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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Staaten über fünfhundert Soldaten,
überwiegend junge Männer, in dieser oder jener Ecke der
Welt verloren. Sie hat ihren engen Freund aus Boise, Judge Burlham,
als Vermittler nach Liberia gesandt, wobei sie sich der Gefahr
durchaus bewußt war, und noch am selben Abend sah sie im
Fernsehen, wie er am Flughafen mit einer Maschinenpistole
niedergemäht wurde. Sie dachte eigentlich, hart genug für
jeden Job zu sein.
    Harris Diems Bericht liegt vor ihr auf dem Schreibtisch. Er
enthüllt minutiös, wie es ihm und einem kleinen
›Schwarzen Team‹ aus Wissenschaftlern der NSA gelungen ist,
die Leute bei der NOAA zu überlisten – indem sie ihnen
manipulierte Daten zuspielten, die von ihnen entworfenen Modelle
ausspähten, diese Modelle in derselben Straße in einem
konspirativen Keller kopierten und dann vorsichtig die korrekten
Daten übermittelten. Es war ein kleines Meisterstück der
verdeckten Operation. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten
verfügt nun als einzige über die akkurate Beurteilung der
globalen Klimalage.
    Offiziell wird sie in wenigen Tagen das Expose der Wissenschaftler
der NOAA in Empfang nehmen, aber dieser geheime Bericht sagt die
Wahrheit – zumindest in dem Maße, wie ein Computer die
Wahrheit ermitteln kann. Offiziell wird sie den Bericht der NOAA an
die UN weiterleiten, und Rivera wird ihn als Grundlage für seine
Politik verwenden.
    Offiziell muß diese Politik zwangsläufig scheitern,
denn sie basiert auf lauter Ungenauigkeiten, woraufhin sie dann
imstande sein wird, die Lage zu ihren Gunsten zu nutzen.
    Das einzige Problem besteht indessen darin, daß das ihr zur
Verfügung stehende Material noch viel schlimmer ist, als sie es
sich vorgestellt hatte. Einer der netten NSA-Männer – ein
junger Afro-Amerikaner, der wie ein begabter Jura-Student oder
Gymnasiallehrer wirkte – hatte ihr dezidiert dargelegt,
daß man in diesem Fall nicht von Linearitäten sprechen
konnte, wobei ›nicht linear‹ bedeutete, daß ›der
doppelte Eintrag nicht dem doppelten Ergebnis entsprach –
vielmehr konnte es auch das Vierfache, Achtfache sein, dividiert
durch zwei… die Funktionen sind komplex‹.
    Während also die offizielle Version, die den UN als Grundlage
dient, besagt, daß der nächste Sommer die zwanzig
stärksten Hurrikane, Taifune und Zyklonen der Geschichte parat
hält, inklusive einer schweren Dürre in den nördlichen
Breiten und in den Tropen Monsunregen jenseits aller historischen
Erfahrungswerte; während aus diesem Bericht hervorgeht,
daß der Kilimandscharo vergletschert und der Colorado
wahrscheinlich austrocknet; während er besagt, daß
Hungersnöte, Überschwemmungen und Stürme Opfer in
zweistelliger Millionenhöhe fordern werden – ist dieser
Bericht dennoch nur ein auf Wunschdenken gegründeter Betrug.
    Die authentischen Zahlen prognostizieren nämlich über
siebzig Hurrikane, von denen viele jedes bekannte Ausmaß
sprengen. Es wird zwar keine Dürre eintreten, aber der
Regenzyklus wird sich sprunghaft intensivieren – einige
große Staudämme werden brechen, und viele der trockenen
Seen im Westen werden sich füllen. Außer den Stürmen
und klimatischen Veränderungen ist mit einem globalen
Waldsterben und Mißernten zu rechnen. Die Niederlande sind
wahrscheinlich verloren, und schon jetzt ist abzusehen, daß
Bangladesh und der Großteil der in den Flußdeltas der
Erde siedelnden Menschen nicht gerettet werden können.
Außerdem steht der Verlust einiger besiedelter Pazifik-Inseln
bereits fest, und es deutet alles darauf hin, daß in der
südlichen Hemisphäre die antarktischen Gletscher im Verlauf
des südlichen Winters schnell wachsen und dann im Oktober und
November noch schneller wieder abschmelzen. Die Auswirkungen dieses
Vorganges können noch nicht einmal prognostiziert werden.
    Die authentischen Prognosen verzeichnen bis September weltweit bis
zu 270 Millionen Toten.
    Über eine Viertelmilliarde Menschen.
    Es gibt nichts, was die Vereinigten Staaten oder die Vereinten
Nationen zu ihrer Rettung unternehmen könnten. Die USA gebieten
nicht mehr über das wirtschaftliche und militärische
Potential einer Weltmacht… schon lange nicht mehr, und dies ist
ein Sachverhalt, den Hardshaw dem Volk verheimlichen muß. In
den zwölf Jahren seit dem Blitz, als die gesamte
Administration und mindestens drei Viertel der Geldmenge des Landes
vernichtet wurden, hat sie versucht, Amerika wieder zu seiner alten
Größe zu verhelfen, anfangs als UN-Botschafterin, dann

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