Die Mutter der Königin (German Edition)
bereithält. Aber ich kann Euch nicht gehen lassen, ohne Euch gesagt zu haben – ohne Euch wenigstens ein Mal gesagt zu haben –, dass ich Euch liebe.»
Bei seinen Worten schnappe ich nach Luft. «Woodville …»
«Ich kann Euch nichts bieten, ich bin ein Niemand, und Ihr seid die größte Dame Frankreichs. Doch Ihr müsst wissen, dass ich Euch liebe und begehre, und zwar seit dem Tag, an dem ich Euch das erste Mal erblickte.»
«Ich sollte …»
«Ich muss es Euch sagen, Ihr müsst es wissen. Ich habe Euch ehrenhaft geliebt, wie ein Ritter seine Dame lieben sollte, und ich habe Euch leidenschaftlich geliebt, wie ein Mann eine Frau liebt. Und jetzt, bevor ich Euch verlasse, will ich Euch sagen, dass ich Euch liebe, ich liebe Euch …» Er bricht ab und sieht mich voller Verzweiflung an. «Das musste ich Euch sagen», wiederholt er.
Mir wird so warm ums Herz, als wäre Alchemie im Spiel. Bei diesen Worten glühe ich. Und ich lächele. Ich weiß, dass er die Wahrheit sagt, dass er mich liebt, und genauso weiß ich, dass ich ihn liebe. Er hat es mir gesagt, ich habe sein Herz betört, er liebt mich … Gütiger Gott, er liebt mich. Und Gott weiß – auch wenn Richard es nicht weiß –, dass ich ihn liebe.
Ohne ein weiteres Wort betreten wir einen kleinen Raum am Ende der Galerie, dann schließt er die Tür und nimmt mich in die Arme – alles in einer einzigen schnellen, unwiderstehlichen Bewegung. Ich hebe den Kopf, und er küsst mich. Ich streichele sein schönes Haupt und seine breiten Schultern und schmiege mich eng an ihn. Unter dem Wams spüre ich seine muskulösen Schultern; das Kitzeln seiner kurzen Haare im Nacken.
«Ich begehre dich», flüstert er mir ins Ohr. «Nicht als Herzogin, nicht als Wahrsagerin. Ich begehre dich einfach nur als Frau, als meine Frau.»
Er senkt den Kopf und küsst meine bloßen Schultern im Ausschnitt meines Kleides. Er überschüttet mich mit Küssen, küsst mein Schlüsselbein, meinen Hals, mein Kinn. Ich vergrabe das Gesicht in seinen Haaren, in seiner Halsbeuge, und er stöhnt leise vor Begierde, nestelt an meinem Kopfschmuck und zerrt an dem goldenen Netz, sodass meine Haare herabfallen und er sein Gesicht mit ihnen bedeckt.
«Ich will dich als Frau, als normale Frau», wiederholt er atemlos und zieht an den Bändern meines Gewandes. «Ich will weder deine Gabe noch deine Vorfahren. Ich weiß nichts über Alchemie, Mysterien oder diese Wassergöttin. Ich bin ein Mann der Erde, der gewöhnlichen Dinge, ein Engländer. Ich will dich einfach nur als gewöhnliche Frau. Ich muss dich haben.»
«Du würdest mich auf die Erde zurückholen», sage ich.
Er zögert und sieht mir ins Gesicht. «Nicht um dich kleiner zu machen», sagt er. «Niemals. Du sollst sein, was auch immer du bist. Aber ich bin nicht so. Ich weiß nichts von der anderen Welt, und ich schere mich nicht darum. Die Heiligen, die Geister und Göttinnen und auch der Stein der Weisen sind mir gleichgültig. Alles, was ich will, ist, dir beizuwohnen, Jacquetta», zum allerersten Mal nennt er mich beim Vornamen, «Jacquetta, ich begehre dich, als wärst du eine gewöhnliche Frau und ich ein gewöhnlicher Mann.»
«Ja.» Begehren wallt auch in mir auf. «Ja. Auch mir ist alles andere egal.»
Sein Mund liegt auf meinem, seine Hände zerren an meinem Ausschnitt und lösen meinen Gürtel. «Schließ erst die Tür ab», sage ich, als er das Wams abstreift und mich an sich zieht.
In dem Moment, in dem er in mich eindringt, spüre ich einen stechenden Schmerz, aus dem eine Wonne wird, wie ich sie noch nie empfunden habe, und so ist mir der Schmerz egal. Als wir die Ekstase erreichen, weiß ich, dass es ein Frauenschmerz ist und dass ich nun eine Frau der Erde und des Feuers bin, kein Mädchen der Luft und des Wassers mehr.
«Wir müssen aufpassen, dass wir kein Kind bekommen», sagt Woodville zu mir. Eine Woche lang haben wir uns heimlich getroffen und sind schwindlig vor Begierde und Freude aneinander. Das Begräbnis meines Lords ist gekommen und vorübergegangen, und ich warte auf die Anordnungen meiner Mutter. Ganz allmählich richten wir den Blick über das blinde Begehren hinaus und fragen uns, was die Zukunft für uns bereithält.
«Ich nehme Kräuter», erkläre ich. «Schon nach der ersten Nacht habe ich Kräuter eingenommen. Es wird kein Kind geben. Da bin ich sicher.»
«Ich wünschte, du könntest vorhersehen, was aus uns wird», sagt er. «Denn ich kann dich wirklich nicht gehen
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