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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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kommt ernst herein und kniet vor ihr nieder, bis sie ihm erlaubt, sich zu setzen. Ich bleibe wie zerstreut zwischen ihnen und den übrigen Hofdamen und seinem Gefolge stehen, damit niemand über dem Spiel der Harfe ihr leises Gespräch belauschen kann.
    Nur drei Sätze werden gewechselt, dann steht sie auf, und der Hof erhebt sich ebenfalls. Sie beißt die Zähne zusammen und geht voran zum Abendessen in die große Halle, ganz die Königin, die sie ist, wo die Männer sie schweigend grüßen und der Platz des Königs leer bleibt.
    Nach dem Abendessen ruft sie mich zu sich.
    «Er wird nicht wach», sagt sie angespannt. «Die Kammerjunker wollten ihn zum Abendessen aufwecken, doch er rührt sich nicht. Der Herzog hat nach den Ärzten geschickt, damit sie feststellen, ob er krank ist.»
    Ich nicke.
    «Wir ziehen uns in meine Gemächer zurück», entscheidet sie und geht voran. Als wir die Halle verlassen, erhebt sich ein Flüstern wie eine Brise, die Männer raunen einander zu, der König sei sterbensmüde.
    Wir warten im Audienzzimmer der Königin darauf, dass die Ärzte uns Bericht erstatten. Der halbe Hof ist versammelt, um zu hören, was dem König fehlt. Die Tür geht auf, die Ärzte kommen herein, und die Königin bittet sie, ihr in ihre Privatgemächer zu folgen. Der Herzog und ich gehen mit einem halben Dutzend weiterer Höflinge mit ihr hinein.
    «Der König scheint bei guter Gesundheit zu sein, aber er schläft», sagt einer der Ärzte namens John Arundel.
    «Könnt Ihr ihn wecken?»
    «Wir hielten es für das Beste, ihn schlafen zu lassen», antwortet Doktor Faceby und verneigt sich. «Es scheint uns angebracht zu sein, ihn aufwachen zu lassen, wenn er so weit ist. Kummer und Schock können zuweilen mit Schlaf, mit einem langen Schlaf, geheilt werden.»
    «Ein Schock?», fragt der Herzog scharf. «Was für einen Schock hat der König erlitten? Was hat er gesagt?»
    «Die Nachrichten aus Frankreich», stottert der Arzt. «Ich glaube, der Bote ist damit herausgeplatzt.»
    Marguerite beißt sich auf die Lippe. «Hat er etwas gesagt?»
    «Kein Wort, kein einziges Wort, seit gestern Abend.»
    Sie nickt, als wäre es ihr gleichgültig, ob er spricht oder nicht, als sorge sie sich nur um seine Gesundheit. «Sehr wohl. Glaubt Ihr, er wird morgen früh wach?»
    «Oh, ganz gewiss», antwortet Doktor Faceby. «Oft schlafen Menschen nach erschütternden Nachrichten sehr tief. Der Körper heilt sich auf diese Weise selbst.»
    «Und sie erinnern sich an nichts, wenn sie aufwachen?», fragt sie. Der Herzog blickt wie gleichgültig zu Boden.
    «Mag sein, dass Ihr ihm von neuem über den Verlust der Gascogne unterrichten müsst, wenn er aufwacht», pflichtet der Arzt ihr bei.
    Sie wendet sich an den Herzog. «Mylord, bitte gebt den Kammerjunkern des Königs den Befehl, dass sie ihn wie gewohnt am Morgen wecken und seine Gemächer und Kleider herrichten sollen wie immer.»
    Er verneigt sich. «Selbstverständlich, Euer Gnaden.»
    Die Ärzte verabschieden sich. Einer wird beim König sitzen und über seinen Schlaf wachen. Das Gefolge des Herzogs und die Hofdamen der Königin verlassen nach den Ärzten den Raum. Das Paar stiehlt sich einen Augenblick, als alle hinausgehen und niemand sie beachtet.
    «Es wird alles gut», flüstert er ihr zu. «Wir sagen nichts. Nichts. Vertraut mir. Es wird alles gut.»
    Schweigend nickt sie, und da verbeugt er sich und verlässt den Raum.

    Am nächsten Morgen wollen sie den König wecken, doch er wird nicht wach. Ein Kammerjunker kommt an die Tür und erklärt mir, dass sie ihn auf den Nachtstuhl heben, ihn säubern und ihm das beschmutzte Nachtgewand wechseln mussten. Wenn jemand ihn auf dem Nachtstuhl festhält, lässt er Wasser, und sie können ihm Gesicht und Hände waschen. Sie können ihn in einen Sessel setzen, doch er lässt den Kopf hängen, und wenn jemand sein Gesicht festhält, können sie ihm ein wenig warmes Ale einflößen. Er kann nicht stehen, er kann sie nicht hören, er reagiert auf keine Berührung. Er zeigt keinen Hunger und würde in seinem Schmutz liegen.
    «Das ist kein Schlaf», sagt der Mann offen heraus. «Die Ärzte machen sich etwas vor. Niemand schläft so.»
    «Glaubt Ihr, er stirbt?», frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. «So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Es ist, als wäre er verzaubert. Als wäre er verflucht.»
    «Sagt so etwas nicht», fahre ich ihn an. «Sagt niemals so etwas. Er schläft nur.»
    «Gut», antwortet er. «Er

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