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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Niederkunft zurückziehe, stirbt mein Schwiegervater an einem Fieber. Getröstet hat ihn die Nachricht, dass der König uns vergeben und uns auch wieder an den Hof gerufen hat. Auch wenn ich mit einer zwei Jahre alten Tochter, einem einjährigen Sohn und einem Neugeborenen in der geschnitzten Wiege nicht sonderlich erpicht darauf bin.
    «Auf dem Land verdienen wir niemals genug, um unsere Schulden zurückzuzahlen», redet mein Gemahl mir zu. «Ich habe zwar die fettesten Kühe und die besten Schafe in ganz Northamptonshire, aber ich schwöre dir, Jacquetta, wir leben verschuldet und werden noch verschuldet sterben. Du hast einen armen Mann geheiratet und solltest dich glücklich schätzen, dass ich dich nicht im Unterrock zum Betteln schicke.»
    Ich halte ihm den Brief mit dem königlichen Siegel vor die Nase. «Nein, denn sieh, wir werden zum Osterfest an den Hof gerufen, und hier ist ein weiterer Brief vom königlichen Haushofmeister, der fragt, ob wir genügend Gemächer haben, damit der König uns auf seiner Sommerreise einen Besuch abstatten kann.»
    Fast schrickt Richard zurück. «Lieber Gott, wir können doch nicht den Hof beherbergen. Und gewiss nicht bewirten. Ist der Haushofmeister verrückt geworden? Was glaubt er, was für ein Haus wir führen?»
    «Ich schreibe ihnen, dass unser Haus bescheiden ist, und wenn wir über Ostern vor Ort sind, müssen wir dafür sorgen, dass sie es begreifen.»
    «Aber freust du dich denn gar nicht, nach London zu kommen?», fragt er mich. «Du kannst neue Kleider und Schuhe und alle möglichen hübschen Sachen kaufen. Vermisst du den König und seine ganze Welt gar nicht?»
    Ich gehe um den Tisch herum, trete hinter seinen Stuhl und schmiege meine Wange an seine. «Ich freue mich, wieder an den Hof zu gehen, denn der König ist die Quelle allen Wohlstands und aller Gönnerschaft, und ich habe zwei hübsche Töchter, die ich eines Tages gut verheiraten möchte. Du bist ein zu guter Ritter, um deine Zeit mit der Viehzucht zu verbringen. Der König könnte sich keinen treueren Berater wünschen, sie werden wollen, dass du wieder nach Calais gehst. Aber nein, ich bin glücklich mit dir hier, und wir gehen nur für kurze Zeit und kommen dann wieder nach Hause zurück, nicht wahr? Wir werden keine Höflinge, die ihre ganze Zeit dort verbringen?»
    «Wir sind der Gutsherr von Grafton und seine Lady», erklärt mein Gemahl. «Durch Lust vernichtet, bis zum Hals verschuldet. Wir leben auf dem Land, ohne Geld, hier gehören wir her – unter brünstige Tiere. Sie sind uns ebenbürtig. Hier wollen wir leben.»

[zur Inhaltsübersicht]
    London
SOMMER 1441
    I ch habe die Wahrheit gesagt, ich war glücklich in Grafton, und dennoch macht mein Herz einen Satz vor frivoler Freude, als der König seine Barke nach uns aussendet, die uns den Fluss hinunterträgt, und ich die hohen Türme von Greenwich Castle und den neuen Bella Court sehe, den sich der Duke of Gloucester gebaut hat. So bezaubernd und luxuriös ist er, ich kann nicht anders, als mich darüber zu freuen, dass ich als Günstling an den Hof zurückkehre und wieder eine der größten Damen des Landes bin. Die Barke fliegt dahin, während die Ruderer im Takt der Trommeln an den Riemen ziehen, und dann holen sie die Ruder ein, die livrierten Bootsleute am Pier fangen die Taue auf und ziehen die Barke längsseits.
    Ich schreite über die Zugbrücke, und als ich den Kopf hebe, sehe ich, dass die königliche Gesellschaft am Fluss entlangspaziert und uns nun gemächlich zur Begrüßung entgegengeht. Allen voran der König, kein Knabe mehr, sondern ein Mann von fast zwanzig Jahren, der selbstbewusst auf mich zukommt, mich wie ein Verwandter auf die Wangen küsst und meinem Gemahl die Hand reicht. Die Gesellschaft hinter ihm wundert sich über seinen warmen Willkommensgruß, und dann müssen auch sie vortreten. Zuerst Humphrey, Duke of Gloucester, mein ehemaliger Schwager, von dem mein erster Gemahl gesagt hat, man solle ihn im Auge behalten, dahinter Herzogin Eleanor. Sie kommt langsam auf den Pier zu, eine Frau, die ihre eigene Schönheit feiert, und zunächst bin ich geblendet von ihrer Eitelkeit, doch dann sehe ich sie genauer an. Ein großer schwarzer Hund, eine Dogge oder ein anderer Kampfhund, folgt ihr auf den Fersen. Am liebsten würde ich ihn anfauchen wie eine Katze, die Nackenhaare aufstellen und die Augen zu Schlitzen verengen. Der hässliche Hund lenkt mich ab, sodass ich dem Herzog gestatte, mich bei der Hand zu nehmen, mir

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