Die Mutter der Königin (German Edition)
aus dem Raum und schließen die Türen hinter sich. Wir hören, wie sie die Treppe hinunter weitersingen und nach Getränken rufen, um auf das glückliche Paar anzustoßen und auf das Kind, das, so Gott will, in dieser Nacht gezeugt wird.
«Geht es dir gut, Jacquetta?», fragt der Herzog, als es still wird im Zimmer und die Kerzen ruhiger brennen, nun, da die Türen geschlossen sind.
«Mir geht es gut, Mylord», antworte ich. Mein Herz schlägt so laut, dass ich glaube, er müsste es hören. Vor allem ist mir schmerzhaft bewusst, dass ich keine Ahnung habe, was ich tun soll oder was er von mir verlangen könnte.
«Du kannst dich schlafen legen», sagt er schwerfällig. «Denn ich bin sturzbetrunken. Ich hoffe, du wirst glücklich, Jacquetta. Ich werde dir ein freundlicher Gemahl sein. Aber jetzt schlaf, denn ich bin voll wie ein Bischof.»
Er zieht sich die Bettdecke über die Schulter, rollt sich auf die Seite, als gäbe es sonst nichts zu tun oder zu sagen, und nach wenigen Augenblicken schnarcht er so laut, dass ich fürchte, man könnte es unten in der Halle hören. Ich liege still, habe fast Angst, mich zu bewegen, doch als seine Atemzüge tiefer und ruhiger werden und das Schnarchen in ein tiefes Sägen und Grunzen übergeht, schlüpfe ich aus dem Bett, trinke einen Schluck Hochzeitsbier – schließlich ist es mein Hochzeitstag –, puste die Kerzen aus und klettere wieder zwischen die warmen Laken neben den unbekannten, massigen Mann.
Ich glaube, dass ich niemals einschlafen kann. Ich höre Gesang aus der Halle unten und den Lärm, als die Leute in den Hof strömen und nach Fackeln rufen und nach Dienern, die ihnen die Betten für die Nacht zeigen. Das gleichmäßig sägende Schnarchen meines Gemahls ist wie das Gebrumm aus einer Bärengrube, laut und bedrohlich. Ich glaube, mit so einem Mann im Bett kann ich niemals einschlafen, und zwischen dem Dröhnen dieser Gedanken im Kopf und meinem Missfallen darüber, wie gemein das alles ist, gleite ich doch in den Schlaf.
Als ich wach werde, zieht mein Gemahl bereits die Hose an. Sein weißes Leinenhemd steht über dem Oberkörper offen und entblößt halb seine fleischige, haarige Brust und den großen Bauch. Ich setze mich im Bett auf und zerre das Nachthemd enger um mich. «Mylord.»
«Guten Morgen, Gemahlin!», sagt er lächelnd. «Hast du gut geschlafen?»
«Ja. Ihr auch?»
«Habe ich geschnarcht?», fragt er gut gelaunt.
«Ein bisschen.»
«Mehr als ein bisschen, wette ich. War es eher wie ein Gewitter?»
«Na ja.»
Er grinst. «Anne hat immer gesagt, es sei, als lebe man an der See. Du wirst dich an den Lärm gewöhnen. Wenn alles still ist, wirst du wach.»
Ich blinzele ob der Ansichten meiner Vorgängerin.
Er kommt ums Bett herum und setzt sich schwer auf meine Füße. «Oh, bitte entschuldige.»
Ich ziehe die Füße an, und er setzt sich wieder.
«Jacquetta, ich bin deutlich älter als du. Ich muss dir erklären, dass ich dir keinen Sohn und überhaupt gar kein Kind schenken kann. Das tut mir leid.»
Ich hole Luft und warte, was für schreckliche Sachen er mir als Nächstes zu sagen hat. Ich dachte, er hätte mich geheiratet, um einen Erben zu bekommen. Warum sollte sich ein Mann sonst eine junge Braut wünschen? Aber er beantwortet meine Frage, noch ehe ich sie ausgesprochen habe.
«Ich werde dir auch nicht deine Jungfräulichkeit rauben», sagt er leise. «Zum einen bin ich nicht zeugungsfähig, doch zum anderen will ich es auch nicht.»
Ich ziehe mein Nachthemd noch enger um den Hals. Meine Mutter wird entsetzt sein, wenn sie das herausfindet. Und auch mein Vater wird mir die Schuld geben. «Mylord, das dauert mich. Gefalle ich Euch nicht?»
Er lacht kurz auf. «Welchem Mann könntest du nicht gefallen? Du bist das auserlesenste Mädchen in ganz Frankreich, ich habe dich wegen deiner Schönheit und Jugend gewählt – aber auch wegen etwas anderem. Ich habe eine bessere Aufgabe für dich, als meine Bettgefährtin zu sein. Ich könnte über jedes Mädchen in Frankreich verfügen. Aber du, da bin ich mir sicher, bist für etwas Größeres geboren. Weißt du nicht, was ich meine?»
Stumm schüttele ich den Kopf.
«Die Demoiselle hat gesagt, du besäßest die Gabe», sagt er leise.
«Mein Großtante?»
«Ja. Sie hat deinem Onkel erzählt, du besäßest die Gabe deiner Familie, sie hat gesagt, du könntest die Zukunft voraussehen.»
Einen Augenblick bleibe ich stumm. «Ich weiß nicht.»
«Sie hat gesagt, sie denke, du könntest
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