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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Mann mit einem Idioten.
    «Oh, Marguerite, oh, meine Marguerite, es tut mir so leid für Euch», platze ich heraus.
    In ihren graublauen Augen stehen Tränen. «Ich bin jetzt ganz allein», sagt sie. «Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so allein. Aber ich lasse mich nicht auf dem Rad des Schicksals weiterdrehen, ich werde nicht stürzen. Ich werde dieses Land regieren und den König gesund machen und miterleben, wie mein Sohn den Thron erbt.»

    Richard war der Meinung, sie könne das Land unmöglich von den Midlands aus regieren, doch der Sommer kommt und geht, und jeden Abend schwirren weniger Schwalben um die Dächer von Kenilworth, denn die Zugvögel fliegen nach Süden, sie entfleuchen uns. Doch immer noch weigert sich die Königin, nach London zurückzukehren. Sie regiert per Befehl, es gibt nicht einmal den Anschein von Debatten. Sie befehligt die Ratsversammlung des Königs und hat den Rat so ausgewählt, dass er tut, was sie will, und ihr nicht widerspricht. Sie beruft das Unterhaus des Parlaments nicht ein, denn das könnte verlangen, dass der König sich in seiner Hauptstadt zeigt. Die Londoner sind schnell bei der Hand mit Klagen, die Fremden, die ihnen die Geschäfte wegschnappen und anständigen Engländern zu viel berechnen, seien auf das Wirken der fremden Königin zurückzuführen, die London hasse und sich nicht für anständige Kaufleute einsetze. Dann überfällt eine französische Flotte die Küste und dringt weiter vor als je zuvor. Sie segeln in den Hafen von Sandwich, plündern die Stadt, schlagen alles kurz und klein, nehmen alles mit, was von Wert ist, und setzen den Markt in Brand. Das ganze Land gibt der Königin die Schuld.
    «Behaupten sie wirklich, ich hätte das befohlen?», ruft sie aus. «Sind sie verrückt? Warum sollte ich den Franzosen befehlen, Sandwich anzugreifen?»
    «Der Angriff wurde von einem Freund von Euch angeführt, von Pierre de Brézé», erklärt mein Gemahl ihr ruhig. «Er hatte Karten von den Sandbänken und dem Flussbett, englische Karten. Die Menschen fragen sich, woher er die hat, wenn nicht von Euch. Sie behaupten, Ihr hättet ihm geholfen, weil Ihr womöglich bald seine Hilfe braucht. Und Ihr habt geschworen, dafür zu sorgen, dass Kent für die Unterstützung Warwicks bestraft wird. Wisst Ihr, de Brézé hat sich einen hübschen Scherz mit uns erlaubt. Er hat Bälle und Tennisschläger mitgebracht und auf dem großen Platz mitten in der Stadt Jeu de Paume gespielt. Eine Beleidigung. Die Bewohner von Sandwich glauben, Ihr habt ihn aufgehetzt, sie zu beleidigen. Sie meinen, das sei französischer Humor. Doch wir Engländer finden das gar nicht komisch.»
    Sie sieht ihn mit zusammengekniffenen Augen an. «Ich hoffe, Ihr werdet nicht zum Yorkisten», sagt sie leise. «Es würde mir leidtun, wenn ich den Eindruck bekäme, Ihr hättet Euch gegen mich gewandt. Und Jacquetta würde es das Herz brechen. Es wäre schade, wenn ich Euch hinrichten lassen müsste. Hundert Mal habt Ihr dem Tod ein Schnippchen geschlagen, Richard Woodville. Es würde mir leidtun, müsste ich diejenige sein, die ihn befiehlt.»
    Richard sieht sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. «Ihr habt mich gefragt, warum die Menschen Euch die Schuld geben, Euer Gnaden, und ich erkläre es Euch. Das bedeutet nicht, dass ich so denke, auch wenn ich nicht verstehe, woher de Brézé die Karten hatte. Ich erstatte nur Bericht. Ich weiß Euch sogar noch mehr zu berichten: Wenn Ihr die Piraten und die französischen Schiffe im Ärmelkanal und in der Irischen See nicht kontrolliert, dann wird der Earl of Warwick in Calais Segel setzen und es für Euch tun. Und dann werden ihn alle als Held bejubeln. Ihr schadet nicht seinem Ruf, wenn Ihr die Piraten den Ärmelkanal beherrschen lasst und de Brézé Sandwich überfallen kann, sondern nur Eurem eigenen. Die Städte im Süden müssen beschützt werden. Der König muss sich dieser Herausforderung stellen. Ihr müsst dafür sorgen, dass der Ärmelkanal für englische Schiffe sicher ist. Selbst wenn Ihr Kent nicht mögt, es ist der Brückenkopf Eures Königreichs, Ihr müsst es verteidigen.»
    Sie nickt, ihr Zorn hat sich im Nu in Luft aufgelöst. «Ja, ich verstehe. Ich verstehe es, Richard. Ich hatte einfach nicht an die Südküste gedacht. Würdet Ihr einen Plan für mich machen, wie wir die Südküste schützen können?»
    Er verneigt sich, ruhig wie immer. «Es ist mir eine Ehre, Euer Gnaden.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Rochester Castle, Kent
NOVEMBER

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