Die Mutter der Königin (German Edition)
trinken.»
Ich nicke. «Danke. Das wäre alles.»
Sie zögert an der Tür. «Frauen, die es wagen, über ihr Schicksal zu bestimmen, bringen sich immer in Gefahr», bemerkt sie fast wie nebenher. «Ihr, von allen Menschen, solltet das vorhersehen.»
Ich lächele über ihre Warnung. Aus einem Impuls heraus strecke ich die Hand aus und zeichne mit dem Zeigefinger einen Kreis in die Luft: das Rad des Schicksals. Sie versteht, lächelt und geht hinaus.
Ich warte einen Monat und noch einen zweiten, und als Richard sich eines Nachts leise in mein Zimmer schleicht, schlüpfe ich in seine Arme.
«Ich habe Neuigkeiten für dich.» Ich schenke ihm ein Glas des besten Weins aus der Gascogne ein und muss an mich halten, um nicht loszuprusten. Ich könnte laut über meinen Wagemut lachen, über meine Freude, über mein riesiges Glück.
«Gute Neuigkeiten?», fragt er.
«Ja. Geliebter, ich muss es dir sagen, aber jetzt, wo es so weit ist, weiß ich kaum, wie. Ich bekomme ein Kind.»
Er lässt das Glas auf den Steinboden fallen, doch er wendet nicht einmal den Kopf, um sich den Schaden anzusehen, denn er ist taub für den Lärm, und die Kosten sind ihm gleichgültig. «Was?»
«Ich bekomme ein Kind», sage ich ruhig. «Ich bin einen guten Monat über der Zeit.»
«Was?»
«Und ich glaube, es wird ein Mädchen», fahre ich fort. «Ich glaube, sie kommt früh im nächsten Sommer zur Welt.»
«Was?», sagt er noch einmal.
Das Kichern in meinem Herzen droht sich Luft zu machen, sein entsetztes Gesicht bereitet mir keine Angst. «Geliebter», sage ich geduldig. «Sei glücklich. Ich trage dein Kind. Nichts in der Welt könnte mich glücklicher machen, als ich es heute Nacht bin. Dies ist der Anfang von allem für mich. Endlich bin ich eine Frau der Erde geworden, ich bin fruchtbarer Boden, und in mir wächst dein Samen.»
Er lässt den Kopf in die Hände sinken. «Ich bin dein Untergang», stöhnt er. «Gott, vergib mir. Das kann ich mir selbst nie verzeihen. Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, und ich habe dich in den Untergang geführt.»
«Nein», entgegne ich. «Sprich nicht von Untergang. Dies ist wunderbar. Dies ist die Lösung. Wir heiraten.»
«Wir müssen heiraten!», ruft er aus. «Sonst bist du entehrt. Aber wenn wir heiraten, fällst du in Ungnade. Gott, in was für eine Falle habe ich uns manövriert!»
«Dieser Weg führt aus der Falle heraus», widerspreche ich. «Niemand wird uns die Ehe absprechen, wenn wir unsere Gelöbnisse abgelegt haben und ein Kind unterwegs ist. Der Rat, meine Mutter, der König, alle müssen es akzeptieren. Auch wenn es ihnen nicht gefällt – sie werden es ertragen müssen. Man erzählt sich, die Mutter des Königs habe Owen Tudor ohne Einwilligung geehelicht …»
«Und sie ist in Ungnade gefallen. Sie hat mit einem Höfling geschlafen und ist nicht mehr an den Hof zurückgekehrt. Ihr eigener Sohn hat die Gesetze geändert, um zu verhindern, dass je wieder eine königliche Witwe so etwas tut! Dieses Gesetz gilt auch für dich!»
«Sie hat es überlebt», sage ich ruhig. «Und sie hat zwei hübsche Söhne, des Königs Halbbrüder. Richard, ich kann ohne dich nicht leben. Ich kann keinen anderen Mann heiraten. Das Verlangen hat uns zu Liebenden gemacht, und nun werden wir in die Ehe getrieben.»
«Ich will nicht dein Verderben sein», sagt er. «Gott vergib mir, denn auch wenn ich dich begehre, so wollte ich doch nicht dies. Ich habe Owen Tudor dafür verachtet, dass er mit der Königin, der er dienen sollte, ein Kind gezeugt hat – ein Mann, der die Frau vernichtet hat, für deren Schutz er sein Leben hätte geben sollen. Und nun war ich genauso selbstsüchtig wie er. Ich sollte sofort abreisen. Ich sollte ins Heilige Land ziehen. Man sollte mich wegen Verrats hängen.»
Ich warte eine ganze Weile, dann sehe ich ihn an. Meine Augen sind klar wie ein Teich im Wald. «Sollte ich mich so in dir getäuscht haben? So lange? Liebst du mich nicht? Willst du mich nicht heiraten? Bist du meiner schon überdrüssig?»
Er kniet vor mir nieder. «Vor Gott, ich liebe und ehre dich mehr als alles auf der Welt. Natürlich will ich dich heiraten. Ich liebe dich von ganzem Herzen.»
«Dann nehme ich an», sage ich ausgelassen, «und werde deine glückliche Frau.»
Er schüttelt den Kopf. «Es wäre mir eine Ehre, dich zu heiraten, meine Geliebte, denn du stehst so weit über meinen Verdiensten – aber ich habe große Angst um dich.» Dann fällt ihm etwas ein. «Mein Gott,
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