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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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der
Gasriesen, einer der vier großen Planeten des
äußeren Systems, die in ausreichender Entfernung von der
Sonne entstanden sind, um ihre ursprünglichen Wasserstoff- und
Helium-Anteile zu konservieren. Jetzt befindet er sich
tatsächlich im kalten und dunklen Weltraum.
    Mittlerweile wird der Strom der im Asteroidengürtel an ihm
vorbeirasenden ›Schlaumeier‹ immer länger, und selbst
mit dem verlängerten Katapult und dem Laser-Zusatztriebwerk
dauert es sechs Tage, bis die vom Mond abgeschickten Pakete ihn
einholen und durch den Tunnel geschleust werden. Seit einiger Zeit
rekonfiguriert er nun schon den Strom und ›hangelt‹ sich an
ihm entlang, so daß seine Prozessorkapazität zunehmend auf
die Pakete übertragen wird. Das reduziert den Materialverbrauch,
und in dem Maße, wie er den Transfer der Pakete in den Griff
bekommt, verbessert sich auch die Koordination; ihre Schreie im
elektromagnetischen Spektrum hört er so deutlich wie ein
menschliches Ohr das Pfeifen eines Teekessels, wenn er sie wie ein
Jongleur durch die Tunnels schleust, wobei die Hände
selbständig und doch unter einheitlicher Kontrolle arbeiten.
    Die ersten paar Tage war es noch eine Herausforderung; als die
Prozessoren dann zahlreicher und dichter vernetzt wurden, war es
nicht mehr schwierig, sondern nur noch amüsant. Jetzt ist es
reine Routine; automatisch fängt er sie ab und reicht sie
weiter, wie ein Arbeiter an einem Fließband eine Schraube
anziehen würde.
    Mit siebzig Fabriken in den Asteroiden – und diese Zahl wird
sich vor dem Abschluß der Mission noch vervierfachen – ist
er im Grunde nicht mehr auf die Pakete vom Mond angewiesen und
könnte eigentlich sofort auf sie verzichten. Nach kurzer
Überlegung instruiert er Louie-auf-dem-Mond, die lunaren Pakete
auf einen anderen Kurs zu schicken, und zwar auf den, den er in
wenigen Wochen auf dem Rückflug zur Sonne einschlagen wird.
    Am effizientesten wäre es wohl, ganze Gürtel von
Stationen in um die Sonne gestaffelte elliptische Orbits zu bringen
und dann Schiffe wie Pakete zwischen ihnen hin und her zu
befördern. Wenn das richtig durchgeführt würde,
könnte man eine ›Eisenbahn‹ bis an den Rand des
Sonnensystems einrichten… selbst für einen
Normalsterblichen aus Fleisch und Blut wäre es dann eine Sache
von wenigen Wochen, den Pluto zu erreichen oder noch weiter ins All
vorzudringen. Er konzipiert einen Plan… statt eine einzige
Staffel solarer Satelliten in einem langen elliptischen Orbit
einzurichten, wäre es wirklich besser, gleich mehrere solcher
Staffeln zu implementieren… und schließlich könnte
man ein ›Gitter‹ konstruieren, so daß man von jedem
beliebigen Punkt aus starten und am Zielort aufgefangen
würde.
    Er beschließt, dieses Gitter einzurichten, wenn die Zeit zur
Besiedelung des äußeren Systems gekommen ist. Und zum
erstenmal seit mehreren tausend Gehirn-Jahren hat Louie Angst vor
seiner eigenen Courage; an die Durchführung eines so
großen Projekts hatte er noch gar nicht gedacht.
    Aber die Wahrheit sieht so aus, daß er beliebig viele
Habitate dort draußen errichten kann… zumal die Erde von
zu vielen Menschen bevölkert ist – sympathisch als
Individuen, Städte und Kulturen, aber tödlich in diesem
Kollektiv.
    Es bereitet ihm großes Vergnügen, ein Dutzend Konzepte
zu entwickeln, den Jupiter in eine Sonne zu verwandeln und die
großen Monde einer Terraformung zu unterziehen. Dann entwirft
er einen Plan, welche Nationen wo unterzubringen seien. Das ist so
unterhaltsam, daß er sich fast zehn Minuten mit diesem Projekt
befaßt und en passant ein paar Pakete abfängt. Jetzt, wo
die Good Luck sich in einen kohärenten Konvoi aus
mehreren hundert Paketen mit einer Länge von etwa anderthalb
Millionen Kilometern verwandelt und er sich über diesen Strom
verteilt hat, gleicht das Abfangen und Weiterleiten der Pakete dem
Spiel mit einem Jo-Jo, und wenn man den Bogen erst mal raus hat, ist
es richtig entspannend.
    Nur so aus Jux will er jetzt mal sehen, wie lange das Terraformen
aller geeigneten Objekte im Sonnensystem wohl dauern würde, wenn
er seine gesamten Ressourcen investieren und die Fabriken voll
auslasten würde.
    Der Mars dürfte kein Problem sein; man müßte nur
den im Boden gebundenen Sauerstoff und Stickstoff freisetzen und
Wasser und andere flüchtige Substanzen hinzufügen… auf
der Basis der Forschungsergebnisse von Louies Expedition würde
der Mars eine Milliarde Jahre lang bewohnbar sein. Mit ein wenig
Nachhilfe

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