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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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spät», sagt sie mit seidig warmer Stimme. «Zu spät für mich. Es ist keine verwandtschaftliche Zuneigung mehr. Es ist weit mehr als das. Jacquetta, zum ersten Mal im Leben fühle ich mich lebendig. Zum ersten Mal im Leben fühle ich mich wie eine Frau. Ich fühle mich schön. Ich werde begehrt. Ich kann ihm nicht widerstehen.»
    «Ich habe es Euch schon einmal gesagt», erinnere ich sie. «Ich habe Euch gewarnt.»
    Wieder hebt sie ihre schönen Schultern. «Ach, Jacquetta. Ihr wisst genau wie ich, wie es ist, verliebt zu sein. Hättet Ihr aufgehört, wenn Euch jemand gewarnt hätte?»
    Ich gehe nicht auf ihre Frage ein. «Ihr müsst ihn vom Hof fortschicken», sage ich nur. «Ihr müsst ihm aus dem Weg gehen, vielleicht für Monate. Das ist eine Katastrophe.»
    «Ich kann nicht», erwidert sie. «Der König würde ihm niemals erlauben fortzugehen. Er möchte ihn in seiner Nähe wissen. Und ich würde sterben, wenn ich ihn nicht mehr sehen könnte, Jacquetta. Ihr habt ja keine Ahnung. Er ist mein einziger Gefährte, er ist mein Ritter, er ist der Kämpe der Königin.»
    «Wir sind hier nicht in Camelot», warne ich sie grimmig. «Dies ist nicht das Zeitalter der Troubadoure. Die Menschen werden schlecht über Euch denken, wenn sie auch nur bemerken, dass Ihr ihn anlächelt, sie werden ihn beschuldigen, Euer Günstling zu sein oder Schlimmeres. Was Ihr hier zu mir sagt, reicht aus, um Euch fortzuschicken und in ein Kloster zu stecken. Wenn Euch jemand hören würde, wäre das sein Ende. Schon jetzt hassen und beneiden ihn manche, weil er der Günstling des Königs ist. Wenn nur ein Wort in die Welt dringt, dass Ihr ihm gewogen seid, dann werden sie die schlimmsten Dinge sagen. Ihr seid die Königin, Euer Ruf ist wie venezianisches Glas: kostbar, zerbrechlich und rar. Ihr müsst Euch in Acht nehmen. Ihr seid keine normale Frau, Ihr dürft Euch solche Gefühle nicht gestatten.»
    «Ich werde mich in Acht nehmen», verspricht sie atemlos. «Ich schwöre es.» Es ist, als wollte sie darüber verhandeln, mit ihm zusammen sein zu dürfen, und als würde sie alles dafür geben. «Wenn ich mich vorsehe, wenn ich ihn nicht anlächele und nicht zu nah bei ihm reite oder zu oft mit ihm tanze, dann kann ich ihn doch weiterhin sehen? Nicht wahr? Jeder denkt doch, er sei auf Anordnung des Königs immer bei uns. Niemand muss wissen, dass er mich glücklich macht, dass es mein Leben lebenswert macht, ihn um mich zu haben.»
    Ich weiß, dass ich ihr sagen sollte, dass sie niemals mehr mit ihm allein sein darf, doch sie sieht mich allzu flehentlich an. Sie ist einsam, und sie ist jung, und für eine junge Frau ist es trostlos, an einem großen Hof zu leben, wo niemandem etwas an einem liegt. Ich weiß das. Ich weiß, wie es ist mit einem Gemahl, der einen kaum beachtet, und einem jungen Mann, der die Augen nicht von einem lassen kann. Ich weiß, wie es ist, in einem kalten Bett zu verbrennen.
    «Gebt nur acht», sage ich, obwohl ich ihr raten sollte, ihn fortzuschicken. «Ihr müsst allzeit vorsichtig sein, jeden Tag Eures Lebens. Und Ihr dürft ihn nicht allein sehen. Ihr dürft niemals allein sein mit ihm. Dies darf nicht weiter gehen als die ehrenwerte Liebe eines Ritters zu seiner Dame. Es darf nicht mehr sein als Eure heimliche Freude. Hier muss es aufhören.»
    Sie schüttelt den Kopf. «Ich muss mit ihm reden», sagt sie. «Ich muss mit ihm zusammen sein.»
    «Das könnt Ihr nicht. Denn es kann nicht anders enden als in Schimpf und Schande.»
    Sie wendet sich vom Spiegel ab, geht zu dem großen Bett mit den prächtigen goldenen Vorhängen und klopft einladend darauf. Langsam folge ich ihrer Aufforderung. «Werdet Ihr eine Karte für ihn ziehen?», fragt sie. «Dann wissen wir die Antworten. Dann wissen wir, was die Zukunft bringt.»
    Ich schüttele den Kopf. «Ihr wisst, dass der König die Karten missbilligt», sage ich. «Es ist verboten.»
    «Nur eine Karte. Nur ein einziges Mal. Damit wir wissen, was die Zukunft bringt. Damit ich mich in Acht nehme.»
    Ich zögere, und schon ist sie an der Tür des Schlafgemachs und ruft nach Spielkarten. Eine der Hofdamen erbietet sich, sie hereinzubringen, doch die Königin nimmt sie an der Tür entgegen und reicht sie mir.
    «Los jetzt!», sagt sie.
    Zögernd nehme und mische ich sie. Natürlich spielen wir am Hof dauernd mit ihnen, doch die Karten fühlen sich in meinen Händen ganz anders an, wenn ich nur eine auswählen will, um die Zukunft zu deuten. Ich reiche sie ihr.
    «Mischt

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