Die Mutter der Königin (German Edition)
jetzt ist York tot. Ich bin spät zu Euch gestoßen, doch noch vor Eurer letzten Schlacht und Eurem endgültigen Sieg, dessen bin ich mir sicher. Jetzt bin ich stolz, mich Euch anzuschließen.»
Sie schenkt ihm ein Lächeln, sie kann unwiderstehlich charmant sein. «Ich freue mich, dass Ihr in meine Dienste tretet», sagt sie. «Und Ihr sollt reich belohnt werden.»
«Sir Henry sagt, dass Warwick sich in der Gegend von St. Albans verschanzt hat», erklärt Richard ihr. «Wir müssen ihn schlagen, bevor Edward of March ihm Verstärkung bringt.»
«Wir haben doch wohl keine Angst vor einem neunzehnjährigen Jungen? Andrew Trollope wird meine Armee befehligen, zusammen mit Euch, Lord Rivers. Und wir greifen augenblicklich an, wie Ihr vorschlagt.»
«Wir machen einen Schlachtplan», sagt Richard. «Und Sir Henry geht zurück zu Warwick, als würde er ihm dienen, bis wir in die Schlacht eingreifen. Wir brechen noch heute Nacht auf, wir marschieren im Dunkeln. Mit etwas Glück stoßen wir auf sie, wenn sie glauben, wir wären noch einen Tagesmarsch entfernt.»
Die Königin lächelt ihn an. «Ich bin bereit.»
Wir warten. Die königliche Armee mitsamt den schottischen Streitkräften bewegt sich im Dunkeln fast lautlos über die Landstraße. Die Schotten gehen barfuß, sie haben keine Pferde, sie können geräuschlos in der Nacht verschwinden. Sie führen ihre tödlichen Angriffe in der Dunkelheit aus. Richard steht an ihrer Spitze, unser Sohn Anthony befehligt eine weitere Truppe, und John Grey führt die Kavallerie an.
Die Königin und ich dösen in unseren Sesseln an einem kleinen Feuer in der Halle des Dominikanerklosters von Dunstable. Wir sind in Reitkleidung und jederzeit bereit, aufzusitzen und weiterzureiten, in die eine oder die andere Richtung, je nachdem, wie die Schlacht ausgeht. Der Prinz ist an ihrer Seite, auch er ist unruhig und spielt mit dem Schwanenabzeichen. Er sagt, er wolle mit den Männern ausreiten. Auch wenn er erst sieben Jahre alt sei, sei er doch alt genug, um seine Feinde zu töten. Sie lacht über ihn, doch sie gebietet ihm nie Einhalt.
[zur Inhaltsübersicht]
St. Albans
FRÜHJAHR 1461
D en ganzen Tag müssen wir warten. Erst bei Einbruch der Dämmerung kommt einer der Männer aus dem Hofstaat der Königin zu uns zurück und berichtet, dass die Stadt eingenommen wurde. Nun gehört St. Albans wieder uns, und die schreckliche Schande der Niederlage ist getilgt. Der Prinz lässt sein Abzeichen fallen und läuft nach seinem Schwert, und die Königin gibt ihrem Hofstaat den Befehl, dass wir weiterreisen. So reiten wir gen Süden, erfüllt von Freude über unseren Sieg, umgeben von einer Eskorte mit blankgezogenen Schwertern. Wir hören Schlachtenlärm, ab und zu eine mit feuchtem Pulver abgefeuerte Kanone. Es fängt an zu schneien, kalte, feuchte Flocken, die auf unseren Schultern und auf unserem Haar schmelzen. Gelegentlich sehen wir Männer von der Schlacht fortlaufen. Sie kommen die Straße hoch auf uns zu, doch wenn sie unseren Trupp und die gezückten Schwerter der Garde erblicken, setzen sie über ein Gatter, laufen über ein Feld oder verkriechen sich in einer Hecke. Unmöglich zu sagen, ob es Warwicks Männer sind oder unsere eigenen.
Vor der Stadt machen wir halt, und die Königin befiehlt zwei Spähern vorauszureiten. Sie kehren mit strahlenden Gesichtern zurück.
«Warwick hat seine Männer auf dem Nomansland Common gruppiert, doch dann ist Sir Henry Lovelace mit seinen Leuten aus Warwicks Armee ausgebrochen und hat in dessen Schlachtreihe eine Lücke hinterlassen. Unsere Kavallerie ist direkt darauf zugeprescht.»
Die Königin ballt die Hand zur Faust und drückt sie sich an die Kehle. «Und?»
«Wir haben die Linie durchbrochen!», brüllt der Mann.
«Hurra!», ruft der Prinz. «Hurra!»
«Wir haben Warwick geschlagen?»
«Er hat zum Rückzug geblasen, er ist weggelaufen, als wäre der Teufel hinter ihm her. Seine Männer fliehen oder ergeben sich. Wir haben gesiegt, Euer Gnaden, gesiegt!»
Die Königin lacht und weint gleichzeitig, der Prinz ist ganz außer sich. Er zieht sein kleines Schwert und lässt es über seinem Kopf kreisen.
«Und der König?», fragt sie. «Mein Gemahl, der König?»
«Lord Warwick hat ihn mit in die Schlacht gebracht, doch als er geflohen ist, hat er ihn und den ganzen Tross zurückgelassen. Er ist hier, Euer Gnaden.»
Plötzlich ist sie wie betäubt. Sie waren sieben Monate lang getrennt, und sie war in dieser Zeit der Trennung
Weitere Kostenlose Bücher