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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Tagen hat es zum letztenmal geregnet –, und
wie immer in dieser Gegend ist es ein lauer Abend. Die Häuser
weichen von der Straße zurück, und in dieser
Mittelklasse-Wohngegend mit den kleinen, verputzten Häusern
hinter weißen Gartenzäunen wähnt man sich schier in
Los Angeles – nur, daß LA keine so ruhige Stadt ist und
man bei all den Lichtern dort die Sterne nicht sieht.
    Sie plaziert seine Hand auf ihrer Schulter, und es ist fast wie
ein Spaziergang mit Naomi oder einem Dutzend anderer Mädchen
– mit der Ausnahme, daß keine von ihnen jemals seine
Pobacken so fest gepackt hätte. Er scheut davor zurück,
aber sie drückt sich noch dichter an ihn und schiebt seine Hand
auf ihre Brust.
    Es gelingt ihm gerade noch, ein Lachen zu unterdrücken, als
er spürt, daß ihre Brust so groß ist wie ihr Kopf.
Er wünschte sich, daß etwas derart Lächerliches nicht
gleichzeitig auch so erregend wäre. »Schon mal eine
Prominenten-Titte gedrückt?« fragt sie ihn.
    »N-nein. Warum sind wir…«
    »Schsch. Kein ›warum‹ jetzt. Siehst du die beiden
Männer?«
    »Ja.« Sie wirken wie zwei beliebige Männer in
dieser Arbeiterstadt, sagt er sich; vielleicht haben sie jetzt
Feierabend, sind schon zu Hause gewesen, haben mit den Kindern
gespielt und sich ein wenig mit ihren Frauen unterhalten und gehen
nun etwas essen oder ein Bier trinken…
    Er hofft inständig, daß sie die beiden nicht auch noch
in diese irre Sache, was auch immer sie darstellen soll,
verwickelt.
    Aus einem Winkel seines Bewußtseins dringt indessen die
Erkenntnis, daß sie ihn schließlich nicht mit einer
Pistole oder sonst etwas bedroht und daß er einfach sagen
könnte: »Äh, Synthi, Miss Waterhouse, oder wie auch
immer Sie heißen, das ist mir alles zu verrückt. Ich werde
mal lieber gehen…«
    Und er weiß, daß er lieber gehen sollte, wenn auch aus
anderen Gründen. Beim XV ist gegen solche Sachen ja nichts
einzuwenden, aber obwohl er einen perfekten Impfschutz hat, treten
alle paar Monate neue Varianten von AIDS, SPM und ARTS auf, und so,
wie sie sich aufführt, bietet sie von allen ihm bekannten Frauen
die größte Gewähr, ihn mit der neuesten Version zu
beglücken. Scheiße, von den Risiken einmal abgesehen, wenn
sie sich so verhält, ist sie zumindest halb verrückt, und
Gott weiß, was ihr noch alles einfällt, wenn sie beide
allein sind – ihn verletzen, mit einer Waffe bedrohen oder sonst
etwas. Er fragt sich, was wohl geschehen wird, wenn sie einen Linken
mit einem Einschußloch und einen großen XV-Star mit
Spuren seiner Spermien in ihr finden und sie dann sagt, sie
hätte es getan, nachdem er sie vergewaltigt hat. Registriert die
hiesige Polizei überhaupt das Funksignal eines Paralysators?
    Er schaudert leicht, und sie nutzt diese Bewegung –
plötzlich befindet sich seine Hand unter ihrem Hemd, unterhalb
des Büstenhalters. Irritiert stellt er nach einem Augenblick
fest, daß sie sich nicht weich und zart anfühlen wie die
meisten großen Brüste, nicht einmal voll und reif wie die
von Naomi – er hat den Eindruck, einen Autoreifen mit etwas zu
niedrigem Luftdruck zu berühren. Er ertastet einige
Versteifungen unter der Haut, bei denen es sich um künstliche,
implantierte Bänder handeln muß, welche diese Dinger
abstützen.
    Sie rempelt ihn an, woraufhin die beiden Männer auf sie
aufmerksam werden und sie im Vorbeigehen anstarren. Sie windet sich
und flüstert Jesse zu: »Komm schon, greif zu.« Wie in Hypnose läßt Jesse die Hand weitergleiten und
bringt das Gesicht dicht an diese wallende rote Mähne – das
Haar duftet, und er riecht, daß sie zuviel Haarspray
aufgetragen hat – und dann packt er eine Brustwarze, so
groß wie ein Tischtennisball.
    Sie quiekt, streckt sich in seinem Arm, stöhnt und keucht.
Ihre Hand schlüpft unter die Kutte und schließt sich um
die seine, und dann reibt sie keuchend und stöhnend ihren
Körper.
    Die beiden Männer starren sie an. Jesse möchte am
liebsten im Erdboden versinken, aber seine Aufmerksamkeit wird vom
Stöhnen im Ohr und der großen festen Brust unter seiner
Hand in Anspruch genommen. Also schaut er auf und sieht die
gründlich geputzten Schuhe, die maßgeschneiderten Hosen,
die gebügelten weißen Hemden, auf denen sich kein
Stäubchen befindet – und den faszinierten Blick der
Männer. Nicht, daß der Vorgang sie besonders erregen oder
anmachen würde… sie betrachten nur ein schamloses Gringo- Pärchen, das nicht weiß, wie man sich in der
Öffentlichkeit

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