Die Mutter der Königin (German Edition)
nicht. «Bitte klärt mich auf. Wie wird dem König das Kind präsentiert?»
«Es muss vom Kronrat präsentiert werden», sagt Cecily Neville mit leichter Schadenfreude über mein Unbehagen. Sie scheint zu ahnen, dass wir nichts dergleichen geplant haben. «Damit das Kind als Thronerbe und Prinz des Reichs angenommen werden kann, muss der Kronrat es dem König präsentieren, und der König muss es in aller Form als Thronerbe anerkennen. Wenn das nicht geschieht, ist es nicht der Thronerbe. Wenn es von seinem Vater nicht anerkannt wird, ist es nicht der rechtmäßige Erbe Englands. Dann kann es keinen Titel tragen. Aber in dieser Hinsicht sollte es doch keine Schwierigkeiten geben, oder?»
Marguerite sagt nichts. Sie lehnt sich in ihrem Sessel zurück, als sei sie erschöpft.
«Oder?», fragt die Herzogin noch einmal.
«Selbstverständlich nicht», entgegne ich ruhig. «Ich bin sicher, der Duke of Somerset hat schon alle Vorbereitungen getroffen.»
«Und Ihr ladet meinen Gemahl dazu ein», beharrt Cecily. «Wie es sein Vorrecht ist.»
«Ich überbringe dem Herzog persönlich die Botschaft der Königin», versichere ich ihr.
«Und selbstverständlich werden wir uns alle glücklich schätzen, der Taufe beizuwohnen», fügt sie hinzu.
«Selbstverständlich.» Ich warte ab, ob sie die Stirn hat, die Königin zu bitten, Patin werden zu dürfen, aber sie lässt es bei einem Knicks und einigen Schritten rückwärts bewenden, bevor sie sich von mir zur Tür begleiten lässt. Wir gehen zusammen hinaus. Im Audienzzimmer springt der gutaussehende Junge auf, der mir schon vorher aufgefallen war. Er ist ihr ältester Sohn, Edward, und als er mich sieht, verbeugt er sich. Ein ausgesprochen hübsches Kind mit goldbraunem Haar, dunkelgrauen Augen und einem frohen Lächeln, groß dazu – er reicht mir schon bis an die Schultern, obwohl er erst elf ist.
«Ah, Ihr habt Euren Jungen bei Euch», rufe ich aus. «Ich habe ihn beim Hereinkommen gesehen, aber nicht erkannt.»
«Dies ist mein Edward», sagt sie warm und voller Stolz. «Edward, dies ist Lady Rivers, die Herzoginwitwe von Bedford.»
Ich reiche ihm die Hand, und er verbeugt sich und küsst sie.
«Was für ein Herzensbrecher», sage ich lächelnd zu ihr. «Er ist so alt wie mein Sohn Anthony, oder?»
«Sie sind nur ein paar Monate auseinander», antwortet sie. «Ist Anthony in Grafton?»
«Nein, er ist mit seiner Schwester in Groby», antworte ich. «Der letzte Schliff an seinen Umgangsformen. Ich glaube, Euer Junge ist größer als er.»
«Sie schießen hoch wie Unkraut», sagt sie und verbirgt ihren Stolz. «Wie schnell sie neue Schuhe brauchen! Und erst die Stiefel! Ihr wisst ja, dass ich noch zwei Söhne habe und Richard in der Wiege.»
«Ich habe jetzt vier», antworte ich. «Meinen Erstgeborenen, Lewis, habe ich verloren.»
Sie bekreuzigt sich. «Gott schütze sie», sagt sie. «Und unsere liebe Jungfrau tröste Euch.»
Das Gespräch über die Kinder hat uns geeint. Sie tritt näher und deutet mit einem Nicken auf die Gemächer der Königin. «Ist es gut gegangen?»
«Sehr gut», sage ich. «Es hat die ganze Nacht gedauert, aber sie war tapfer, und das Kind ist wohlauf.»
«Gesund und munter?»
«Es wächst und gedeiht», antworte ich. «Ein hübscher Junge.»
«Und der König? Geht es ihm gut? Warum ist er nicht hier? Man sollte doch meinen, er käme, um sich seinen Sohn anzusehen.»
Ich lächele sie arglos an. «Er dient Gott und seinem Volk auf die bestmögliche Art. Er hat auf den Knien um eine sichere Entbindung und um den Schutz des Erben von England gebetet.»
«Ja», sagt sie, «aber ich habe gehört, dass er im Palast von Clarendon krank geworden ist und in einer Sänfte nach Hause gebracht werden musste.»
«Er war müde», gebe ich zu. «Er hat den Großteil des Sommers damit verbracht, Rebellen aufzuspüren und zu verurteilen. In den letzten beiden Jahren hat er sich jeden Sommer darum gekümmert, dass in den Grafschaften Gerechtigkeit herrscht. Auch in den Euren.»
Ob dieser Zurechtweisung wirft sie den Kopf in den Nacken. «Solange der König seinen engsten Verwandten, die doch seine wahren Freunde und besten Ratgeber sind, einen anderen Mann vorzieht, wird es immer Schwierigkeiten geben», sagt sie aufgebracht.
Ich hebe die Hand. «Vergebt mir», wende ich ein. «Ich wollte Euch nicht unterstellen, dass Eure Pächter besonders aufsässig seien oder dass Eure Familie väterlicherseits, die Nevilles, im Norden Englands besonders
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