Die Mutter der Königin (German Edition)
«Richard musste einen Eurer Männer töten», sage ich. «Er ist durchs Fenster in unser Schlafzimmer eingedrungen.»
Sie schüttelt missbilligend den Kopf wie über eine kleine Marotte. «Ach! Sie sind hoffnungslos! Taugen nur zum Töten. Aber Ihr müsst unseren Prinzen sehen», sagt sie. «Er ist ein junger Mann, der zum König geboren wurde. Er war sehr tapfer. Wir mussten nach Wales reiten und von dort ein Schiff nach Schottland nehmen. Wir wurden ausgeraubt und haben Schiffbruch erlitten! Ihr werdet es nicht glauben.»
«Marguerite, die Menschen haben Angst vor Eurer Armee.»
«Ja, ich weiß. Sie ist großartig. Wartet erst, bis Ihr von unseren Plänen hört!»
Sie strahlt, sie ist eine Frau auf dem Höhepunkt ihrer Macht, endlich frei, diese Macht auszuüben. «Die Lords von Somerset, Exeter und Northumberland stehen hinter mir», erzählt sie. «Der Norden Englands gehört uns. Wir marschieren nach Süden, und wenn Warwick ausrückt, um London zu verteidigen, werden wir ihn vernichten.»
«Er kann ganz London gegen Euch erheben», warne ich sie. «Und das Land lebt in Angst und Schrecken vor Eurer Armee. Sie ist hier nicht willkommen.»
Sie lacht laut. «Ich habe die Schotten und den Norden gegen ihn erhoben», sagt sie. «Sie werden zu viel Angst haben, um überhaupt zu den Waffen zu greifen. Ich falle wie eine Wölfin nach England ein, Jacquetta, mit einer Armee von Wölfen. Ich bin ganz oben auf dem Rad des Schicksals, diese Armee ist unbesiegbar, denn niemand wird es wagen, gegen sie anzutreten. Die Menschen fliehen vor uns, noch bevor wir da sind. Für mein Volk bin ich eine böse Königin geworden, eine Geißel des Landes, und es wird den Leuten noch leidtun, je ein Schwert oder eine Mistgabel gegen mich erhoben zu haben.»
Wir reiten mit der Armee der Königin nach Süden, die höfische Gesellschaft an der Spitze der marschierenden Armee. Hinter uns eine Schneise der Verwüstung: Die Männer plündern und terrorisieren die Menschen. Wir wissen es, doch wir beachten es nicht. Einige reiten von der Hauptkolonne fort, um etwas zu essen aufzutreiben, in Scheunen einzubrechen, isoliert liegende kleine Bauernhöfe zu überfallen und von Dorfbewohnern eine Steuer zu erheben. Doch andere sind wie verrückt, die Männer aus dem Norden wüten wie die Berserker, töten um des Tötens willen, rauben Kirchen aus und vergewaltigen Frauen. Wir bringen Terror über England, wir sind eine Pest für unser eigenes Volk.
Richard und einige andere Lords sind zutiefst beschämt und tun, was sie können, um für Ordnung in der Armee zu sorgen, ihre eigenen Männer zu kontrollieren und zu verlangen, dass die Schotten sich einreihen und mitmarschieren.
Doch einige der anderen Lords, die Königin und selbst ihr kleiner Junge scheinen sich daran zu ergötzen, das Land zu bestrafen, das sie abgewiesen hat. Es scheint, als hätte Marguerite alle Fesseln der Ehre abgestreift. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie frei, so zu sein, wie sie sein will. Sie ist frei von ihrem Gemahl, sie ist befreit von den Zwängen des Hofes, sie ist frei von dem sittsamen Betragen einer französischen Prinzessin, endlich frei, böse zu sein.
Am zweiten Tag unseres Marsches reiten wir vier an der Spitze der Armee und erblicken einen einsamen Reiter, der wartend am Wegesrand steht. Richard nickt Anthony und John zu. «Geht und schaut, wer das ist», sagt er. «Seid aber vorsichtig. Ich will nicht feststellen müssen, dass er ein Späher ist und Warwick uns hinter dem Hügel erwartet.»
Mein Sohn und mein Schwiegersohn traben langsam auf den Mann zu, die Zügel in der linken Hand, die rechte nach unten ausgestreckt, um zu zeigen, dass sie keine Waffen halten. Der Mann trabt mit derselben Geste auf sie zu. Sie halten an und reden kurz, dann wenden meine Söhne die Pferde, und die drei kommen zu uns geritten.
Der Fremde ist schmutzig vom Staub der Straße, sein Pferd schweißnass. Er ist unbewaffnet, zwar trägt er eine Scheide an der Seite, doch sein Schwert hat er verloren.
«Ein Bote», sagt Anthony mit einem Nicken zur Königin, die ihr Pferd angehalten hat und wartet. «Schlechte Nachrichten, fürchte ich, Euer Gnaden.»
Sie verharrt ungerührt, wie eine Königin auf schlechte Nachrichten warten sollte.
«Edward of March ist wie die Wintersonne aus Wales gekommen», sagt der Mann. «Ich war dort. Jasper Tudor hat mich geschickt, um Euch zu warnen, dass Ihr Euch vor der Sonne im Strahlenkranz in Acht nehmen sollt.»
«Nie und
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