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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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dann
ausgezogen ist und wenn sie beide schließlich im Ruhestand
leben. Er liebt es, Dinge zu planen.
    Zärtlich zieht er sie an sich; durch die extrem hohen
Absätze wirkt sie fast so groß wie er und kann kaum die
Balance halten; daher ist ihr zärtlicher und sanfter Kuß
eigentlich nur eine Berührung der warmen Lippen.
     
    Randy Householder glaubt es fast nicht, aber es ist trotzdem wahr.
Nach all den Jahren ist endlich Bewegung in die Sache gekommen.
Fünf Datenspäher haben gemeldet, daß Harry Diem
hinter einigen Organisationen steht, welche die Mörder-Clips
aufkaufen. Das überrascht ihn nicht im geringsten – wenn
überhaupt jemand eine geheime Untersuchung initiieren
würde, dann Harry Diem. Es erstaunt ihn nur, daß es so
lange gedauert hat, um von der Existenz dieser Untersuchung zu
erfahren. Er hofft nun, daß es nicht so schwierig sein wird,
auch an die Daten zu gelangen.
    Es ist ziemlich raffiniert von ihnen, die Untersuchung mit Diems
persönlichen Aktivitäten zu tarnen.
    Der kleine Späher in der NOAA-Datenleitung war der
Schlüssel; jetzt, da er noch viele zusätzliche Späher
mit der Suche nach den entsprechenden Bankkonten beauftragt hat, wird
es schneller gehen. Es wird natürlich noch einige Wochen dauern,
denn für diese illegalen Zugriffe muß er noch auf weitere
Informationen warten, und die meisten relevanten Daten sind bereits
älter als zehn Jahre.
    Aber das ist kein Problem für Randy. Er ist schon so lange
auf der Jagd. Er fragt sich, wie es wohl sein wird, wenn er nicht
mehr nach dem Mann sucht, der den Mord an Kimbie Dee in Auftrag
gegeben hat. Er fragt sich, ob es dann überhaupt noch ein Leben
für ihn geben wird.
    Ihr Bild verschwimmt wieder vor seinem geistigen Auge. Deshalb
holt er eine Video-CD hervor und betrachtet seine Tochter eine Stunde
lang; er sieht sie aufwachsen und in Schönheit erblühen,
sieht sie in der achten Klasse ihre Football-Mannschaft anfeuern (und
welch ein schönes Mädchen sie war!)…
    Dann springt er kurz zu dem Torso in der Leichenhalle mit dem vom
Hängen dunkel angelaufenen Gesicht, dem in den Hals
eingeschnittenen Büstenhalter und dem Blut an den Schenkeln und
auf dem Bauch.
    »Keine Sorge«, flüstert Randy. Wenn er
überhaupt noch mit anderen Menschen in Kontakt steht, dann
über Telekommunikation. Er weiß nicht einmal genau, wo
Terry jetzt lebt – sie hat wieder geheiratet und noch einige
Kinder bekommen. »Wir kriegen ihn, Kimbie Dee. Auf jeden
Fall.«
    Datenspäher schwärmen aus dem Bordcomputer aus, werden
über die Antenne zum Satelliten abgestrahlt und von dort
überallhin, per Laser und Funk und schließlich über
Glasfaserleitungen. Das Fahrzeug bewegt sich in Richtung Austin
– die durch das Stöbern in Diems Datenbank gewonnenen
Informationen haben ihn zu der Erkenntnis geführt, daß die
Polizeiakten dort unten etwas Interessantes enthalten
könnten.
    Es ist Nacht in Kansas, aber das kümmert Randy nicht. Er
schaltet den Computer aus, und nach einer Weile schläft er ein.
Vor ihm tasten sich die Scheinwerfer durch die Schwärze und
finden kein anderes Ziel als die Straße.



 
JUNI – JULI 2028
     
    Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, die noch einsamer sind als 8
Grad Nord 142 Grad West. Der Äquator ist als Breitengrad 0
definiert, Nord- und Südpol liegen jeweils auf dem 90.
Breitengrad. Der Null-Meridian verläuft durch London, und die
Internationale Datumsgrenze hat den Wert 180 Grad.
    Also befindet sich besagter Punkt auf zirka acht Grad
nördlicher Breite – nicht sehr weit vom Äquator
entfernt – und bei 142 Grad West – von London aus gesehen
auf der Erdkugel fast diametral entgegengesetzt. Abgesehen von
diversen imaginären Koordinaten gibt es dort nur Wasser und
Luft.
    Auf dem Meeresgrund, 4800 Meter unter der Wasseroberfläche,
gibt es nur Dunkelheit, hohen Druck und Kälte; der schlammige,
wie eine Hügellandschaft wirkende Grund geht weiter westlich in
ein richtiges Gebirge über. Tote Materie sinkt von oben auf den
Grund, aber nur in geringen Mengen; oben befindet sich nämlich
nur eine Wasserwüste.
    Erst dicht unter der Oberfläche steigt die Temperatur steil
an; die letzten 150 Meter verwandeln sich plötzlich in einen
Teil der über dem Wasser liegenden Welt aus Licht und Luft; weil
es aber so wenige Nährstoffe gibt, ist das klare und warme
Wasser ohne Leben.
    Über der Wasseroberfläche hat die
methangeschwängerte Luft sich im Laufe des langen
äquatorialen Tages stark erwärmt; das von der

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