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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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eine Verringerung
des Körpergewichts und dergleichen – aber das interessiert
niemanden. Eine Stunde lang betrachtet er beflissen die von Dr. Wo
eingespielten Bilder, und als das Signal über das Haarnetz
eingeht, meldet er seine Eindrücke, und wie immer führt der
Doktor dann eine gründliche Untersuchung seines gesamten
Nervensystems durch.
    Wo ist ein Mediziner, der mit einem bestimmten Code arbeitet:
›Noch Fragen?‹ heißt bei ihm ›Auf
Wiedersehen‹, und wenn ein Patient sich mit ›Ach, eine
Frage noch, Doc‹ an ihn wendet, dann heißt das für
ihn ›Nichts wie weg!‹. Als diese Untersuchung abgeschlossen
ist und Louie die Verkabelung entfernen darf, bleibt Wo jedoch
weiterhin in der Leitung und sagt: »Da gibt es noch etwas, das
wir besprechen müssen, Oberst Tynan.«
    Louie nickt. »Ich höre.«
    Der Anflug eines Lächelns erscheint auf Wos Gesicht.
»Wenn ich Ihnen nun sage, daß es nicht Ihre
Raumtauglichkeit betrifft, werden Sie sich dann entspannen und mir
aufmerksam zuhören?«
    Louies Grinsen wird breiter. »Sicher, Doc. Worum geht es
denn?«
    Wo schaut verstohlen zur Seite, sagt schließlich: »Wie
Sie sicher wissen, sind alle modernen Computersysteme bewußt
mit einem Optimierungs-Virus infiziert – kleine Programme, die
sich im Bedarfsfall selbst reproduzieren und andere Programme
optimieren. Wenn zum Beispiel ein Programm in siebzig Schritten
abläuft und das Optimierungs-Virus eine Möglichkeit sieht,
die Aufgabe auch in sechzig Schritten auszuführen, weil
vielleicht einige überflüssige Arbeitsgänge beim
Datentransfer vom und zum Speicher vorliegen… nun, dann
schreitet das Virus ein. Die Optimierungs-Viren optimieren sich
natürlich auch gegenseitig, so daß niemand genau
weiß, wie sie letztlich funktionieren. Das ist aber alles
nichts Neues für Sie, nicht?«
    »Nein, ist es nicht. Und ich bin auch kein Computer,
Doc.«
    »Zumindest jetzt noch nicht. Das will ich Ihnen ja gerade
verdeutlichen. Die jüngsten Generationen der Optimierer sind
mittlerweile in der Lage, zwischen den unterschiedlichen
Betriebssystemen zu wechseln; sie sind imstande, sich zu
reproduzieren und Systeme zu infizieren, für die sie nie
vorgesehen waren. Aufgrund dieser Eigenschaft gewinnen sie für
das globale Netz offensichtlich an Nutzwert, denn sie infiltrieren
jeden neuen Computer und optimieren sein Betriebssystem.
    Vor einigen Jahren haben wir mit Kaninchenhirnen experimentiert,
und wie sich herausstellte, ist es den intelligentesten Optimierern
tatsächlich gelungen, sich in ein Gehirn zu transferieren.
Woraufhin sie anfingen… nun…«
    »Die Intelligenz der Kaninchen zu erhöhen? Wollen Sie
mir etwa erzählen, daß meine Intelligenz zunimmt, wenn ich
so oft vor der Kamera stehe?«
    »Bis zu einem gewissen Grad traf das zumindest für die
drei Freiwilligen zu, die sich diesem Experiment unterzogen hatten.
Aber es sind noch Nebenwirkungen aufgetreten. Sie sollten vorsichtig
sein – und rufen Sie mich an, falls Ihnen etwas
Ungewöhnliches auffällt.« Wo legt eine Kunstpause ein.
»Zum Beispiel hat sich ihr Schlafbedürfnis drastisch
reduziert. Eine Funktion des Schlafes besteht darin, die
Gedächtnisinhalte zu sortieren und zu ordnen. Weil die im Gehirn
agierenden Optimierer diese Ordnungsfunktion indessen ausüben,
nimmt das Bedürfnis nach Schlaf ab.«
    »Sie haben eine Funktion erwähnt«, hakt
Louie nach.
    »Nun, die Natur ist grundsätzlich multifunktional
ausgerichtet. Wenn ein Vorgang über lange Zeiträume
abläuft, richtet die Evolution es immer so ein, daß diesem
Ablauf mit der Zeit auch andere Funktionen zugeordnet werden. Das
Immunsystem hat einen immensen Energiebedarf, so daß der
Körper in der Schlafphase, während der die sonstigen
physiologischen Abläufe deutlich reduziert sind, den
größten Teil der Energie den Immunfunktionen bereitstellt.
Für den Fall, daß Sie von einem dieser Programme infiziert
werden, werden Sie zwar nur ein sehr geringes Schlafbedürfnis verspüren, aber Sie sollten sich dennoch einige Stunden
täglich vom System abkoppeln und hinlegen. Insbesondere in einer
Umwelt mit harter Strahlung, wo überdurchschnittlich viele
beschädigte Körperzellen entsorgt werden müssen und wo
die in Ihrem Körper enthaltenen Krankheitserreger mit
erhöhter Wahrscheinlichkeit mutieren.«
    »Oh, verdammt. Werde ich überhaupt noch schlafen
können?«
    »Besser als je zuvor«, erwidert Wo, wobei er sich den
Anflug eines Lächelns gestattet. »Wenn diese Programme
irgendwo

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