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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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als
Justizministerin und schließlich als Präsidentin.
    Sie hat um den Erhalt der noch verbliebenen amerikanischen
Souveränität gekämpft und um jeden monetären
Vorteil, der die Republik davor bewahrte, vollends unter die
Kontrolle der UN zu geraten. Nach wie vor verfügt sie über
so starke Streitkräfte, daß sie im nationalen Alleingang
handeln kann, und sie hat sich mit allen Ländern verbündet,
die bereit sind, dem Generalsekretär Paroli zu bieten; sie hat
den UN größtmögliche Handlungsfreiheit abgetrotzt
– zu einer Zeit, da die Bundesregierung nach dem atomaren
Terrorangriff auf Washington ein Drittel des Staatshaushalts aus
UN-Darlehen finanzierte.
    Wieder einmal fungiert Harry Diem als ihre rechte Hand. Er hat die
Operation wie ein Profi konzipiert. Selbst die sich zwischen Carla
und Louie Tynan anbahnende Konspiration wird erst Tage später
als erwartet wirksam und stellt keine Gefährdung ihrer
Pläne dar.
    Und nun verfügt sie endlich über die authentischen Daten
– echte Daten, von denen sie weiß, daß die UN sie
nicht haben und dringend benötigten.
    Sollen die UN es doch vermasseln und daran scheitern. Der Globale
Aufstand war schon ein Vorgeschmack, und jetzt geht es um viel mehr
als nur um einen weltweiten Skandal. Sie könnte noch viel mehr
erreichen als die bloße Wiederherstellung der amerikanischen
Souveränität – sie könnte die von ihr und ihrem
Stab schon seit vielen Jahren so genannte ›Weltregierung, die
diesen Namen nicht auszusprechen wagt‹ stürzen.
    Seit fünfzehn Jahren arbeitet sie nun schon daran, den
Vereinigten Staaten wieder zu ihrer ursprünglichen
Größe zu verhelfen, erhaben über die Anweisungen
einer fremden Macht.
    Dazu muß sie nur das auf die reale Entwicklung vorbereitete
Geheimkommando aufstellen. Sie werden dann zwar noch immer New
Orleans, Tampa, Miami und Corpus Christi verlieren, aber sie werden
es überstehen. Und der Rest der Welt wird zum Teufel gehen.
Sofern die UN nicht auch die Wahrheit erfahren und entsprechend
handeln.
    Und wenn die UN wirklich dahinterkommen… auf Wiedersehen,
amerikanische Vormachtstellung, wahrscheinlich sogar auf
Nimmerwiedersehen.
    Wie sie von der NSA hört, lassen sich die Reaktionen der UN
nicht vorhersagen, falls sie ihnen das echte Memorandum
übermitteln sollte. Auf jeden Fall werden sie in ein paar
Monaten, wenn es vielleicht schon zu spät ist, wissen, daß
sie hereingelegt wurden, und vielleicht können sie noch im
Untergang ihr die Verantwortung zuschieben. Das ist schon in Ordnung;
wenn es denn dazu kommen sollte, wird sie mitten in die
Generalversammlung hineinspazieren, die ganze Verantwortung
übernehmen und sich erschießen lassen – solange nur
die UN an Einfluß verlieren und Amerika wieder aufsteigt.
    Wie sie indes weiter von der NSA hört, könnten die UN
bei rechtzeitiger Reaktion die globalen Verluste an Menschenleben
wahrscheinlich auf 100 Millionen reduzieren. Wenn Brittany Lynn
Hardshaw also an ihrem Vorhaben festhielte, trüge sie die
Verantwortung für 170 Millionen unnötiger Toter.
    Das würde ihr wohl einen Platz in den Geschichtsbüchern
sichern. Mit dieser Aktion hätte sie nämlich Hitler, Stalin
und Mao ›übertroffen‹.
    Und wenn sie den UN die Wahrheit mitteilen würde, hieße
das, auch der NOAA die echten Daten übermitteln und vielleicht
den ursprünglichen Plan aufdecken zu müssen, woraufhin sie
mit einer Amtsenthebung zu rechnen hätte, wenn der Kongreß
den letzten Rest amerikanischer Autonomie bewahren will. Mehr noch,
das Land würde sich der allerletzten Chance für die
Wiederherstellung der vollen Souveränität begeben.
    Sie schaut zu den an den Wänden hängenden Portraits auf;
sie hat sie mit Bedacht ausgewählt – Washington, Adams,
Jefferson und Madison in ihrer Eigenschaft als Begründer der
amerikanischen Unabhängigkeit; Lincoln, der Retter der Republik;
Truman, Eisenhower und Kennedy, die das Land bis an die Zähne
bewaffnet hatten. Gerechterweise hätte sie deshalb vielleicht
auch Franklin Roosevelt in die Galerie integrieren müssen –
aber der hatte schließlich die UN gegründet.
    »Was schlagen Sie also vor?« fragt sie und erschrickt
beim Klang ihrer eigenen Stimme. Sie hatte eigentlich gar nichts
sagen wollen.
    Die beiden Berichte liegen nebeneinander auf dem Schreibtisch, und
während sie lange Zeit ihre identischen Deckblätter
betrachtet, sucht sie nach einer weiteren Option.
     
    Nachdem die Sache sich so verkrampft angelassen hatte, hätte
Klieg nie

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