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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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seinen kratzigen Bürstenhaarschnitt gefahren
ist.
    Sie ärgert sich wahnsinnig darüber, denn sie kennt ihn
gut genug um zu wissen, er hätte das erwartet; aber sie erinnert
sich auch an das Gefühl seines steifen Schwanzes zwischen den
Lippen und daran, wie er ihr den Finger in den Anus gesteckt hat,
daß sie vor Wonne verging…
    Alles vorbei. Unwiederbringlich. Anscheinend hat er seiner Mission
höhere Priorität eingeräumt. Aber Louie hatte seinen
prächtigen Körper auch lange schon vernachlässigt.
Schon vor dem ferngesteuerten Einsatz auf dem Mond und vor der
Produktion zusätzlicher Prozessoren. Und mit diesem Körper
hatte er in Carlas Augen die Verbindung zu ihr gehalten; sie kann
sich Louie nicht ohne seinen Körper vorstellen. Ihr Kummer jagt
durch eine Milliarde Prozessoren um den Globus.
    Der Schmerz ist um so größer, weil sie aufgrund der
detaillierten und eindeutigen Botschaft sicher ist, daß er es
ernst meint.
    Der wichtigste Teil fehlt jedoch – daß er trotz der
unvermeidlichen Sachzwänge den Verlust seines Körpers nicht
bedauert und daß er ihre Gefühle nicht berücksichtigt
hat. Er weiß vielleicht, daß sie ihn liebt, aber sonst
weiß er nach all den Jahren nicht mehr viel von ihr.
    Und das schmerzt fürchterlich.
    Zum erstenmal seit seinem Aufbruch läßt sie über
vierundzwanzig Stunden verstreichen, ohne auf seine Nachrichten zu
reagieren; sie liest sie nicht einmal in die Prozessoren ein, um ihm
damit zu zeigen, daß sie sie noch nicht zur Kenntnis genommen
hat. Sie macht ihm auf tausenderlei Weise klar, daß sie
beschäftigt ist und nicht gestört werden will, und
überhaupt pflegen sie eine streng
geschäftsmäßige Beziehung, also soll es auch dabei
bleiben.
    Wenn er sonst schon nichts bedauert, dann wenigstens das,
daß er jetzt keine Hände mehr hat, um Rosen darin zu
halten, Füße, um auf ihrer Veranda zu stehen und einen
Kopf, um ihn verlegen sinken zu lassen.
     
    Fast sein ganzes Leben hat Jopharma Kaffee gepflückt,
überwiegend in diesem kleinen Gebirgsabschnitt in
Zentralsumatra. Als es einmal einen großen Bonus gab, hat er
eine Zeitlang auf Celebes gearbeitet und seiner Mutter Geld für
die Hochzeit geschickt, aber nun, da er verheiratet ist, hat er
keinen Grund mehr, anderswohin zu gehen. Natürlich weiß er
über ›Clem‹ Bescheid, denn er ist in aller Munde. Aber
da weder er selbst noch jemand aus seinem Umfeld daran etwas
ändern können, hat er bis vor kurzem einfach weiter Kaffee
gepflückt.
    Aber nun wird die Lage verzweifelt. Die dichte Wolkendecke und der
Regen haben die Ernte vernichtet, so daß er arbeitslos geworden
ist. Wenigstens werden sie in dieser Höhe nicht wie die armen
Seelen in den Tälern ertrinken, aber trotzdem… die
ständig geschlossene Wolkendecke ist eine neuartige Erscheinung
für ihn. Früher war es nur nachts so kühl, daß
ein Feuer ganz angenehm war, aber in der letzten Zeit ist es immer
kälter geworden, so daß jetzt den ganzen Tag ein Feuer
brennen muß. Holz gibt es auch nicht umsonst, und der Vermieter
wird nicht auf die Miete verzichten, nur weil die Welt untergeht.
    Eine Zeitlang hatte der ein Stück bergab lebende Mann, der
als einziger hier in der Gegend ein Fernsehgerät hat, immer
erklärt, zu welchem ›Clem‹ die Wolken jeweils
gehörten, aber seitdem es überhaupt nicht mehr aufklart
– den Aussagen dieses Mannes zufolge hatten die
Wetter-Wissenschaftler im Fernsehen behauptet, die Inseln würden
das schlechte Wetter einfangen oder so ein dummes Zeug –
irgendwann wurde dieser Aspekt dann uninteressant.
    Jopharma hat bisher kaum etwas von der Welt gesehen, aber wie die
meisten Menschen hat er sich schon in XV eingelinkt und viel
ferngesehen. Er weiß also ein bißchen Bescheid. Deshalb
verliert er auch nicht die Fassung, als er aus der Tür tritt und
es schneit. Sein Mut sinkt nur.
     
    Weil sie schon so lange nicht mehr auf Sendung war, gelingt Mary
Ann erst am späten Nachmittag eine zufriedenstellende
Übertragung. Es ist wirklich eine beachtliche Leistung, wenn man
bedenkt, daß sie von einem fahrenden Lkw aus operieren. Auf
ihre Bitte hin hält Jesse die ganze Zeit ihre Hand – im
Grunde ist sie gar nicht nervös, wenn sie auch den Anschein
erweckt, aber sie glaubt, es würde ihm gefallen, den ganzen Tag
in einem Fahrzeug mit Klimaanlage zu fahren.
    Außerdem ist es interessant, weil er sich während der
Ausbildung zum Realisations-Ingenieur umfassend mit verschiedenen
Systemen für

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