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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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genießt. Mein Gemahl dagegen hat sechzig Lanzenreiter und fast sechshundert Bogenschützen mit nach Calais genommen, die seinem Befehl unterstehen, unsere Livree tragen und von uns bezahlt werden. Der Schatzmeister hat versprochen, uns das Geld zu erstatten, aber sie könnten die Kerbhölzer auch auf den Tag des Jüngsten Gerichts ausstellen, denn die Toten werden aus ihren Gräbern auferstehen, bevor wir mit den Kerbhölzern zur Schatzkammer gehen können, um die entsprechenden Beträge zu erhalten. Wir haben einen neuen Namen und ein schönes Haus, wir haben Einfluss und einen guten Ruf, der König und die Königin vertrauen uns, aber Geld? Nein, Geld haben wir keines.
    Mit dieser Heirat wird Elizabeth Lady Grey of Groby, Herrin über einen guten Teil von Leicestershire, Besitzerin von Groby Hall und anderen Liegenschaften der Familie Grey sowie natürlich Verwandte aller Greys. Eine gute Familie, die ihr gute Aussichten bietet und die standhaft zum König steht und gegen Richard, Duke of York, kämpft. Wir werden sie nie auf der falschen Seite wiederfinden, sollte sich der Streit zwischen dem Duke of York und seinem Rivalen, dem Duke of Somerset, zuspitzen.
    Elizabeth soll mit ihrem Vater, mir und all ihren Geschwistern, außer den beiden Jüngsten, von Grafton zur Hochzeit aufbrechen. Doch Richard ist noch nicht zu Hause.
    «Wo ist Vater?», fragt sie mich am Vortag. «Du hast gesagt, er wollte schon gestern kommen.»
    «Er kommt», erwidere ich ruhig.
    «Was, wenn er aufgehalten wird? Wenn er kein Schiff bekommt? Wenn die See zu rau ist für die Überfahrt? Ich kann nicht heiraten, wenn er mich nicht den Greys übergibt.»
    Ich lege eine Hand auf meinen Ehering, als wollte ich die Finger berühren, die ihn mir angesteckt haben. «Er wird rechtzeitig kommen», wiederhole ich. «Elizabeth, in all den Jahren, in denen ich ihn liebe, habe ich nie vergeblich auf ihn gewartet. Er wird hier sein.»
    Sie sorgt sich den ganzen Tag, bis ich sie schließlich mit einem Baldrianaufguss zu Bett schicke. Als ich etwas später in ihr Gemach spähe, schläft sie fest, das Haar unter der Nachthaube geflochten. Sie sieht so jung aus wie ihre Schwester Anne, die das Bett mit ihr teilt. Dann höre ich das Lärmen von Pferdehufen im Stallhof und sehe aus dem Fenster. Mein Blick fällt auf die Standarte der Rivers und meinen Gemahl, der schwerfällig absitzt, und einen Augenblick später fliege ich die Treppen hinunter, haste in den Hof und liege ihm schon in den Armen.
    Er hält mich so fest, dass ich kaum Luft bekomme, dann hebt er mein Gesicht und küsst mich.
    «Ich stinke fürchterlich», ist das Erste, was er sagt, als er wieder zu Atem kommt. «Du musst mir vergeben. Die Gezeiten waren gegen uns, und ich musste hart reiten, um heute Abend hier zu sein. Aber du hast gewusst, dass ich dich nicht vergeblich warten lasse, oder?»
    Ich lächele in sein gutaussehendes, wettergegerbtes Gesicht, das ich seit vielen Jahren abgöttisch liebe. «Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschst.»

    Auf dem Anwesen der Greys liegt gegenüber der großen Halle eine kleine Kapelle, und dort spricht das junge Paar das Ehegelöbnis. Eltern und Geschwister sind die feierlichen Zeugen. Unsere Familie füllt die Kapelle. Ich sehe, wie Lady Grey meine Kinder betrachtet und sich denkt, dass ihr Sohn in eine fruchtbare Familie einheiratet. Nach der Trauung gehen wir durch den gedeckten Gang in die Halle, wo mit Gesang und Tanz gefeiert wird, und dann bereiten wir sie für das Bett vor.
    Elizabeth und ich sind allein in dem Schlafgemach, das das ihre sein wird. Es ist ein schöner Raum, der nach Norden über die Parkanlagen und die Weiden am Fluss hinausgeht. Mir ist weh zumute. Mein erstes Kind heiratet und verlässt endgültig sein Heim. «Was hast du in meiner Zukunft gesehen, werte Mutter?», fragt sie mich.
    Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet. «Du weißt doch, dass ich nicht mehr vorhersage», antworte ich. «Das war einmal, in meiner Kindheit. In England mögen sie so etwas nicht, und ich habe mich daran gehalten. Wenn es uns überkommt, dann ohne dass wir darum bitten. Außerdem ist dein Vater dagegen.»
    Sie kichert. «Ach, liebe Mutter!», ruft sie vorwurfsvoll. «Dass du dich so tief herablassen solltest, noch dazu an meinem Hochzeitstag.»
    Ich muss einfach lächeln. «So tief herablassen?»
    «Zu lügen», flüstert sie. «Mich anzulügen! An meinem Hochzeitstag! Ich weiß doch, dass du vorhergesehen hast, dass John mich lieben

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