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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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wenigstens den verantwortlichen Politikern vorzulegen, wenn nicht
schon der Öffentlichkeit.«
    »Selbst, wenn, au weia…«, sagt Talley und verstummt
dann, aber jeder scheint auf die Antwort auf ihre unausgesprochene
Frage zu warten.
    »Ja, selbst wenn die Nachrichten schlecht sind und vielleicht
zu Unruhen führen. Teufel, wir können die Leute nicht ewig
täuschen; sollen wir ihnen denn noch sagen, es bestünde
kein Grund zur Besorgnis, während der Sturm schon ihre
Städte verwüstet? Es ist an der Zeit, daß wir ihnen
die Wahrheit sagen!«
     
    Das Abhörgerät im kleinen Restaurant, in dem Callare und
seine Leute frühstücken, schickt mit maximaler Leistung
Datenspäher aus; zufrieden liest Harris Diem das Transkript
durch, nur wenige Sekunden, nachdem der jeweilige Sprecher den Satz
beendet hat. Die undichten Stellen sind wie vorgesehen eingerichtet;
er macht sich eine Notiz, ein paar ›Provokateure‹
auszusenden – Datenspäher, die andere Datenspäher
aufsuchen und sie mit Daten versorgen, eine Technik, derer sich auch
die CIA bei Desinformationskampagnen bedient und welche von
Polizeidienststellen verschiedener Länder, die offiziell nicht
miteinander in Verbindung stehen, bei der Aufspürung von
Verbrechern genutzt wird. Diese Provokateure werden einige
getürkte Informationen an die Datenspäher weiterleiten, die
im Auftrag der New York Times, von Scuttlebytes und
dieser neuen Agentur, Sniffings, arbeiten.
    Nun ist es an der Zeit, auch Louie Tynan in die Sache zu
involvieren. Diem wählt seine Nummer.
    Wie er es von einem alten Offizier auch hätte erwarten
können, reagiert Tynan gereizt. »Sie wollen sagen, Sie
hätten es die ganze Zeit schon gewußt? Warum, zum Teufel,
haben Sie Dr. Callare dann nicht mit allen Mitteln unterstützt
und die Menschen vorgewarnt?«
    »Weil die eine Hälfte uns nicht geglaubt hätte und
die andere in Panik geraten wäre. Wir müssen eine rationale
Reaktion in der Öffentlichkeit bewirken.«
    Das stimmt Tynan milde – er bringt der Bevölkerung
nämlich ungefähr das gleiche Vertrauen entgegen wie Diem
–, und er fragt: »Also was jetzt? Ich würde Carla nur
ungern belügen, und ich bin ein schlechter Lügner. Und ich
glaube auch nicht…«
    »He, Partner«, erwidert Diem grinsend. »Ich werde
überall damit hausieren gehen. Nicht sofort, weil ich erst eine
verläßliche Truppe aufstellen muß, bevor ich ein
paar Sesselfurzer absäge – angefangen bei Henry Pauliss,
ein Name, der Ihnen vertraut sein dürfte – und durch Leute
ersetze, mit denen man arbeiten kann. Aber es wird so bald wie
möglich geschehen. Leiten Sie nur die Daten weiter, und wenn
jemand Angst hat, erwischt zu werden, sagen Sie ihm nur, das Spiel
dauert so lange, bis entweder Sie oder die anderen auffliegen –
und wir beide wissen, daß das nicht geschehen wird.«
    Tynan grummelt zwar noch ein wenig, zeigt sich aber einverstanden;
Diem dankt Gott für das Prinzip von Befehl und Gehorsam, denn
Louie Tynan kann im Bedarfsfall der starrköpfigste Mensch auf
Erden sein.
    Und tatsächlich ist es dieser Starrsinn, weshalb er nicht auf der Erde weilt, und das ist durchaus von Vorteil. »Der
nächste Teil wird Ihnen besser gefallen«, verspricht Diem.
»Wir haben einen wichtigen Auftrag, den Sie per Telepräsenz
auf der Mondbasis erledigen sollen, und Sie sind ermächtigt, ihn
nach eigenem Ermessen auszuführen.«
    »Entzückend. Was liegt denn an?«
    »Durch den Verlust von Kingman dämmert es einigen
unserer schlauen Jungs, daß uns ein stürmischer Sommer
bevorsteht, und sie befürchten, daß wir sämtliche
Raumfahrtzentren verlieren und nur noch über die Option
verfügen, aus der Luft zu starten. Dabei werden wir ganze Rudel
von Wettersatelliten brauchen. Auf der Mondbasis werden Metalle
gewonnen, und es existieren CAD-Werkstätten – wir wollen
diese Anlagen automatisieren, so daß Sie dort oben die
Satelliten für uns produzieren und sie dann in eine
Erdumlaufbahn bringen. Unsere Techniker sind schon bereit.«
    »Wie lange muß ich noch hier oben bleiben?«
    »Möchten Sie Urlaub?« fragt Diem. »Ich
weiß, daß Sie schon längst welchen verdient
hätten.«
    »Darum geht es mir nicht. Wie lange muß ich noch hier
oben bleiben?«
    »Hmm. Nun, ich schätze mal, bis alles erledigt ist.
Wenigstens bis zum Herbst.«
    »Dann haben Sie wohl selbst eine Menge Probleme.«
    Als er aufgelegt hat, sagt Diem sich, daß er zwar an einer
strategisch wichtigen Stelle sitzt, aber nur die Anweisungen

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