Die Mutter der Königin (German Edition)
Kopf der Herzogin in die Höhe wie der eines Jagdhundes, wenn das Horn geblasen wird. Ihr Wunsch, den Thron zu besteigen, sorgt für Unstimmigkeiten mit ihrem Onkel, dem Kardinal Beaufort, und der ganze Hof trauert um meinen Gemahl, denn er war der Einzige, der die Rivalen versöhnen konnte. Morgens wird der junge König vom Herzog beraten, nachmittags vom Kardinal, und abends weiß er nicht mehr, was er denken soll.
Das Glück lullt mich ein wie eine Närrin. Ich beobachte Eleanor Cobham, aber ich trage ihr nichts nach. Auch für sie empfinde ich ein unbestimmtes Mitleid wie für alle, die nicht von Richard Woodville geliebt werden. Sie schläft nicht neben einem Mann, den sie liebt, sie weiß nicht, wie sich seine Berührungen anfühlen, wenn die frühe Morgendämmerung ihr perlweißes Licht durch die Fenster schickt, sie kennt das Flüstern am Morgen nicht: «Oh, bleib noch. Nur noch einmal.» Ich bilde mir ein, niemand in der ganzen Welt weiß, wie es ist, verliebt zu sein und so geliebt zu werden.
Die Tage ziehen in einem Nebel aus Verlangen vorüber. Doch der Sommer wird zu Ende gehen. Im September bin ich ein Jahr verwitwet, und die Berater des Königs denken über eine neue Ehe für mich nach. Sie werden mich benutzen, um einen schwierigen englischen Lord enger an den Thron zu binden, oder sie verschachern meine Witwenländereien an einen Günstling. Vielleicht geben sie mich einem fremden Prinzen zur Gemahlin, um ein Bündnis zu festigen. Sie werden mit mir umspringen, wie es ihnen passt, und wenn wir nicht aufwachen und uns aus unserer Verzauberung lösen, dann sehe ich voraus, dass ich vor Weihnachten wieder verheiratet sein werde.
Richard ist sich dieser Gefahr bewusst, aber er weiß nicht, wie wir sie abwenden können. Er sagt, er will dem König und seinem Rat mitteilen, dass er mich liebt und mich heiraten will. Aber er kann sich nicht überwinden, denn ich würde in Ungnade fallen und wäre keine Herzogin mehr, sondern nur die Frau eines gewöhnlichen Mannes – nicht mehr die Erste Lady im Königreich, sondern tatsächlich eine Frau der Erde.
Im besten Falle würden sie das Vermögen, das mir mein Gemahl hinterlassen hat, beschlagnahmen, und wir stünden ohne irgendetwas da. Im schlimmsten Falle würden sie Richard wegen der Beleidigung eines Mitgliedes der königlichen Familie verhaften, mich in ein Kloster schicken und dann schnell mit einem Mann verheiraten, der auf mich aufzupassen hat und der gewarnt wurde, dass seine Frau eine Hure ist, die er unterwerfen muss.
Mit jedem warmen Sommertag, der vorbeigeht, nähern wir uns dem Augenblick, da wir uns trennen oder der Gefahr einer Beichte aussetzen müssen. Richard quält die Angst, dass er mein Untergang ist. Ich hingegen hege nur die Befürchtung, dass er mich in einem Anfall von Selbstaufgabe verlässt. Er sagt, wenn er seine Liebe erklärt, besiegelt er damit meinen Untergang, und wenn er es nicht tut, vernichtet er sich selbst.
Die weise Frau, Margery Jourdemayne, kommt zu Besuch an den Hof, sie verkauft Liebestränke, sagt die Zukunft voraus und sucht mit der Wünschelrute nach verlorenen Gegenständen. Die Hälfte dessen, was sie tut, ist Unsinn, aber ich habe Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Kräuterkundige. Ich bestelle sie in meine Gemächer, und sie kommt diskret, nämlich sehr spät, mit der Kapuze über dem Kopf und einem Tuch über dem Mund.
«Was wünscht die schöne Herzogin?», fragt sie mich.
Der Ausdruck bringt mich zum Kichern. «Und wie nennst du die andere Herzogin?», frage ich sie.
«Die königliche Herzogin», sagt sie. «Auf diese Art bin ich Euch beiden gefällig. Für sie ist die Krone wichtiger als alles andere. Alles, was ich für sie tun kann, ist, sie der Krone näher zu bringen. Aber was kann ich für Euch tun?»
Ich schüttele den Kopf. Ich will nicht über eine Nachfolge spekulieren, es ist Verrat, auch nur anzudeuten, der junge König sei nicht stark und gesund. «Ich sage dir, was ich will. Ich will einen Kräutertrank, um ein Kind zu empfangen.»
Sie sieht mich von der Seite an. «Ihr wollt ein Kind, obwohl Ihr keinen Gemahl habt?»
«Er ist nicht für mich», lüge ich schnell, «sondern für eine Freundin.»
«Und ist Eure Freundin so alt und so gebaut wie Ihr?», fragt sie frech. «Ich muss das wissen, für die richtige Auswahl der Kräuter.»
«Mach ihn so, als wäre er für mich, und gib mir das Rezept.»
Sie nickt. «Er ist morgen fertig. Ihr – Eure Freundin sollte ihn täglich
Weitere Kostenlose Bücher