Die Mutter der Königin (German Edition)
reizbare Nachbarn seien. Ich meinte nur, dass der König hart daran gearbeitet hat, dass seine Herrschaft in ganz England anerkannt wird. Wenn Euer Gemahl, der Herzog, zum Rat stößt, kann er die anderen Edelleute gewiss davon überzeugen, dass es auf seinen Ländereien keine Hinweise auf Rebellion gibt und dass seine Verwandten, Eure Familie, lernen können, in Frieden mit den Percys im Norden zu leben.»
Sie verbeißt sich eine wütende Antwort. «Selbstverständlich», sagt sie dann. «Wir alle wollen nur dem König dienen und ihn unterstützen. Der Norden kann nicht geteilt werden.»
Ich lächele ihren Sohn an. «Und was willst du tun, wenn du erwachsen bist, Edward?», frage ich ihn. «Wirst du ein großer General wie dein Vater? Oder zieht es dich eher in die Kirche?»
Er senkt den Kopf. «Eines Tages bin ich das Oberhaupt des Hauses York», sagt er schüchtern zu seinen Schuhen. «Es ist meine Pflicht, mich bereitzuhalten, meinem Haus und meinem Land zu dienen, wo auch immer ich gebraucht werde, wenn meine Zeit kommt.»
Die Taufe des Königskindes ist ein beeindruckendes Ereignis. Die Königin bestellt eine golddurchwirkte Schleppe für das Taufkleid, die aus Frankreich kommt und mehr kostet als das Gewand seiner Patin Anne, der Duchess of Buckingham. Die anderen Paten sind der Erzbischof von Canterbury und Edmund Beaufort, Duke of Somerset.
«Ist das eine kluge Wahl?», gebe ich leise zu bedenken, als sie ihrem Beichtvater die Namen der Paten nennt. Wir knien vor dem kleinen Altar in ihrem Privatgemach, der Priester befindet sich auf der anderen Seite des Schirmes. So kann nur sie meine dringlich geflüsterte Frage hören.
Sie hebt nicht einmal den Blick von ihren gefalteten Händen. «Kein anderer kommt in Frage», wispert sie zurück. «Der Herzog soll für ihn sorgen und ihn schützen, als wäre es sein eigenes Kind.»
Stumm schüttele ich den Kopf, aber was sie tut, leuchtet mir dennoch ein: Sie umgibt ihren Sohn mit den Höflingen ihres Vertrauens, mit Menschen, die Somerset ernannt hat und die seine Verwandten sind. Sollte der König nie wieder genesen, hat sie um ihren Sohn eine kleine Armee aufgestellt, die ihn beschützt.
Anne, Duchess of Buckingham, trägt das kostbare Kind zum Taufbecken der Kapelle von Westminster. Cecily Neville bedenkt mich aus den Reihen der Damen mit einem wütenden Blick, als wäre ich für eine weitere Brüskierung ihres Gemahls Richard, Duke of York, verantwortlich, der eigentlich Pate sein müsste. Niemand macht eine Bemerkung über die Abwesenheit des Königs, denn die Taufe ist Sache der Paten, und die Königin lebt auch noch zurückgezogen. Das Geheimnis kann nicht ewig gewahrt werden, doch der König wird doch gewiss nicht ewig krank sein? Es wird ihm doch bestimmt bald wieder bessergehen?
Beim Taufmahl nimmt mich Edmund Beaufort beiseite. «Sagt der Königin, dass ich den Kronrat einberufe, darunter auch den Duke of York, und den Prinzen zu einem Besuch beim König mit nach Windsor nehme.»
Ich zögere. «Aber, Euer Gnaden, was ist, wenn er bei der Ankunft seines Kindes nicht erwacht?»
«Dann werde ich darauf bestehen, dass sie das Kind ohne die Anerkennung des Königs annehmen.»
«Könnt Ihr das, ohne dass sie den König zu Gesicht bekommen?», frage ich ihn. «Sie wissen alle, dass er krank ist, aber wenn sie ihn mehr oder weniger leblos sehen …»
Er verzieht das Gesicht. «Nein, das kann ich nicht. Erklärt der Königin, dass ich es versucht habe, der Rat aber darauf besteht, dass das Kind dem König präsentiert wird. Alles andere würde einen zu merkwürdigen Eindruck machen, sie müssten annehmen, er sei tot und wir wollten es vertuschen. Uns wurde bereits mehr Zeit geschenkt, als ich für möglich gehalten hätte. Aber nun ist sie abgelaufen. Sie müssen den König sehen, und das Kind muss ihm präsentiert werden. Es lässt sich nicht länger vermeiden.» Er zögert. «Es gibt noch etwas, das ich Euch lieber erzählen sollte, und Ihr solltet die Königin warnen: Es gibt Gerede, er sei nicht der wahre Sohn des Königs.»
Das versetzt mich in Alarmbereitschaft. «Was?»
Er nickt. «Ich tue, was ich kann, um die Gerüchte im Keim zu ersticken. Solche Unterstellungen sind natürlich Verrat, und ich werde dafür sorgen, dass alle, die darüber tuscheln, am Galgen enden. Aber wenn der König vor seinem Hof versteckt wird, fangen die Leute unweigerlich an zu reden.»
«Ist der Name eines anderen Mannes gefallen?», frage ich ihn.
Er sieht mich
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