »Weshalb nennst du das Auto denn ›Night
Rider‹?«
    »Das habe ich aus meinem Lieblings-Kinderbuch. Absoluter
Quatsch, wirklich – Kinderkram. Da kam ein Auto mit diesem Namen
vor, und – oh, nun, es tut mir wirklich leid. Ich habe da eine
etwas ausgeflippte Freundin in Utah…«
    »Oh«, entgegnet Naomi.
    »Nein – es ist – egal, rufen wir sie an. Fast
wäre ich, was dich betrifft, auf dumme Gedanken gekommen. Aber
ich versichere dir, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Und du kannst sie um diese Zeit noch anrufen?«
    Als das Auto eine enge Kurve nimmt, sagt er: »Wir kennen uns
schon von der Highschool, und sie ist bereits zum zweitenmal
verheiratet. Wie gesagt, dieser alten Freundin hat das Buch auch sehr
gut gefallen, und weil Knight Rider immer eine deftige

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