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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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aus, die er als Zeugen angeheuert hat, und erklärt ihnen, dass sie sich an den Tag und die Stunde erinnern müssen, da wir im Angesicht Gottes wahrhaft vermählt wurden, und er steckt mir vor allen den Familienring an den Finger und gibt mir eine Börse mit Gold, um zu beweisen, dass ich seine Gemahlin bin und er mir seine Ehre und sein Vermögen anvertraut.
    «Und jetzt?», fragt sein Vater grimmig, als wir aus der Kapelle in die Sonne treten.
    «Zurück an den Hof», antwortet Richard. «Wenn der rechte Augenblick gekommen ist, werden wir es dem König eröffnen.»
    «Er wird euch vergeben», prophezeit sein Vater. «Er ist ein junger Mann, der schnell vergibt. Seine Berater werden euch Schwierigkeiten machen. Sie werden dich einen Betrüger nennen, mein Sohn. Sie werden sagen, du hättest Anspruch auf eine Lady weit über deinem Stand erhoben.»
    Richard zuckt die Achseln. «Sie können sagen, was sie wollen, solange sie Jacquettas Vermögen und ihren guten Ruf unangetastet lassen.»
    Sein Vater schüttelt den Kopf, als sei er sich dessen nicht sicher, dann hilft er mir aufs Pferd. «Schickt nach mir, wenn Ihr mich braucht», sagt er schroff. «Ihr könnt frei über mich verfügen, Euer Gnaden. Eure Ehre ist jetzt auch meine Angelegenheit.»
    «Ihr könnt mich Jacquetta nennen», sage ich.
    Er macht eine Pause. «Ich war der Kammerherr Eures verstorbenen Gemahls», entgegnet er dann. «Es ist nicht recht, wenn ich Euch mit Eurem Vornamen anrede.»
    «Ihr wart sein Kammerherr, und ich war seine Herzogin, aber er ist von uns gegangen, Gott sei seiner Seele gnädig. Die Welt hat sich verändert, und jetzt bin ich Eure Schwiegertochter», sage ich. «Erst werden sie sagen, Richard habe sich emporgereckt, doch dann werden sie sehen, dass wir zusammen aufsteigen.»
    «Wie hoch wollt Ihr denn hinauf?», fragt er trocken. «Je höher man steigt, desto tiefer fällt man.»
    «Ich weiß nicht, wie hoch», erwidere ich beherzt. «Aber ich habe keine Angst vor dem Fall.»
    Er sieht mich an. «Ihr habt den Ehrgeiz, nach oben zu gelangen?»
    «Wir sind alle auf dem Rad des Schicksals», erwidere ich. «Ohne Zweifel steigen wir auf. Mag sein, dass wir fallen. Doch ich habe keine Angst davor.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Westminster Palace, London
HERBST 1436
    N och kann man meinen Bauch durch den eleganten Fall meiner Gewänder nicht sehen, aber ich spüre, dass meine Tochter in mir wächst. Meine Brüste sind größer geworden und bei jeder Berührung empfindlich. Vor allem aber habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein, wo immer ich auch hingehe, ja, selbst wenn ich schlafe. Ich ringe mich dazu durch, dem Kronrat die Nachricht von meiner Eheschließung und Schwangerschaft zu überbringen, bevor der erste Todestag meines früheren Gemahls kommt und sie mir eine andere Eheschließung vorschlagen und ich mich ihnen widersetzen müsste. Ich versuche, eine gute Zeit zu wählen, aber der Rat ist zerrissen zwischen Kardinal Beaufort und seinem Verbündeten, dem Earl of Suffolk, William de la Pole, einerseits und deren großem Rivalen Humphrey, dem Duke of Gloucester, andererseits. Sie machen sich große Sorgen um die Sicherheit des Landes und um die leeren Schatztruhen. Es gibt nicht einen Moment, in dem sie sich einig sind. Ich warte nach der Heirat eine Woche, und dann suche ich den großen Günstling William de la Pole in der ruhigen Stunde vor dem Abendessen in seinen Gemächern im Westminster Palace auf.
    «Es ist mir eine Ehre», sagt er und stellt mir einen Stuhl an seinen Tisch. «Was kann ich für Euch tun, Euer Gnaden?»
    «Ich muss Euch in einer delikaten Angelegenheit um Hilfe bitten.» Es fällt mir nicht leicht, aber ich muss es tun. «In einer persönlichen Angelegenheit.»
    «Die persönliche Angelegenheit einer schönen Herzogin?», fragt er. «Dann handelt es sich wohl um eine Herzensfrage?»
    Aus seinem Mund hört es sich an wie die Torheit eines Mädchens. «In der Tat», sage ich. «Um ganz offen zu sein, Mylord: Ich habe ohne Erlaubnis geheiratet und hoffe nun, dass Ihr dem König die Nachricht überbringt und dabei ein gutes Wort für mich einlegt.»
    Eine Pause entsteht. «Geheiratet?»
    «Ja.»
    Er sieht mich scharf an «Und wen habt Ihr geheiratet?»
    «Einen Gentleman …»
    «Keinen Edelmann?»
    «Nein, einen Gentleman.»
    «Und wer ist es?»
    «Richard Woodville aus meinem Haushalt.»
    Er verbirgt das amüsierte Funkeln in seinen Augen, indem er den Blick auf die Papiere vor sich richtet. Ich weiß

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