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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und …» Sie unterbricht sich. Keine von uns hat erwähnt, dass der Herzog sie in die Arme genommen hat wie ein Geliebter, ihr das Gesicht geküsst und versprochen hat, auf sie aufzupassen. «Und Ihr erklärt mir, ich müsse ruhig bleiben.»
    «Ja», sage ich beherzt. «Denn all das ist nichts im Vergleich dazu, das Kind zu verlieren. Ihr müsst essen und schlafen, Marguerite. Dies ist Eure Pflicht Eurem Kind gegenüber. Vielleicht tragt Ihr einen Jungen unter dem Herzen, einen Prinzen für England. Wenn all das hier längst vergessen ist, werden wir uns immer noch daran erinnern, dass Ihr dafür gesorgt habt, dass dem Prinzen nichts zustößt.»
    Sie zögert, dann nickt sie. «Das stimmt, Jacquetta, Ihr habt recht. Seht Ihr? Ich sitze. Ich bleibe ruhig. Ihr könnt mir ein wenig Brot, Fleisch und Ale bringen lassen. Ich bleibe ruhig. Holt mir den Herzog.»
    «Ihr könnt ihn nicht allein empfangen», bestimme ich.
    «Nein. Das weiß ich. Aber ich muss ihn sehen. Solange der König nicht aufwacht, muss ich alles mit seiner Hilfe entscheiden. Er ist mein einziger Ratgeber und Helfer.»

    Ich finde den Herzog in seinen Gemächern. Seine Männer hämmern an die Tür, und als sie sie öffnen, schießt er herum, und mir entgeht nicht, wie blass und ängstlich er aussieht.
    «Jacquetta», sagt er, doch er verbessert sich schnell. «Euer Gnaden.»
    Ich warte, bis sie die Tür hinter mir geschlossen haben. «Die Königin verlangt nach Euch», sage ich kurz angebunden.
    Er nimmt seinen Umhang und seinen Hut. «Wie geht es ihr?»
    «Sie ist besorgt.»
    Er reicht mir seinen Arm. Kindischerweise tue ich so, als bemerkte ich die Geste nicht, und gehe ihm voraus zur Tür. Er folgt mir, und wir laufen die sonnige Galerie hinunter zu den königlichen Gemächern. Vor den Bleiglasfenstern schießen Schwalben tief über die Sumpfwiesen. Vögel zwitschern.
    Er schreitet schneller aus, um mit mir Schritt zu halten. «Ihr gebt mir die Schuld», sagt er knapp.
    «Ich weiß gar nichts.»
    «Ihr gebt mir die Schuld, aber, Jacquetta, ich versichere Euch, den ersten Schritt hat …»
    «Ich weiß nichts, und wenn ich nichts weiß, kann man mich auch nicht ausfragen, und ich kann nichts beichten», falle ich ihm ins Wort. «Ich will nur für den Frieden Ihrer Gnaden sorgen, damit sie stark genug ist, um ihr Kind auszutragen und zur Welt zu bringen. Alles, wofür ich bete, ist, dass Seine Gnaden, der König, ruhigen Geistes erwacht und wir ihm die traurige Nachricht aus der Gascogne überbringen können. Und natürlich hoffe ich unaufhörlich, dass meinem Gemahl in Calais nichts zustößt. Abgesehen von diesen Gedanken wage ich mir nichts vorzustellen, Euer Gnaden.»
    Er nickt, und wir treten schweigend ein.

    In den Gemächern der Königin sitzen drei Hofdamen auf den Fenstersitzen und geben vor zu nähen, während sie sich doch die Hälse verrenken, um zu lauschen. Sie stehen auf und knicksen, und als der Herzog und ich eintreten, bitte ich sie, sich wieder zu setzen, und nicke zwei Musikern zu, damit sie etwas spielen. Die Musik überdeckt das Geflüster zwischen der Königin und dem Herzog. Sie erlaubt ihm, sich auf einen Schemel neben ihr zu setzen, und bittet mich zu ihnen.
    «Seine Gnaden sagt, wenn der König in den nächsten Tagen nicht aufwacht, können wir nicht mehr hierbleiben.»
    Ich sehe ihn an.
    «Die Menschen werden sich fragen, was mit ihm los ist, und es wird Klatsch geben. Wir können sagen, der König sei müde, und er kann in einer Sänfte nach London zurückkehren.»
    «Wir können die Vorhänge der Sänfte zuziehen», pflichte ich ihm bei. «Aber was dann?»
    «Die Königin muss sich im Westminster Palace in den zeremoniellen Rückzug vor der Geburt begeben. Das ist seit Monaten geplant, daran darf sich nichts ändern. Ich schlage vor, dass der König in seinen Gemächern bleibt.»
    «Es wird Gerede geben.»
    «Wir können sagen, er bete um seine Gesundheit. Wir können sagen, er halte die Stundengebete ein.»
    Ich nicke. Es ist durchaus möglich, die Krankheit des Königs nur einem kleinen Kreis von Höflingen bekanntzugeben.
    «Was ist mit den Lords? Was ist mit dem Kronrat?», frage ich.
    «Darum kann ich mich kümmern», antwortet der Herzog. «Ich werde die anstehenden Entscheidungen im Namen des Königs treffen.»
    Ich sehe ihn scharf an, doch dann senke ich den Blick, damit er nicht bemerkt, wie sehr mich das schockiert. Damit macht er sich selbst zum König von England. Die Königin wird im rituellen Rückzug

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