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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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wäre er dann noch einmal für eine Milliarde
gut.
    Beim Mond sieht es nicht viel schlechter aus (langfristig
würden zwar Luft und Wasser entweichen, aber Louie könnte
das in seiner Eigenschaft als Quasi-Unsterblicher in den Griff
bekommen). Die Jupitermonde stellen ihn da schon vor
größere Probleme – das Magnetfeld von Jupiter ist ein
natürliches Zyklotron und wird von harter Strahlung bombardiert,
so daß die Entfachung eines Kernbrandes im Kern von Jupiter
diesen Prozeß durch die stark erhöhte Partikelzufuhr noch
verstärken würde. Man müßte die Rotation des
Riesenplaneten verlangsamen, um das Magnetfeld
abzuschwächen…
    Und die äußeren Gasriesen werden noch problematischer
sein; ihr fester Kern ist nämlich so klein, daß eine
Reaktion kaum aufrechtzuerhalten wäre. Vielleicht könnte
man die Energie von sonnennäheren Stationen übertragen?
Sechs große Satelliten im polaren Sonnenorbit… die
Gasriesen als Reflektoren nutzen… Uranus kommt nicht in Frage,
weil er keinen ausreichend großen Mond hat…
    Aber die ›heiße‹ Venus. Er müßte sie
von der Temperatur kochenden Bleis herunterkühlen, sie auf eine
passable Rotationsgeschwindigkeit bringen (ohne dadurch die
Temperatur wieder zu erhöhen) und die Wolkendecke beseitigen,
deren Druck achthundert Meter Wassertiefe auf der Erde
entspricht… man könnte sie vielleicht mit metallischen
Kalziumverbindungen ausfällen, um das Kohlendioxid in Karbonate
umzuwandeln, und wenn man ausreichend große Kalziumbrocken im
Orbit positioniert, könnte man ihre Gravitation vielleicht
nutzen, um die Rotation der Venus zu beschleunigen…
außerdem könnten sie als Spiegel dienen, um das
Sonnenlicht zu reflektieren… das wäre eine Aufgabe.
Im Vergleich hierzu wäre der Mars ein Kinderspiel.
    Also wird er die Sache mal simulieren. Wie lange wird es dauern,
und was soll er dann mit den ganzen Welten anfangen? Angenommen, er
würde neun neue, bewohnbare Habitate erschaffen: Venus, Mars,
Luna, Ganymed, Callisto, Io, Europa, Titan und Triton. Ein paar
Dutzend Kontinente und Meere…
    Der Gedanke ist wie ein kleiner Orgasmus. Seit zwanzig Jahren
archiviert die Kongreß-Bibliothek nun Genome; künstliche
Viren sind in der Lage, eine DNA zu rekonstruieren, und dann wird
mittels der Klon-Technologie ein Organismus produziert. So hat man in
einigen Zoos schon den Bestand mancher Arten gesichert und den
Blauwal wiederauferstehen lassen, nachdem die Japaner das letzte
Dutzend abgeschlachtet hatten. Auf die gleiche Art sind in den
letzten zehn Jahren schon der Dodo, der Moa, das Wollmammut, die
Felsentaube und das Riesenfaultier wieder zum Leben erweckt
worden.
    Einige Aufzeichnungen sind zwar durch den Blitz vernichtet
worden, aber vielleicht existieren irgendwo noch Kopien…
außerdem gibt es noch viele verschiedene Proben.
    Er könnte alles wieder zum Leben erwecken. Und hätte
noch viel Platz für schöne Städte und Farmen…
neun Gärten Eden. Platz genug nicht nur für die Menschheit,
sondern für das Leben.
    Bisonherden, so groß wie Texas-Counties, jungfräulicher
Urwald, der ganze Kontinente bedeckt, Schneeleoparden, die auf
Olympus Mons umhertollen, und weißer Riesenstör in den
Flüssen von Ischtar. Die Flugeigenschaften eines Adlers bei
niedriger Schwerkraft? Teufel, er wäre vielleicht sogar
imstande, ein Reh in die Lüfte heben… aber auf den
kleineren Welten wird man sicher keine Einzelvögel halten
können.
    Wie lange?
    Fast wünscht er sich wieder ein physikalisches Herz, um das
Pochen zu spüren. Und dann sagt er sich, egal, wie lange es
dauern wird, er hat Zeit.
    Schließlich erhält er die Antwort. Nicht einmal tausend
Jahre. Ungläubig überprüft er die Auskunft… aber
es gibt nichts daran zu rütteln. Wenn man erst einmal eine sich
selbst reproduzierende Maschinerie implementiert hat, die mit
Atomenergie oder Sonnenlicht betrieben wird, dann wird sie jedes
Produkt in jeder gewünschten Menge herstellen.
    Die Gedanken überschlagen sich schier angesichts der
Implikationen. In denselben tausend Jahren könnte die Menschheit
große Fortschritte machen – jedem könnte ein langes
Leben vergönnt sein, ohne daß die Sterberate erhöht
oder die medizinische Versorgung reduziert werden
müßte… jeder könnte reich sein und seine
Vorstellung vom materiellen Glück verwirklichen…
    Und anhand der Millionen EEG-Aufzeichnungen der Bibliothek der
Komparativen Psychologie im Staate Kansas weiß Louie, wie
negativ Hunger, Kälte, Krankheit und

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