Die Mutter der Königin (German Edition)
schließen uns zu Weihnachten dem Hof in Greenwich an und stellen fest, dass die Feiern, die Jagden, die Musik und der Tanz unter dem Befehl von Edmund Beaufort stehen, der am Hof den strahlenden Mittelpunkt bildet, sodass er selbst einem König gleicht. Er macht viel Aufhebens um Richard, empfiehlt ihn dem König als den Mann, der Calais gewiss für uns halten kann, und nimmt ihn oft zur Seite, um mit ihm darüber zu debattieren, ob ein englischer Feldzug von Calais aus noch einmal in die Normandie vorstoßen könnte. Richard folgt seinem gewohnten Grundsatz der Lehnstreue zu seinem König und der Treue zu seinem Kommandanten, und ich sage nichts darüber, wie der Blick der Königin ihnen folgt, wenn sie sich besprechen. Doch ich weiß, dass ich noch einmal mit ihr reden muss.
Ich bin gezwungen, mit ihr zu reden, mein Pflichtgefühl drängt mich dazu. Fast muss ich darüber lächeln, dass ich mich so verpflichtet fühle, denn es ist mir bewusst, dass das der Einfluss meines ersten Gatten, John, Duke of Bedford, ist. Er hat sich sein Leben lang nicht vor einer schwierigen Pflicht gedrückt, und ich habe das Gefühl, als hätte er mir die Verpflichtung auferlegt, Englands Königin zu dienen, auch wenn es bedeutet, ihr Betragen zu kritisieren und sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Ich wähle einen Augenblick, da wir uns auf ein Maskenspiel vorbereiten, das Edmund Beaufort vorgeschlagen hat. Er hat angeordnet, die Königin solle ein weißes Kleid anziehen, das hoch in der Taille mit einer geflochtenen goldenen Kordel gebunden ist, und ihr Haar soll sie offen tragen. Sie soll eine Göttin darstellen, doch sie sieht aus wie eine Braut. Er hat neue Ärmel für das weiße Kleid entworfen, so kurz und so weit geschnitten, dass man ihre bloßen Arme fast bis zu den Ellbogen sehen kann. «Ihr werdet ein zweites Paar Ärmel tragen müssen», sage ich offen. «Diese sind recht unzüchtig.»
Sie streichelt die Innenseite ihres Arms. «Es fühlt sich so schön an», sagt sie. «Meine Haut ist wie Seide. Es fühlt sich wunderbar an, so …»
«So nackt», beende ich den Satz für sie und suche ohne weitere Bemerkungen in ihrer Kleidertruhe nach einem zweiten Paar Ärmel und mache mich daran, sie festzubinden. Sie erlaubt mir ohne ein Wort der Klage, die Ärmel auszutauschen, und dann setzt sie sich vor den Spiegel. Ich bedeute ihrer Zofe, sich zu entfernen, und nehme die Haarbürste, um die Knoten aus ihren langen, rotblonden Locken zu bürsten, die ihr fast bis zur Taille fallen. «Der edle Herzog Edmund Beaufort schenkt Euch viel Aufmerksamkeit», sage ich. «Das fällt auf, Euer Gnaden.»
Sie strahlt vor Freude. «Ja, das habt Ihr schon einmal gesagt, Jacquetta. Doch seine Blicke sind die eines guten Höflings, eines Ritters.»
«Seine Blicke sind die eines verliebten Mannes», sage ich offen, um sie zu entrüsten. Doch entsetzt muss ich mit ansehen, dass ihre Wangen erglühen. «Oh, stimmt das?», fragt sie. «Stimmt das wirklich?»
«Was ist los, Euer Gnaden? Ihr wisst, dass Ihr nicht von wahrer Liebe sprechen solltet. Ein wenig Poesie, ein wenig Romanze ist das eine. Doch Ihr dürft nicht mit Begehren an ihn denken.»
«Wenn er mit mir spricht, werde ich lebendig.» Sie wendet sich an mein Spiegelbild, und ich sehe ihr Gesicht im Glas silbern strahlen. Es ist, als wären wir in einer anderen Welt, der Welt des Wahrsagespiegels, wo solche Dinge ausgesprochen werden können. «Mit dem König ist es, als kümmerte ich mich um ein Kind. Ich muss ihm sagen, dass er recht hat, dass er ausreiten soll wie ein Mann, dass er regieren soll wie ein König. Ich muss ihn für seine Weisheit loben und ihm schmeicheln, wenn er aufgebracht ist. Ich bin ihm mehr eine Mutter denn eine Geliebte. Doch Edmund …» Sie atmet zitternd aus, senkt den Blick und hebt ihn dann mit einem Achselzucken zum Spiegel, als könnte sie nichts dagegen tun.
«Ihr dürft ihn nicht mehr sehen», sage ich hastig. «Oder nur, wenn andere zugegen sind. Ihr müsst Abstand wahren.»
Sie nimmt mir die Bürste aus der Hand. «Mögt Ihr ihn nicht?», fragt sie. «Er sagt, er mag und bewundert Euch. Er sagt, er ist Euer Freund. Und er vertraut Richard mehr als allen anderen. Er lobt ihn gegenüber dem König.»
«Man kann ihn nicht nicht mögen», sage ich. «Er sieht gut aus, er ist charmant und einer der größten Männer Englands. Doch das bedeutet nicht, dass die Königin mehr für ihn empfinden sollte als verwandtschaftliche Zuneigung.»
«Euer Rat kommt zu
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