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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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besonderes Vergnügen sein, die Garderobe einer erst kürzlich Verstorbenen aufzutragen. «Sie besaß die schönsten Zobel, die ich je gesehen habe. Jetzt gehören sie dir.»
    «Wunderbar», sage ich höflich. «Bekomme ich auch eigene Kleider?»
    Sie lacht. «Du wirst die erste Dame Frankreichs sein, und fast die erste Englands. Du bekommst alles, was dein Gemahl dir zu geben wünscht. Und du wirst sehr bald lernen, wie du ihn überreden kannst.»
    Hinter vorgehaltener Hand macht eine der Frauen eine Bemerkung darüber, dass ein Mädchen wie ich einen alten Mann wie ihn noch mit einer hinter dem Rücken gefesselten Hand zu allem überreden könne. Eine andere antwortet: «Oder lieber beide Hände gefesselt», und sie lachen. Ich habe keine Ahnung, worum es geht.
    «Er wird dich lieben», verspricht mir meine Mutter. «Er ist ganz verrückt nach dir.»
    Ich antworte nicht. Ich sehe nur die junge Frau im Spiegel an. Der Gedanke, dass John von Bedford ganz verrückt nach mir ist, kann mich nicht aufmuntern.

    Die Trauung dauert etwa eine Stunde. Sie wird auf Latein gehalten, deswegen verstehe ich nur die Hälfte des Ehegelübdes. Es sind auch keine privaten Versprechen und Gelöbnisse, sondern eine große öffentliche Erklärung, denn die Halle des Bischofspalastes ist voller Fremder, die gekommen sind, um mich anzusehen und mein Glück mit mir zu feiern. Als das Ehegelöbnis vorbei ist und wir durch die Menge schreiten, gehe ich an der Seite meines Gemahls. Meine Fingerspitzen ruhen auf seinem Ärmel. Beifall braust auf, und wohin ich mich auch wende, überall sehe ich in lächelnde, begeisterte Gesichter.
    Wir sitzen an der erhöhten Tafel, dem Raum zugewandt. Trompetenstöße von der Galerie kündigen den Beginn der Mahlzeit an, dann werden die ersten von Dutzenden Platten mit Speisen hereingetragen. Die Diener treten zuerst an die hohe Tafel und legen etwas von jedem Gericht auf die goldenen Teller, dann deutet der Herzog hierhin und dorthin in den Saal, damit seine Günstlinge das Essen mit uns teilen. Für alle anderen werden große Schüsseln mit Fleisch und Platten mit weißem Brot hereingebracht. Es ist ein gewaltiges Festmahl. Mein Onkel Louis hat keine Kosten gescheut, um seinen Gönner zu erfreuen und meinen Aufstieg in die königliche Familie zu feiern.
    Der Wein wird in goldenen Karaffen hereingetragen, und am hohen Tisch wird Glas um Glas ausgeschenkt. Die Ehrengäste, diejenigen, die oberhalb der großen goldenen Salzschüssel sitzen, bekommen so viel Wein, wie sie trinken können. In der Halle bekommen die Männer ein besonderes Hochzeitsbier, für heute gebraut, besonders gesüßt und gewürzt.
    Ein Herausforderer kommt hoch zu Ross mitten in die Halle geritten und wirft in meinem Namen den Fehdehandschuh auf den Boden. Das Pferd senkt den muskulösen Hals und beäugt die Tische und den großen runden Kamin in der Mitte der Halle. Ich muss mich von meinem Platz erheben, auf dem Podest um den hohen Tisch herumgehen und dem Reiter einen goldenen Becher reichen, dann trabt er einmal um die Halle herum, bevor er zu den Doppeltüren hinausgaloppiert. Mir kommt es albern vor, dass jemand mit einem Pferd beim Abendessen erscheint, vor allem so ein schwergewichtiger Ritter auf so einem wuchtigen Pferd. Als ich aufblicke, sehe ich in die Augen des jungen Edelknechts, und wir müssen an uns halten, um nicht zu lachen. Schnell wenden wir die Blicke ab, bevor ich mich verrate und kichere.
    Es gibt zwanzig Fleisch- und zehn Fischgänge, und dann wird alles abgeräumt und zum Zwischengang aus eingemachtem Obst, gezuckerten Pflaumen und Konfekt wird ein Rheinwein serviert. Nachdem alle gekostet haben, wird der letzte Gang aus Marzipan, Gebäck, gezuckerten Früchten und Ingwerbrot aufgetragen, das mit echtem Blattgold verziert ist. Herein kommt der Hofnarr, der jongliert und zotige Witze reißt: über Jung und Alt, Mann und Frau und die Hitze des Ehebettes, in dessen Feuer neues Leben geschmiedet wird. Ihm folgen Tänzer und Schauspieler, die ein Maskenspiel zu Ehren der Macht Englands und der Schönheit Luxemburgs aufführen, mit einer schönen Frau, die Melusine darstellt und bis auf einen langen Schwanz aus grüner Seide fast ganz nackt ist. Das Beste ist ein kostümierter Löwe, das Wappentier unserer beider Häuser, der umherspringt und kraftvoll und elegant tanzt und schließlich, etwas außer Atem, zum hohen Tisch kommt und sich vor mir verbeugt. Seine Mähne aus goldenen Locken riecht nach Sackleinen, sein

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