Die Mutter der Königin (German Edition)
Gesicht ist eine lächelnde Maske aus bemaltem Papier. Ich lege ihm eine goldene Kette um den Hals, und als ich mich ihm entgegenstrecke und er den Kopf senkt, erkenne ich den Schimmer seiner blauen Augen durch die Maske. Und ich weiß, dass meine Hände auf den Schultern des gutaussehenden jungen Edelknechts liegen, dass ich ihm nah genug bin, um ihn zu umarmen, während ich ihn an die Kette lege.
Meine Mutter bedeutet mir mit einem Nicken, dass wir jetzt gehen können. Die Frauen und die Musikanten stehen auf und tanzen in einer Reihe, die sich durch die ganze Halle erstreckt, dann bilden sie mit hochgehaltenen Händen einen Bogengang, und ich gehe hindurch. Die Mädchen wünschen mir Glück, die Frauen rufen Segenswünsche. Meine kleinen Schwestern tanzen mir voran und streuen Rosenblätter und kleine goldene Schlüssel vor mir auf den Boden. Sie begleiten mich die große Treppe hinauf in die Prunkräume und wollen sich mit mir ins Schlafzimmer zwängen, doch mein Vater hält sie an der Tür auf, sodass ich nur mit meiner Mutter und den Hofdamen hineingehe.
Erst ziehen sie die Nadeln aus meinem Kopfschmuck und nehmen ihn behutsam ab, dann lösen sie mein Haar. Meine Kopfhaut schmerzt, als der fest geflochtene Zopf herabfällt, und ich reibe mir die Schläfen. Sie öffnen die Bänder meines Gewandes an den Schultern und nehmen die Ärmel ab, dann binden sie es hinten auf und lassen es zu Boden fallen, und ich trete vorsichtig heraus. Sie schütteln das Kleid aus und pudern es, dann verwahren sie es sorgfältig für das nächste wichtige Ereignis, an dem ich es als Duchess of Bedford tragen werde. Sie lösen die Bänder meines Unterkleides und entblößen mich, und als ich zu zittern beginne, werfen sie mir ein Nachthemd über den Kopf und legen mir einen Schal um die Schultern. Ich werde auf einen Hocker gesetzt, und sie bringen eine Schüssel mit heißem, wohlriechendem Wasser für meine kalten Füße. Während eine von ihnen mein Haar bürstet und die anderen sich am bestickten Saum meines Nachthemds zu schaffen machen, den Stoff glätten und Ordnung schaffen, lehne ich mich zurück. Schließlich trocknen sie mir die Füße, flechten mir die Haare, binden mir eine Nachthaube um und öffnen die große Tür.
Mein Onkel Louis kommt herein, in den Chormantel des Bischofs gekleidet, die Mitra auf dem Kopf. Er schwingt ein Weihrauchfass, mit dem er den ganzen Raum abschreitet, alle Ecken segnet und mir Glück, Wohlstand und vor allem Fruchtbarkeit in dieser großen Partie zwischen England und Luxemburg wünscht.
«Amen», sage ich, «Amen», aber er scheint gar nicht aufhören zu wollen. Dann hört man aus der Halle unten Gepolter, Männerstimmen, Gelächter, Trompeten und Trommeln, und sie bringen meinen Bräutigam, den alten Herzog, in mein Gemach.
Sie tragen ihn auf den Schultern, rufen «Hurra! Hurra!», und stellen ihn vor meiner Tür auf die Füße, damit er hereinkommt und sie alle hinter ihm hertaumeln können. Hunderte stehen noch draußen, recken die Hälse, um etwas zu sehen, und rufen den anderen zu, sie sollen herauskommen. Der Hofnarr kommt herein und vollführt Luftsprünge, mit dem Narrenbollen in der Hand stochert er auf dem Bett herum und erklärt, es müsse weich sein, denn der Herzog werde schwer darauf landen. Gelächter braust auf, breitet sich in die anderen Gemächer aus und bis hinunter in die Halle, wo der Witz wiederholt wird. Dann befiehlt der Narr den Mädchen, das Feuer zu schüren, um das Bett warm zu halten, und Hochzeitsbier nachzuschenken, denn der Herzog könnte später durstig sein und dann müsste er in der Nacht hochkommen. «In der Nacht hochkommen!», wiederholt er, und alle lachen.
Ohrenbetäubendes Trompetenschmettern erfüllt das Schlafgemach, und mein Vater sagt: «Gut, lassen wir sie allein! Gott segne Euch und gute Nacht.»
Meine Mutter küsst mich auf die Stirn, ihre Hofdamen und die Hälfte der Gäste ebenso. Dann führt mich meine Mutter zum Bett und hilft mir hinein. Ich sitze da, auf Kissen gestützt wie eine Puppe. Auf der anderen Bettseite streift der Herzog sein Oberkleid ab, und der Edelknecht zieht die Laken zurück und hilft seinem Lord ins Bett. Der Knecht hält die Augen niedergeschlagen und sieht mich nicht an, und ich bin still und ziehe den Ausschnitt meines Nachthemds hoch bis unters Kinn.
Wir sitzen aufrecht nebeneinander. Alle lachen und jubeln und wünschen uns alles Gute, dann führen und schubsen mein Vater und mein Onkel die Festgesellschaft
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